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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Produkt von Glück und Charme und Lächeln zu sein.«
    »Was dann?«, fragte sie. »Ich habe mir meine Freunde nicht
gekauft
, wenn es das ist, was du sagen willst.«
    »Nein«, sagte er. Der Zug hielt an, und Alex’ Stimme durchdrang schmerzlich deutlich die Stille. »Du hast sie dir erspielt.«
    »Sie erspielt?« Gwen spießte eine Garnele auf. Seltsame Objekte, diese Garnelen. Sie wirkten so nackt und in sich selbst gekrümmt und boten ihre feinen Venen so offen dar. »So, wie du das sagst, klingt es, als wäre mein ganzes Leben eine Schande.«
    »War es das bis jetzt denn nicht?« Er ließ einen Ton in seiner Kehle entstehen, der nach Belustigung und Skepsis zugleich klang. »Erzähl mir nicht, dass du auch nur einen Moment daran geglaubt hast. Du hast diese kleine Welt beherrscht, indem du die Regeln befolgt und sie zu deinem Vorteil genutzt hast.«
    Er schwieg, und sie hielt den Blick auf die Garnele auf ihrer Gabel gerichtet. Es hatte etwas Merkwürdiges an sich … etwas Demütigendes … zuzuhören, wie er sie so kaltblütig analysierte. Sie war keineswegs so berechnend, wie er sie darstellte, aber sie konnte erkennen, dass sich ein Fremder von seiner Sichtweise überzeugen lassen könnte.
    Sah er sie wirklich so?
    Er sprach sanfter, als er fortfuhr. »Gwen … hättest du diese Welt ernst genommen – hättest du Vertrauen zu irgendeinem dieser Menschen darin gehabt –, du hättest niemals so geschickt mit ihnen umgehen können. Das weißt du doch, nicht wahr?«
    Die Schwachstelle in seiner Argumentation veranlasste sie aufzuschauen. »Jeder weiß, dass es Regeln gibt«, sagte sie. »Jeder, Alex. Sonst wären Benimmbücher nicht so beliebt.«
    Seine blauen Augen hielten die ihren fest. »Ich spreche nicht von Etikette, sondern von weit subtileren Fähigkeiten. Schmeichelei, zum Beispiel. Und von dem Talent für zeitlich passendes Ignorieren. Du erinnerst dich doch an die Soiree, die Caroline gegeben hat? Vor drei Jahren? Im Juni war es, glaube ich.«
    Sie zuckte die Schultern und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Garnele zu, drehte sie einmal herum. »Es gab so viele –«
    »Das allgemeine Erbrechen in der Halle«, sagte er.
    »Oh. Ja«, sagte sie widerstrebend. Vage erinnerte sie sich jetzt. Ein für die Jahreszeit ungewöhnlich trüber Tag. Caroline hatte für den Fall, dass es Regen geben würde, ein großes gestreiftes Zelt auf dem Rasen aufstellen lassen. Was sie selbst betraf, so war sie vollauf mit ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Lord Trent beschäftigt gewesen. Die Hälfte der Gäste war krank geworden, ihr Verlobter eingeschlossen, weil der Schellfisch –
    Sie schaute argwöhnisch auf die Garnele und legte sie dann auf ihren Teller zurück. »Der Schellfisch war verdorben«, sagte sie. »Danke, dass du mich daran erinnert hast.«
    Er lachte. »Ja, das war das einzige Mal, dass ich jemals Caro mit Belinda verwechselt habe. Ihr Zorn war erstaunlich anzusehen.«
    »Ich wusste nicht, dass du auch dort gewesen bist.«
    »Ich hatte nicht vor zu kommen. Ich war im Hafen gewesen und hatte das Löschen irgendeiner Ladung überwacht. Als die Gäste anfingen krank zu werden, ließ Caro mich holen, um zu helfen, die stattlichen Lords in ihre Kutschen zu hieven.« Er lächelte, als er daran dachte. »Auf jeden Fall war ich lange genug da, um mitanzuhören, wie du dich mit einer der Damen unterhalten hast. Sie hat dich ihrer Freundin als die Tochter eines Apothekers vorgestellt, der sein bemerkenswertes Talent für den Kapitalismus entdeckt hätte.«
    »Oh.« Das klang vertraut. Auf die Art, wie man sich manchmal an Träume erinnerte, Tage oder Wochen später, weckte es ein vages emotionales Echo in ihr. Es war ihr Prinzip, auf solche Bemerkungen niemals näher einzugehen.
    »Es war eine Beleidigung«, sagte er munter. »Unverhüllt. Aber dein Lächeln hat nicht geschwankt. Du hast ihr dafür gedankt, dass sie so freundlich gewesen ist, an deinen verstorbenen Vater zu erinnern.«
    »Habe ich das?« Gwen nahm ein Radieschen vom Teller und biss hinein. Der erste Eindruck war, dass diese französischen Radieschen mild und süß waren, aber sie schlugen mit einem würzigen Nachgeschmack zurück, der den Gaumen überraschte. Sie war gerade dabei, eine Vorliebe für sie zu entwickeln. »Ich erinnere mich nicht daran«, schwindelte sie.
    »Nein? Ich werde es nie vergessen.« Der plötzliche Ernst in seinem Ton veranlasste sie, ihn anzusehen. Er erwiderte diesen Blick. »Das war kein Teil der Etikette. Es war

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