Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
Freiheitsbaum aufhängen. [L 491]
Freiheit der Presse und der Kaffeemühle. [L 495]
Wenn Not die Mutter des Fleißes oder der Erfindung ist, so ist es eine Frage, wer der Vater ist, oder die Großmutter oder die Mutter der Not ist. (gar nicht πμ) [L 497]
Es ist möglich, jemanden die Backen so zu streicheln, dass es einem Dritten lässt, als hätte man ihm eine Ohrfeige gegeben. [L 500]
Wie viel in der Welt auf Vortrag ankömmt, kann man schon daraus sehen, dass Kaffee, aus Weingläsern getrunken, ein sehr elendes Getränke ist, oder Fleisch bei Tische mit der Schere geschnitten, oder gar, wie ich einmal gesehen habe, Butterbrot mit einem alten wiewohl sehr reinen Schermesser geschmiert. [L 501]
Die Polizei-Anstalten in einer gewissen Stadt lassen sich füglich mit den Klappermühlen auf den Kirschen-Bäumen vergleichen. Sie stehen stille, wenn das Klappern am nötigsten wäre, und machen einen fürchterlichen Lärm, wenn wegen des heftigen Windes gar kein Sperling kömmt.[ L 502]
Zu Parma werden keine Parmesan-Käse gemacht. [L 504]
Das dolce far niente . [L 505]
Sporadisch hingeworfener Witz. [L 507]
Wehe dem Genie in Ländern, wo es keine Erdbeben gibt. ( iocoserio dictum πμ) [L 508]
Bonaparte, der aus der Lombardei ein Lombard gemacht hat. [L 518]
Wenn die Not die Mutter der Erfindung ist, so wäre wohl der Krieg, der die Not erzeugt, der Großvater der Erfindung. Einen Beweis durch Sprichwörter könnte man presque géométrique nennen. [L 521]
Verminderung der Bedürfnisse sollte wohl das sein, was man der Jugend durchaus einschärfen sollte und sie dazu [zu] stärken suchen. Je weniger Bedürfnisse, desto glücklicher, ist eine alte aber sehr verkannte Wahrheit.[ L 526]
Als auf einmal ein Donnerschlag Kopf weg rief. [L 530]
Wenn die Erinnrung an die Jugend nicht wäre, so würde man das Alter nicht verspüren, nur dass man das nicht mehr zu tun vermag, was man ehmals vermochte, macht die Krankheit aus. Denn der Alte ist gewiss ein ebenso vollkommnes Geschöpf in seiner Art als der Jüngling. [L 532]
Das Verschenken der Fixsterne ist ein Hauptzug. [L 538]
Es ist gut, wenn junge Leute in gewissen Jahren vom poetischen Übel befallen werden, nur inokulieren muss man es ihnen um’s Himmelswillen nicht lassen. [L 539]
Der Franzos ist ein sehr angenehmer Mann um die Zeit, wo er zum 2ten mal anfängt an Gott zu glauben. [L 543]
Galgen mit einem Blitzableiter. [L 547]
Er klagte damals sehr über Hühner-Augen auf den Ellbogen. [L 551]
Luther sagt bekanntlich:
»Wer nicht liebt Wein, und Weiber und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Leben lang.«
Doch muss man hierbei nicht vergessen hinzu[zu]setzen:
»Doch ist, dass er ein Freund von Weibern, Sang und Krug ist,
Noch kein Beweis, dass er deswegen klug ist.« [L 553]
Er schliff immer an sich und wurde am Ende stumpf, ehe er scharf war. [L 556]
Ich wollte einen Teil meines Lebens hingeben, wenn ich wüsste, was der mittlere Barometerstand im Paradiese gewesen ist. [L 557]
Das Schafskleid des goldenen Vlieses. [L 563]
Titular-Lieblings-Dichter, deren gibt es jetzt in Deutschland, die gar niemand liest. [L 566]
Es ist in vielen Dingen eine schlimme Sache um die Gewohnheit. Sie macht, dass man Unrecht für Recht und Irrtum für Wahrheit hält. [L 569]
Ein von der Natur nicht sehr umwundenes Spitzbuben-Gesicht. [L 570]
Bei den Reden auf dem Marsfelde zu Paris wurde bei der Feier des 18 Fructidor (1798) das Zeichen zum Stillschweigen mit einer Kanone gegeben. [L 573]
Es gibt jetzt der Vorschriften, was man sein soll, so mancherlei Arten, dass man am besten tut, wenn man bleibt, was man ist, dass es kein Wunder wäre, wenn die Menge auf den Gedanken geriete zu bleiben, was sie ist. [L 574]
Es gibt Leute, die so wenig Herz haben, etwas zu behaupten, dass sie sich nicht getrauen zu sagen, es wehe ein kalter Wind, sosehr sie ihn auch fühlen möchten, wenn sie nicht vorher gehört haben, dass es andre Leute gesagt haben. [L 579]
Das geringste Verdienst, das man Kanten beilegen kann, ist, dass er der Basedow für die Philosophie geworden ist. [L 581]
Psycholith Seelen-Versteinerung, die Werke der Griechen in Marmor. [L 587]
Butler nennt den Reim das Steuer-Ruder der Dichtkunst. [L 588]
Jean Paul ist doch zuweilen unerträglich und wird noch unerträglicher werden, wenn er nicht bald dahin gelangt, wo er ruhen muss. Er würzt alles mit Cayennischem Pfeffer, und es wird ihm begegnen, was ich einst Sprengeln
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