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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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italienischen Burschen auftut. Und ein Wochenende lang über die Stränge schlägt, um es salopp auszudrücken.«
    »Eine – Affäre?« Dagegen musste Gwen höchst heftig Einspruch erheben. »Hast du dabei nicht den armen Onkel Henry vergessen –«
    »Der arme Onkel Henry ignoriert sie völlig, soweit ich es mitbekommen habe. Ich bin weiß Gott kein Verfechter des Ehebruchs; wenn man schon idiotisch genug ist, das Gelübde zu sprechen, dann soll man es auch ehren. Aber da er seinen Teil der Abmachung mehr als schlecht einhält, kann er ruhig die Zeche zahlen, ausnahmsweise einmal.«
    Gwen fixierte ihn mit einem Blick, der ihre Wut ausdrücken sollte.
    Er lachte. »So rechtschaffen, Gwen? Komm schon, was wäre dir lieber gewesen? Dass wir Elma in einen Koffer packen und sie schreiend nach London verfrachten? Dein Denkansatz lässt etwas zu wünschen übrig. Was hättest du denn zu ihr gesagt?
Danke für deine Gesellschaft die letzten zehn Jahre
,
liebe
Elma, aber ich gehe jetzt und zeige den Männern meine Unterhosen?
«
    Sie errötete. »Natürlich nicht! Also wirklich, Alex. Ich habe schon immer vermutet, dass du mich für dumm hältst, aber –«
    »Hast du das wirklich?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    »– aber ich bin nicht
so
dumm. Ich hatte nur gesagt, ich sei bereit für ein wenig Unabhängigkeit.«
    Er schnaubte.
    »Aber den Leuten Worte in den Mund zu legen und sie zu manipulieren, das erhöht vermutlich eher die Laune«, sagte sie kalt.
    Sein Lächeln wirkte katzengleich. »Meine Liebe, es ist wunderbar, Zeuge deiner Heuchelei zu sein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass du nicht moralisieren solltest, wenn es um die Frage geht, wie man auf die sanfte Art Gewogenheit und Gunst manipuliert.«
    »Ich bitte dich, das klarer auszudrücken.«
    »Du hast die Londoner Gesellschaft nicht dadurch dazu gebracht, dich zu bewundern, indem du es ihr befohlen hast.«
    »Richtig, das habe ich nicht. Ich bin freundlich zu den Leuten gewesen.«
    »Gewiss. Deine Bewunderer und Freunde fühlten sich veranlasst, dich zu bewundern, weil du es so hast aussehen lassen, als sei es das Natürlichste und das Vorteilhafteste, dies zu tun.« Er trank einen großen Schluck Wein. »Verrate mir eines – wie viele Pullover für diese Waisenkinder zu stricken hast du versprochen? Es ist ja kein Wunder, dass du ein natürliches Talent für Bestechung zeigst, schließlich hast du es mit Wolle geübt.«
    »Das ist ganz und gar nicht das Gleiche!«
    Er klopfte mit seiner Gabel gegen den Rand des Tellers, worauf ein feiner Klang ertönte. »Du glaubst also, dass dein Erfolg zufällig war? Dass deine Beliebtheit einfach das Ergebnis des vielen Lächelns gewesen ist, das du so freigebig verschenkst?«
    »Natürlich nicht.« So naiv war sie nicht. »Wie du mich immer darauf hinweist, gibt es auch noch die Tatsache meiner drei Millionen Pfund.«
    Die Gabel hielt inne. »Ich habe ein einziges Mal darauf hingewiesen«, sagte er langsam. »Im Dienste eines sehr speziellen Arguments. Du bist es selbst, die es jetzt fortwährend erwähnt. Man könnte fast denken, du bemisst deinen Wert tatsächlich in Pfund und Pence.«
    Diese Worte rührten einen düsteren, verletzten Zorn auf. »Na ja, aber es ist doch wahr, oder nicht? Wäre ich nicht reich –«
    Er seufzte. »Verschone mich damit. Wärest du nicht reich, hättest du nicht die Chance gehabt, in die hohen Kreise aufzusteigen – natürlich ist das wahr. Aber das Geld ist es nicht, was dir deine Beliebtheit eingebracht hat.«
    Als der Zug bei der Einfahrt in einen Bahnhof langsamer wurde, schwankte der Boden und brachte das Geschirr zum Klirren. »Oh bitte, lass uns nicht darüber reden, wie
nett
ich bin.«
    »Das hatte ich auch nicht vor«, sagte er. »Du bist gescheit und auf deinen eigenen Vorteil bedacht. Und außerdem bist du teuflisch diszipliniert.«
    Schlau und auf ihren Vorteil bedacht und auch noch diszipliniert?
Dieser Gedanke ließ sie reglos verharren. Soldaten waren diszipliniert; und fromme Witwen, die ganze Nächte auf ihren Knien im Gebet verbrachten. Aber sie? Und was das Gescheitsein betraf – ha! »Wegen des Aubusson-Teppichs in der Bibliothek der Beechams hattest du recht«, sagte sie. »Ich habe ihn vor meiner Abreise aus London prüfen lassen.«
    »Und?«
    »Du sagtest, ich sei schlau.«
    »Nicht wenn es um den Kauf von Teppichen geht«, sagte er. »Aber wenn es deinen gesellschaftlichen Erfolg betrifft, dann ja. Du bist viel zu perfekt, um nur das

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