Suche nicht die Suende
eine sehr kluge Strategie, die du eingesetzt hast, um eine Hexe schachmatt zu setzen.« Weicher sagte er dann: »Du törichtes Mädchen. Natürlich habe ich dich nie für dumm gehalten.«
Ihr Gesicht fühlte sich warm an. Das war vielleicht die Wirkung des Radieschens. »Es kann sein, dass ich mich jetzt erinnere«, sagte sie. »Es war Lady Fulton, nicht wahr?«
»Möglich«, entgegnete er mit einem Schulterzucken. »Du weißt, ich gebe mir Mühe, niemanden aus diesem Haufen zu kennen.«
Ja. Es war Lady Fulton gewesen. Mit der Erwähnung des Namens der Frau kehrte dieser Moment mit absoluter Klarheit in Gwens Erinnerung zurück. Sie hatte sich darüber geärgert, dass ihr die feuchte Luft die Locken ruiniert und sie sich wie ein Würstchen in einer zu engen Pelle gefühlt hatte. Die Mode in jenem Jahr hatte diese schrecklichen langen Ärmel verlangt! Die Bemerkung war aus dem Nichts gekommen und hatte sie aus ihrem profanen Jammer gerissen. Sie hatte sich rasch umgeschaut, bevor sie geantwortet hatte, um sicher zu sein, dass Lord Trent nicht in der Nähe und Zeuge dieser Kränkung gewesen war.
Wie seltsam, jetzt daran zu denken. Sie hatte Angst gehabt. Eigentlich hätte sie zu ihrem Verlobten hinüberschauen müssen, damit der sie verteidigte. Stattdessen hatte sie sich Sorgen gemacht, dass eine klare Antwort von ihr seine Meinung über sie hätte beeinflussen können.
Nun, soweit sie vermutete, musste irgendeine Bemerkung seine Meinung doch beeinflusst haben. Eine zufriedenstellende Erklärung für seine Abtrünnigkeit hatte er ihr nie gegeben.
Diese
Männer
.
»Ich verabscheue Lady Fulton«, sagte sie.
Verabscheuen
. Was für ein schönes Wort. Warum hatte sie es bis jetzt nie verwendet? »Diese Frau ist ein gemeiner kleiner Snob.«
»Zweifellos. Wie ich schon sagte, ich war von deiner Selbstbeherrschung sehr beeindruckt. Diese runzlige Hexe.«
»Runzlig«, sagte sie. »Ja, das ist genau das Wort für sie. Ich glaube, ihre Seele ähnelt durch und durch einer verdorrten Spelze.«
»Ich dachte eigentlich an ihr Gesicht, aber dem anderen stimme ich auch zu.«
Sie lachten zusammen. Es ging ihr durch den Sinn, dass, sollte Alex je heiraten, seine Verlobte solche Beleidigungen nicht vor ihm verbergen müsste. Er würde mit Wonne vortreten und ihr beistehen.
Nicht dass er je heiraten würde. Sie wandte ihre Gedanken fort von diesem gefährlichen Terrain. »Aber was du im Grunde sagst, ist doch, dass du mich immer für eine clevere Heuchlerin gehalten hast.«
»Nein. Na ja, manches Mal vielleicht«, räumte er mit einem Grinsen ein. »Aber wenn dieses Spiel Heuchelei erforderlich macht, wer bin ich dann, einen Heuchler zu kritisieren?«
»Wie schmeichelhaft«, sagte sie trocken.
»Du solltest in der Tat geschmeichelt sein. Ich halte dich in diesem Spiel für ziemlich gut. Genau genommen …« Er schenkte ihr ein Lächeln, das wie eine Flamme ihren Rücken herunterzulaufen schien. »Ich habe deine Fähigkeit zur Verstellung immerhin so sehr bewundert, dass ich dich eingeladen habe, an meinem Spiel teilzuhaben.«
Vor diesem Lächeln war sie nicht sicher. Im Elefanten des
Moulin Rouge
hatte er sie zum ersten Mal so angelächelt, und sie hatte bislang noch kein Mittel gefunden, sich dagegen zu wappnen. Sie holte langsam tief Luft. »Sag mir, was ich tun soll.«
»Platt gesagt, bist du meine Eintrittskarte zu dieser Hausparty. Das ist mehr als genug. Barrington wird dich gewiss bitten zu singen, aber es gibt keinen Grund, ihm diesen Gefallen auch zu tun.« Er machte eine Pause, dann stellte er sein Weinglas ab. »Gwen, ist dir klar, dass Barrington uns für ein Liebespaar hält?«
Sie konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde, aber mithilfe ihrer Willenskraft hielt sie seinem Blick stand. Wie beiläufig er dieses Wort ausgesprochen hatte. »Ja.«
»Du weißt also, dass wir uns ein Zimmer oder eine Suite teilen werden?«
Sie schluckte. »Ja.«
»Und höchstwahrscheinlich wird es nur ein Bett geben.«
Ihre Finger gruben sich in den Plüschsamt des Kissens, auf dem sie saß. »Natürlich.« Sie versuchte, gleichmütig zu klingen. Aber selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme jetzt atemlos.
»Gut. Benimm dich mir gegenüber einfach reizend, und halte die Erfindung über die Königin von Barbary Coast auf einem Minimum. Je weniger Lügen, umso schwerer stolpert man darüber.«
Sie nickte und wurde sich zunehmend einer wachsenden Unzufriedenheit bewusst. Die Rolle, die er da für sie entwarf, war die
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