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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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fallen ließ. Ich dachte gleich damals, er würde nun beißen, und habe gegen einige meiner Freunde diese Vermutung in klaren Worten geäußert. Er biss wirklich, es ging aber nicht durch. [C 57]
    Das Sprechen im Traum könnte gebraucht werden in einem Roman, etwas zur Entwickelung beizutragen. [C 58]
    Es ist ein Vorurteil unseres Jahrhunderts in Deutschland, dass das Schreiben so zum Maßstab des Verdienstes gediehen ist. Eine gesunde Philosophie wird vielleicht dieses Vorurteil nach und nach vertreiben. [C 59]
    Er ist schon in den Vierzigen und trägt noch immer rotes Unterfutter und helle Farbe. Also ins historische Lexikon wird er nie kommen, weder als Genie noch als Spitzbube. [C 64]
    Unsere Gelehrten verfallen in den Fehler der Krämer in den kleinen Städten, sie kaufen nicht an der Stelle, wo es wächst, sondern lassen sich es lieber erst von einem Engländer oder Franzosen vorsagen. Das ewige unsern Lands-Leuten bekannt machen, warum suchen wir unsern Landsleuten nicht den Geist einzuprägen, selbst zu versuchen und immer auf das Bessermachen zu denken? [C 65]
    Was einem das Liegen auf dem rechten Ellenbogen ist, nachdem man eine Stunde auf dem linken gelegen. [C 79]
    In Osnabrück heißt ein Barometer ein Wetter-Wicker, die gemeinen Leute sprechen es aus: ein Weërwicker (ein Wetterweiser oder Wahrsager). [C 80]
    Seitdem jedermann kritische Scharteken liest, so sind die Produkte des Witzes der Leute gewissermaßen der Maßstab geworden, nach welchem man ihren Wert als Mensch überhaupt bestimmt. [C 85]
    Sehnsucht und Tugend sannen beide
    An einem Wunsch an dich für heute.
    Sie stritten lang, und was mir übrig blieb,
    War bloß ein Ach, als beide sich verglichen,
    Denn was die Sehnsucht sonst noch schrieb,
    Das hat die Tugend weggestrichen. [C 91]
    Im Osnabrückschen Land Recht steht: Wenn fremde Hühner Schaden tun und mein Korn abfressen, bin ich befugt, ihnen die Kröpfe auszuschneiden und das Korn daraus zu nehmen. [C 92]
    Es gibt 100 Witzige gegen einen, der Verstand hat, ist ein wahrer Satz, womit sich mancher witzlose Dummkopf beruhigt, der bedenken sollte, wenn das nicht zu viel von einem Dummkopf gefordert heißt, dass es wieder 100 Leute, die weder Witz noch Verstand haben, gegen einen gebe, der Witz hat. [C 98]
    Gib meinen guten Entschlüssen Kraft, ist eine Bitte, die im Vaterunser stehen könnte. [C 99]
    Aus der Weisheit Gottes manche Sachen schließen zu wollen ist nicht viel besser, als es aus seinem eignen Verstand zu tun. [C 101]
    Er führte erst den Degen fürs Vaterland mit nicht sonderlichem Glück, und nun fing er an, die Messkette für dasselbe zu führen. [C 103]
    Anstatt der gestochenen Vignetten könnte man auch geschriebene anbringen, erbaulicher würden sie zuweilen sein, als die Argumente über den Capituln oder die in Kupfer gestochene Vignetten. Ebenso könnte man Noten in Kupfer stechen. [C 112]
    Er speit Geheimnisse und Wein. [C 118]
    Die Mutter sagt’s, der Vater glaubt’s und ein Narr leugnet’s. [C 121]
    Tue nicht allzu fein, damit nicht ein natürlich Feinerer zuweilen merkt, dass du wirklich so bist, wie du ihn gerne finden wolltest. pm [C 122]
    Als sich der Dichter Rousseau seines Vaters schämte und sich Verniettes nannte, so brachte ein verschmitzter Kopf die Worte Tu de renies heraus. Pitaval T. VI. In dem Processe zwischen dem Mathematiker Saurin und Rousseau. [C 128]
    Es gibt eine Art Vögelchen, die in die dicksten hohlen Bäume Löcher hacken, sie trauen ihren Schnäbeln so viel Kraft zu, dass sie allemal nach jedem Hieb auf die entgegengesetzte Seite des Baumes gehen sollen, um zu sehen, ob der Streich nicht durch und durch gegangen sei. [C 132]
    Wer hört Entschuldigungen, wenn er Handlungen hören kann? [C 137]
    Wir Protestanten glauben nunmehr in sehr aufgeklärten Zeiten, in Absicht auf unsere Religion zu leben. Wie wenn nun ein neuer Luther aufstünde? Vielleicht heißen unsre Zeiten noch einmal die finstern. Man wird eher den Wind drehen oder aufhalten können, als die Gesinnungen des Menschen heften. [C 146]
    Die Regeln der Grammatik sind bloße Menschen-Satzungen, daher auch der Teufel selbst, wenn er aus besessenen Leuten geredet, schlecht Latein geredet. Wie man dieses in der Geschichte des Urban Grandier im Pitaval Tome II . mit mehrerm nachlesen kann. [C 149]
    Dieses ist dem Menschen so natürlich als das Denken, oder das Werfen mit Schneebällen. [C 155]
    Es war ihm unmöglich, die Wörter nicht in dem Besitz ihrer

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