Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
leidet, so kann offenbarte Religion fühlbar machen, was durch Spinozismus zu berechnen zu schwer wäre und man darüber zugrunde gehen könnte. [J 287]
Der berühmte Campe sagte mir einmal, dass ihm das deutsche Wort Schrank unbeschreiblich unangenehm klinge. [J 288]
Wer weniger hat, als er begehret, muss wissen, dass er mehr hat als er wert ist (nicht πμ). [J 289]
Ein gewisser Teil seines Leibes wusste gar nicht Zeit und Stunde zu halten, ob er gleich zu beiden Seiten desselben eine Uhr gesteckt hatte. [J 295]
Statt zu übersetzen, sollten sich Köpfe, die nichts Besseres zu tun wissen, auf das Registermachen legen. [J 296]
Salbung ist ein recht gutes Wort [für] Gefühle von Pflicht, die nicht gelehrt, und Empfindungen, die weniger beschrieben werden können, als viele andere. [J 306]
Wenn wir wirklich die freien Wesen wären, die man uns zu sein glauben machen will, so müssten unsere Gedanken mehr zurückwirken können. Wir müssten Donnerwetter durch ernstliches Wollen aufhalten können, so aber wird unser sogenannter Geist durch die Umstände determiniert, er selbst aber kann nicht zurückwirken, sondern er determiniert bloß leidend wieder den Körper pp. [J 307]
Hier wo die Krankheiten so wohlfeil und die Arzneien so teuer sind. [J 308]
Hinten hat er einen falschen Zopf eingebunden und vornen ein frommes Gesicht, das nicht viel echter war, auch zuweilen wie jener bei heftigen Bewegungen ausfiel. [J 310]
Das Zimmer war ganz leer, ein bisschen Sonnenschein aus der zweiten Hand ausgenommen, das auf der Erde lag. [J 313]
Es war des seligen Meisters Sache nicht, Bücher zu schreiben, worin das Beste immer andern Leuten zugehört. [J 315]
Übe, übe deine Kräfte, was dich jetzt Mühe kostet, wird endlich maschinenmäßig werden. [J 322]
Das Wort Organisation, das jetzt von den Franzosen so häufig gebraucht wird, könnte recht gut von Gelehrsamkeit gesagt werden. Man muss Hypothesen und Theorien haben, um seine Kenntnisse zu organisieren, sonst bleibt alles bloßer Schutt, und solche Gelehrten gibt es in Menge. [J 325]
Meine Fantasie scheute, so wie Pferde, und lief fort mit mir. Dieses drückt meinen Zustand in der Empfindlichkeit am besten aus. [J 326]
Dieses ist noch das leise Nachhallen eines schweren Donnerschlags des Aberglaubens (Gewissens pp). [J 336]
Die Wörter-Welt. [J 340]
Wenn es noch ein Tier gäbe dem Menschen an Kräften überlegen, das sich zuweilen ein Vergnügen machte, mit ihm zu spielen, wie die Kinder mit Maikäfern, oder sie in Kabinetten aufspießte wie Schmetterlinge. Ein solches Tier würde wohl am Ende ausgerottet werden, zumal wenn es nicht an Geisteskräften dem Menschen sehr weit überlegen wäre. Es würde ihm unmöglich sein, sich gegen die Menschen zu halten. Es müsste ihn dann verhindern, seine Kräfte im mindesten zu üben. Ein solches Tier ist aber wirklich der Despotismus, und doch hält er sich noch an so vielen Orten. Bei der Geschichte des Tieres muss aber auch angenommen werden, dass das Tier den Menschen nicht wohl entbehren kann. [J 342]
Man könnte die katholische Religion die Gottfresserin nennen. [J 352]
Einige spielten schlecht und andere noch schlechter.[ J 353]
Diese ganze Lehre taugt zu nichts, als darüber zu disputieren. [J 361]
Er ist noch mit einem blauen Auge davongekommen, der eine Blauaugigte heiratet. [J 369]
Das ist die Wetterseite meiner moralischen Konstitution, da kann ich was aushalten. [J 371]
Gerechtigkeit und Wohlwollen, Zwangs- und Gewissenspflichten, Naturrecht und Moral. [J 378]
Er lag sehr gerne antipodisch bei seiner Frau im Bette, à l’antipode . [J 381]
Immer Stillschweigen gebietend und nie verschwiegen.[ J 384]
Es ist und bleibt doch allemal eine sonderbare Redensart zu sagen: Die Seele ist in mir, sie ist im Leibe, da man sagen sollte, ich bin das, man sagt ja auch nicht, die Ründe ist in der Kugel pp. Es ist bloß die Ähnlichkeit, die uns hier verführt. Gleichheit ist etwas Objektives, allein Ähnlichkeit ist subjektiv. Med [J 386]
Man könnte Gott auch den Unbekannten Obern nennen, dessen Jesuiten die Theologen sind. [J 387]
Unsere Inversionen in der Sprache haben das Nachteilige, dass wir dem Ausländer oft fade vorkommen müssen, der sie unmöglich alle verstehen kann, da sie bei dem Volke selbst erlernt werden müssen. Es wäre besser, wir sprächen weniger in Inversionen. [J 396]
Die Fliege, die nicht geklappt sein will, setzt sich am sichersten auf die Klappe selbst.
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