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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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auskommen sollen. [B 305]
    Es war ein Mädchen frisch und schön, und, wenn es nicht mehr anders sein konnte, nicht bloß erwartend, kurz so wie sie alle würden geworden sein, wenn die bekannte Geschichte, die uns Moses erzählt, nicht dazwischengekommen wäre. [B 308]
    Er hatte etwas an sich, was die Herrnhuter gemeiniglich gesalbtes Wesen, der stubensitzende Lehrer der Theologie Frömmigkeit, der vernünftige Mann, der die Welt kennt, Einfalt und Unverstand nennt. [B 309]
    Cicero de natura deorum. Opera 1166. I. sagt von sich cum minime videbamur tum maxime philosophabamur. [B 310]
    Damit [man] der verfluchten Ketzerei endlich den lang verschobenen Gnadenstoß geben könne. [B 312]
    Eine Gedanken fliehende Kraft. [B 313]
    An einem warmen Abend hatte Seng, so hieß der Mensch, von dessen Geistes-Umständen ich das Merkwürdigste erzählen will, das Mädchen gesehen, das er seit einem Jahr für das schönste in der Welt hielt. Schon lange vorher, als sie ihn kannte, hatte er sie sich zum Muster gewählt, wenn er sich eine Psyche oder eine Helena, eine Hebe oder sonst ein berühmtes Mädchen sinnlich machen wollte, dadurch gab er ihr endlich in seinem Geist denjenigen Reiz, den unter allen Menschen nur die Liebhaber und unter diesen nur die wenigen sehen, die die Gabe einer glücklichen Schwärmerei besitzen. [B 315]
    Hätte die Natur nicht gewollt, dass der Kopf den Forderungen des Unterleibes Gehör geben sollte, was hätte sie nötig gehabt, den Kopf an einen Unterleib anzuschließen. Dieser hätte sich, ohne eigentlich dasjenige zu tun, was man Sünde nennt, satt essen und sich satt paaren und jener ohne diesen Systeme schmieden, abstrahieren und ohne Wein und Liebe von platonischen Räuschen und platonischen Entzückungen reden und singen und schwatzen können. Küsse vergiften ist noch weit ärger von der Natur gehandelt, als das Vergiften der Pfeile der Feinde im Krieg. [B 318]
    Venus anadyomene. Die Venus, wie sie aus dem Wasser, oder J… wenn sie des Abends aus dem letzten Röckchen heraussteigt, welche ist schöner? [B 319]
    Ich wünschte mir bloß, ein König zu sein, um mit meinen geringen Talenten L der Große [zu] heißen. [B 321]
    Was die Männer in Lacedämon bei schwerer Strafe verbunden waren wenigstens 5 mal des Monats zu tun, das tat er freilich wenigstens dreimal so oft. [B 322]
    Zwischen Wachen und Traum, auch bei der herannahenden Gottheit des Bacchus, nimmt oft die Erinnerung längst vergangener Wollust einen ganz himmlischen Schwung in unsern Seelen. [B 324]
    Ihr Gesicht ist so schön und so andächtig, dass sie Lamettries bekehren und Apostel verführen könnte. [B 325]
    Die Scheidewand zwischen Vergnügen und Sünde ist dünne, dass sie der Strom des langsamsten Blutes im Siebenzigsten in Stücken drückt. Was? Will denn die Natur, was sie nicht will? Oder denkt die Vernunft, was sie nicht denken kann? Du Narr! Weg mit dieser verfluchten Demokratie, wo alles das Wort führen will. Wenn ich will, soll eine uneinheimische, eingeführte nichtswürdige Sentenz aufsteigen und Fleisch und Blut Trotz bieten? Eine Sentenz Herr von diesem festen steten Hang eines ganzen Systems zur Wollust? Ja werfe einem hungrigen Volk einen Zwieback zu und befriedige es oder halte die Flut mit einem Fächer auf. Sünde, was Sünde – dreitausend Stimmen gegen eine, es ist nichts. Eine Schuldistinktion oder Priester-Betrug. So – hier steh ich fest, und dieses bin ich. Seid was ihr wollt, wohlan. [B 329]
    M. Was war das, das hat ja fast wie Philosophie geklungen. Ich dachte immer, der Kerl wäre zu dumm, um ein Narr zu werden.
    S. Zu dumm, um ein Narr zu werden, du sprichst ja fast, als wenn du zu klug wärst, um ein vernünftiger Kerl zu sein.
    M. Aber Klugheit und Narrheit nun bei Seite gesetzt höre. [B 330]
    Ich kann die verdammten Buttervögel nicht leiden, die sich im Sommer so dünne tragen, dass ein unschuldiges Mädchen sich um den Himmel an ihnen gucken kann, und die doch im Winter so frosterich sind, dass sie bis auf die Degen-Scheiden alles mit Pelz füttern. [B 331]
    In der Tat war dieses sonderbar, aber mich dünkt, du handelst sonderbar, ohne sonderbar zu sein. Höre, lass dich in kein Spiel ein mit dir selbst, du gewinnst dir doch nichts ab. Ich mag gern sehen, wenn man immer ist, was man sein kann, was hilft es dich, wenn du auch den gegenwärtigen Augenblick etwas weismachst, worüber dich der nächste Lügen straft. [B 332]
    Ich fand ihn in seiner Stube, die Hose bis an die

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