Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
die sich die andern nicht anschaffen können. [C 262]
Er redete oft an Orten sehr frei, wo jedermann eine heilige Miene annahm, dafür predigte er aber die Tugend wiederum an Orten, wo sie sonst kein Mensch predigte.[ C 264]
Wie leicht Eigenliebe, ohne dass wir es merken, die Triebfeder mancher uns von derselben ganz independent scheinenden Handlung sei, können wir daraus sehen, dass Leute das Geld lieben können als Geld, ob sie gleich nie Gebrauch davon machen. [C 265]
Zwei einfache Tiere können ein symmetrisches ausmachen. [C 268]
Gäbe es nur lauter Rüben und Kartoffeln in der Welt, so würde einer vielleicht einmal sagen, es ist schade, dass die Pflanzen verkehrt stehen. [C 270]
Wie sich das betroffen finden in einer Satire bei dem Leser gewöhnlich äußert? Nicht wie sich sonst wohl Einsicht zu äußern pflegt, sondern mit Verachtung gegen den Verfasser und … [272]
Ich kann es wohl begreifen, aber nicht anfassen und umgekehrt. [C 275]
Wenn jemand auf die Ärzte, auf Advokaten oder die elenden Philosophen loszieht, so lachen die Vernünftigen unter denselben mit. Allein wenn man auf einen schlechten Geistlichen [loszieht], deren es doch gewiss mehrere gibt als schlechte Leute in irgendeiner Fakultät, deswegen weil es schwerer ist, ein guter zu sein, so werfen selbst gute Männer unter ihnen mit Eifer und Verfolgung um sich. [C 277]
Pythagoras legte seinen Schülern Stillschweigen auf. So sind unsere Auditors bei den Gerichten. [C 280]
Ein Streit unter einer Gesellschaft von Karrengefangenen über die Ehrlichkeit. [C 281]
Jetzt ist er ganz stille, er hat sich sicherlich das letzte Mal einen Wolf geritten. [C 282]
Als ich in meinem Schimpfwörter Buch nachsah, so fand ich kein passenderes als das arabische Dreck auf deinem Bart. [C 283]
Ich lese den güldnen Esel noch immer lieber als den güldnen Spiegel. [C 293]
Dass die großen Herrn sich den Regen noch nicht eigen gemacht haben, ist ein Glück, mit den Gewittern könnten sie es tun. [C 295]
Man könnte ihn den Zaunkönig der Schriftsteller nennen. [C 297]
Die oft schon gemachte Betrachtung, dass einem jeden das Seine am besten gefällt, ließe sich noch einmal recht lebhaft und mit vieler Philosophie behandeln. [C 299]
Einen Brief durch die Ehrlichkeit der anderen Leute versiegelt glauben, wie ich einmal auf ein Couvert eines Briefes an Madame Dietrich geschrieben habe. [C 304]
Der Magnet diente anfänglich nur den Taschenspielern. [C 310]
Alkibiades hieb einmal seinem Hund den Schwanz ab. Als man ihn um die Ursache fragte, so sagte er, ich tue es bloß, um den Atheniensern etwas zu sprechen zu geben. [C 312]
Die Deutungs-Kunst oder die Kunst, Stellen auf Personen zu deuten, an die der Schriftsteller in Ewigkeit nicht gedacht hat, ist ein Subjekt, das noch einer Behandlung wert wäre. [C 314]
Ich kann es keinem Mädchen verdenken, wenn sie sich in ihrer Wahl eines Gemahls nicht nach dem Willen der Eltern richtet. Soll sie etwas, das sie so oft im Spiegel beschaut, woran sie so oft poliert und geputzt hat, dessen Auszierung, Pflegung und Erhaltung so lange ihre einzige Sorge gewesen ist, soll sie das jemanden hingeben, den sie nicht leiden kann? [C 316]
Es kommt hierbei lediglich auf ein geschicktes Aus- und Einhändigen an. [C 317]
Den Bärtigen kommt dieses freilich anders vor. [C 319]
Eine Hauptregel für Schriftsteller, zumal solche, die ihre eigene Empfindungen beschreiben wollen, ist: Ja nicht zu glauben, dass, weil sie solches tun, dieses bei ihnen eine besondere Anlage der Natur dazu anzeige. Andere können dieses vielleicht ebenso gut als du. Sie machen nur kein Geschäfte daraus, weil es ihnen einfältig vorkommt, solche Dinge bekannt zu machen. [C 322]
Beim Disputieren ist ein sehr feiner und bitterer Griff, erst die Gründe des Gegners noch viel stärker vorzustellen, als er sie selbst vorzustellen imstande war (hierbei ist allenfalls Sophisterei verzeihlich), und dann alles mit triftigen Gründen zusammen aus dem Wege zu räumen. Dieses lässt sich bei der Satire gebrauchen. [C 325]
Was geht es dich an, was der Grund dieser guten Tat bei diesem Manne gewesen sein mag? Wenn auch nicht Neid die Quelle der Tat gewesen ist, so kann es doch das Vergnügen, beneidet zu werden, sein. Nicht der eigne Neid also, sondern der Neid andrer. Z. U. [C 326]
Es ließen sich noch viel Versuche mit dem Sehen anstellen. Die Bilder, die man bei verschlossenen Augen sieht, zumal wenn man sie etwas drückt, die
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