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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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einer Requisite. Aber sie wollte von
Nutzen
für ihn sein. »Wonach suchst du überhaupt? Denkst du, er hat deinen Bruder beim Landverkauf irgendwie übervorteilt?«
    »Ich weiß es nicht. Es wäre leichter, hätte ich irgendeinen Anhaltspunkt. Irgendetwas ist jedenfalls nicht in Ordnung – sicherlich tritt Barrington nicht als ein einfacher Grundbesitzer auf. Wenn er über das Geld und die Kontakte verfügt, um sich in der Rue de Varenne ein Haus zu kaufen, kann es auch gut sein, dass diese Reise für die Katz ist. Vielleicht kauft er englischen Grundbesitz einfach nur aus Spaß auf und hat mein Angebot ignoriert, weil er nicht daran interessiert ist, Gewinn zu machen.« Bei diesem Gedanken verzog sich sein Mund. »Was für eine seltsame Angewohnheit, Land zu sammeln.«
    »Und noch etwas ist seltsam«, sagte sie zögernd. »Wenn er so reich ist, dann sollte doch zumindest einer von uns schon früher einmal von seiner Familie gehört haben. Woher kommt das Geld?«
    »Ja, das ist in der Tat verdammt seltsam. Aber es bedeutet trotzdem noch nicht, dass es irgendetwas mit Gerry zu tun hat.« Er klopfte mit den Fingern leicht auf den Tisch, dann zuckte er die Schultern und blickte aus dem Fenster. Der Zug hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, und die eisernen Deckenträger des Bahnhofs glitten langsam am Fenster vorbei. Gesichter auf dem Bahnsteig hoben sich in Richtung des abfahrenden Zuges, wandten sich ihm zu, wie sich blasse Blüten zur Sonne recken. »So oder so, dies wird mein einziger Versuch sein, etwas herauszufinden. Dafür rechne ich zwei Tage ein.«
    Sie zögerte. »Darf ich fragen, warum du dir Gedanken machst?«
    Ausdruckslos sah er sie an. »Über Gerry?«
    »Nein«, sagte sie lachend. »Über Heverley End. Ich bin überzeugt, es ist wunderschön – aber ich dachte, du hättest fürs Landleben nichts übrig. Und es war nur ein sehr kleiner Besitz, nicht wahr? Und nicht an die Erbmasse gebunden. Welche Rolle spielt es, ob es verkauft wurde?«
    »Für mich keine«, sagte er. »Und, ja richtig, der Besitz ist klein. Aber meine Schwestern haben Gerry den Verkauf übel genommen – deshalb. Und ich werde den Gedanken nicht los, dass mein Bruder der Sache irgendwie nicht gewachsen ist. Zumindest muss ich mir die Sache genauer ansehen.«
    Sie lächelte. »Und du sagst, du bist nicht brüderlich!«
    »Oh, daran ist nichts Edles, Gwen. Ich bin mit einer Schar von Stümpern belastet – einem aufgeblasenen Langweiler von Bruder und zwei schrillen, sich ständig beklagenden Schwestern, die sich liebend gern über Dinge ärgern, die einfach nicht zu ändern sind. Ich kümmere mich um die Angelegenheit, und sie lassen mich in Ruhe. Auf diese Weise ist es leichter für mich. Zumindest bis das nächste Problem auftaucht«, fügte er murmelnd hinzu.
    Bis das nächste Problem auftaucht.
Wie widerstrebend und sachlich er dies anerkannte: Wann immer sich die Notwendigkeit ergab, würde er eingreifen, ohne zu zögern. Er würde immer da sein, um zu helfen, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Wie immer, wenn jemand über Familienangelegenheiten sprach, wurde sich Gwen einer Regung von Faszination bewusst. Aber auch von Neid: Sie würde das jederzeit zugeben, auch wenn es nicht für ihren Charakter sprach. Selbst in ihren Streitereien gehörten die Ramseys noch zueinander – immer. Bei all der Sorge und dem Kummer, die Alex’ Herumwandern durch die Weltgeschichte seinen Geschwistern machte, hießen sie ihn doch jederzeit mit offenen Armen willkommen. Bei allem Ärger, den die Zwillinge über Lord Gerry empfanden, versammelten sie sich dennoch jeden Sonntag in seinem Haus zum Abendessen. Und Alex, der sich von der guten Gesellschaft fernhielt und es vorzog, von England abwesend zu sein, wann immer es möglich war, versäumte es nicht, diesen Abendessen beizuwohnen, sofern er in London war.
    Es war so anders als das Aufwachsen, das Gwen kannte. Um ihrer Kinder willen hatten ihre Eltern die Familie bewusst gespalten. Manchmal fragte sie sich, wie das Leben gewesen wäre, wären ihre Eltern weniger ehrgeizig gewesen.
    Sie schaute in Alex’ Gesicht – blaue Augen, die weder Großzügigkeit noch Zuversicht vortäuschten, und in denen immerzu ein zynisches Funkeln lag. Seine Augenbraue hob sich fragend. Gwens Finger verschränkten sich fest ineinander.
    Sie sehnen sich nach einer Hand, die sie halten können, dachte sie. Nach dem Recht, sich nach jemandem auszustrecken, nach ihm, jedes Mal, wenn sie seine Hilfe brauchte. Plötzlich

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