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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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regelmäßigsten Formen. Fräncklins Erfahrungen zu erklären. Andere ähnliche Versuche zu machen. Als nämlich lange auf brennend Rot hingesehen und dann die Augen geschlossen, oder auf lebhaftes Grün pp. Mit dem einen Auge auf Rot und mit dem andern auf Grün. [C 329]
    Der kühnste Flug des faselnden Menschen. [C 332]
    Weil der Mann schon seit geraumer Zeit tot, so kann ich ihn wohl nennen, es ist Cicero. [C 334]
    Wie dieses der Zaunkönig der Dichter in seinem Abschied an den Amor sehr schön zwitschert. [C 335]
    Ich bemerkte wirklich auf seinem Gesicht den Nebel, der allezeit während des Wonnegefühls aufzusteigen pflegt, das man hat, wenn man sich über andere erhaben zu sein glaubt. [C 337]
    Sie tun die Taten, und wir übersetzen die Erzählungen davon ins Deutsche. [C 341]
    Wenn ich doch eine Verrichtung wählen soll, die tausend Menschen schon vor mir gewählt haben, so soll es gewiss das Compendienschreiben nicht sein. [C 344]
    Jemand wollte einmal seinen Fliegen in der Stube den Zucker abgewöhnen, und das hat ihn über ein halbes Pfund Zucker gekostet, und doch kamen noch immer welche, die ihn nicht verschmähten. [C 345]
    Um einzusehen, welches von beiden das leichteste ist, darf man überhaupt bloß die Bedeutungen der Wörter leicht und schwer verstehen. [C 346]
    Mit wollüstiger Bangigkeit. [C 349]
    Zwo Personen verabreden sich, was sie in Gesellschaft miteinander sprechen und wie sie sich einander aufziehn wollen. [C 352]
    Nicht Größe des Geistes, sondern des Windes hat ihn zu dem Manne gemacht. [C 356]
    Das müsste ein Tropf von einem Naturkündiger sein, der, wenn man ihn bei 5000 Taler Besoldung ein paar Jahre einsperrte, nicht wollte einen Folianten über einen Kirschenstiel schreiben. Jede Wissenschaft, jedes Kapitel einer Wissenschaft, jede Paragrafe hat ihre Kirschenstiele. [C 357]
    Berechnung, wie viel jünger man wird, wenn man des Morgens um 3 Uhr aufsteht. [C 361]
    Die Beiwörter sind es eigentlich, die den Chapelain unsterblich gemacht haben. In seinen Versen findet man oft Beiwörter, die nur dienen das Maß vollzumachen. [C 364]
    Wenn man nun einmal in der Welt anfangen wollte, das bloß Nötige zu tun, so müssten Millionen Hungers sterben. [C 368]
    Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur wie sie meinen, dass sie sich zugetragen hätte. [C 373]

D.
[1773–1775]
    Warum gefällt eigentlich Witz so sehr? [D 12]
    Die Kunst, seinen Entschlüssen Kraft zu geben, allen Lieblingsleidenschaften entgegen etwas Nützliches zu unternehmen, abzuhandeln oder doch Erfahrungen dazu zu sammeln. [D 13]
    Es ist nicht Laster-Hass, sondern Halseisen-Furcht. oder so Wer kann in jedem Fall Tugend von Halseisen-Furcht unterscheiden? [D 14]
    Wenn die Geschichte recht nützlich sein sollte, so müssten große Männer ihr eignes Leben recht unparteiisch beschreiben, dazu gehört freilich viel Entschließung. Lief doch Bolingbroke am hellen Tage nackend durch den mit Menschen angefüllten Park in London. Man würde in einzelnen Fällen weiser werden und im Ganzen von seiner Hochachtung gegen das menschliche Geschlecht nichts verlieren, wie viel angebetete Bösewichter aber auch wieder unter den öffentlich verworfenen Rechtschaffene entdecken. Oft würde Müßiggang zu Kaltblütigkeit, Freundschaft zu Interesse, Wohltätigkeit zu Leichtsinn, Gütigkeit und Gesetzmäßigkeit zu weichlicher Freiheit und Strafenfurcht werden, hingegen auch wiederum Steifsinnigkeit zu Standhaftigkeit, Eigensinn zu Treue, Geiz zu Vorsichtigkeit, Strenge zu Gerechtigkeit. Was würden sich da die Menschen ihrer Meinungen schämen. So etwas sollte man immer fürchten, wenn man von Menschen urteilt. Man bleibe ja bei den Taten stehen und betrachte sie bei kaltem Blut, eher zum Besten als zum Übelsten geneigt, da noch kein Mensch erwiesen hat, dass die Menschen eher schlimm als gut seien. [D 22]
    Es gibt Leute, die bei allem, was sie zu sehen bekommen, gleich denken, wie man es besser nach ihrer eigenen Erfahrung machen könne. Herr Kriegssekretär Ramberg in Hannover gehört unter diese Art. Wenn dergleichen Personen viel Erfahrung und Verstand besitzen, wie dieser Mann wirklich besitzt, so sind es die brauchbarsten Leute. Der eigentliche Projektemacher sucht seinen Vorrat von Erfahrungen nicht zu bereichern, daher ihm auch jene andere Eigenschaft zu nichts hilft und ihn nur lächerlich macht. Wer deswegen merkt, dass ihn die Lüste der Projektmacherei quälen, der fange bei

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