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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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und von einem körperlichen Schmerz begleitet wollte Gwen – das Unmögliche. Keine Ehe. Bei Gott, nichts, das so leicht zerbrochen oder verraten werden konnte. Sie wünschte sich mehr als eine Ehe – sie sehnte sich nach einem Band, das so stark und unzerstörbar war wie eine körperliche Umarmung. Fest. Vielleicht sogar erstickend. Dagegen würde sie nicht ankämpfen.
    Sie hatte gehofft, eine Heirat könnte ein solches Band schaffen. Sie hatte Pennington angesehen und hatte den Vater ihrer zukünftigen Kinder erblickt – vier, fünf, sechs Kinder, genug jedenfalls, um zu beginnen, die Schlafzimmer in jenem riesigen, leeren Haus zu füllen, das ihre Eltern gebaut hatten. Genügend Kinder, um sicherzustellen, dass Gwen niemals allein sein würde – und dass sie es auch nie sein würden.
    Statt um eine Hand schloss sie die Finger nun um Richards Ring, den sie an einer Kette um den Hals trug.
    Doch ihr Blick blieb unverwandt auf Alex gerichtet.
    Sie konnte ihn nicht haben, natürlich nicht. Aber bei Gott – sie wollte ihn.
    Vielleicht war es unvermeidbar, dass sich jedes längere Gespräch zwischen ihnen letztlich doch wieder Richard zuwandte. Noch lange, nachdem das Geschirr abgetragen worden war, saßen sie beieinander und teilten Erinnerungen, tauschten Geschichten aus, lachten zusammen wie Freunde. Und als der Mond aufging, rund und schwer am sternenübersäten Himmel, da hatte Gwen ihren Frieden in Alex’ Gesellschaft gefunden. Alles, was diese gemeinsame Basis ausmachte – ihre Liebe zu Richard –, machte es sehr schwer, sich in seiner Nähe beklommen zu fühlen.
    Wie merkwürdig aber, dass die Sehnsucht noch immer da war. Sie hatte stets gedacht, Anziehungskraft entstünde aus Anspannung und Ungewissheit, aber je wohler sie sich bei Alex fühlte, umso mehr wünschte sich Gwen, bei ihm zu sein.
    Nachdem sie sich getrennt und in ihre Schlafabteile zurückgezogen hatten, ging Gwen der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihre Gefühle möglicherweise verwechselte. Vielleicht war das, was sie für Alex empfand, nur eine Fortsetzung der Liebe, die eigentlich ihrem Bruder galt.
    Gwen zog ihr Korsett aus und ließ es zu Boden fallen, auf dem es mit einem traurigen leisen Rascheln landete. Es war ein Korsett, das sie erst vor einigen Tagen in Paris erstanden hatte. Es hatte auf der Vorderseite eine neue Art von Verschlüssen, mit denen es möglich war, es ohne Hilfe anzuziehen und wieder abzulegen. Es trug den Namen »Pretty Housemaid«. Was für ein Name war das nur? Gewiss hatte er sie zum Kauf animiert, und sie hatte es eigentlich – aus Spaß – Caroline schenken wollen, einfach nur, um sie vor Lachen schreien zu hören. Der Preis des Korsetts war so günstig gewesen, dass es vermutlich eher ein Hausmädchen und ähnliche Schichten der Bevölkerung ansprach, aber dann kam es Gwen doch ziemlich fragwürdig vor, eine Unterbekleidung von den Einkommensverhältnissen der Trägerin abhängig zu machen.
    Und genau genommen war das Korsett nicht einmal hübsch. Kein Hausmädchen würde es tragen, wenn es vorhatte, jemanden zu verführen.
    Sie beförderte das Ding mit einem Fußtritt durch den beengten Raum des Abteils, und es flog gegen das Bett, vor dem es in sich zusammensank. Vermutlich wusste es, dass es weitaus hübschere Korsetts auf der Welt gab, solche, die wesentlich reizvoller für Männer waren. Gwen besaß einige sehr schöne, jedes dazu bestimmt, ihren Körper ein wenig anders zu formen, um dem Schnitt des jeweiligen Kleides am besten zu schmeicheln. Schon des Öfteren, wenn sie halb angekleidet vor ihrem Spiegel gestanden hatte, war ihr der Gedanke gekommen, dass einige ihrer Korsetts fast zu bezaubernd waren, um verdeckt zu werden – dass jemand sie darin sehen sollte.
    Aber ganz gewiss nicht in diesem »Pretty Housemaid«. Sie musterte es mit gerunzelter Stirn. Sie hätte die anderen Sachen nicht in Paris lassen sollen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Korsetts waren Kleidungsstücke, die man nicht leichtfertig zurückließ – sie waren der Maßstab für den Erfolg einer Lady, zumindest in einigen Kreisen. Unter den Mädchen, die vor drei Jahren mit ihr zusammen ihr Debüt gehabt hatten, hatte jede darauf gehofft, nicht später zu heiraten als in dem Alter, das mit dem Maß ihrer geschnürten Taille korrespondierte. Vierundzwanzig hatte für den Beginn des Daseins als alte Jungfer gegolten.
    Seither waren die Korsetts kürzer und die Schnürung noch fester geworden. Die jungen Dinger

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