Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
köstlichen Nass lange und ausgiebig labt. Leise verschwinden die wunderschönen grazilen Tiere in der Dunkelheit.
Die unvergleichlich klare Luft enthüllt mit Einbruch der Nacht nach und nach die Sterne und Planeten des Firmaments. Da die Stadt Beaufort-West weit genug weg ist und zu klein, um durch Streulicht die Sicht zu stören, haben wir ideale Bedingungen zur Beobachtung des Sternenhimmels. Die Milchstraße leuchtet über uns auf. Orion und Kreuz des Südens sind gestochen scharf zu sehen. Satelliten ziehen als winzige helle Punkte über das Firmament. Sternschnuppen ziehen leuchtende Streifen in die Nacht.
Warum wir ausgerechnet im Karoo-Nationalpark und nicht auf einem nur halb so teueren Camp außerhalb übernachtet haben, ist leicht zu erklären: In dieser eindrucksvollen Berglandschaft mit Schluchten und einem Tafelberg, die sich von 800 bis fast zweitausend Metern Höhe erstreckt, hat die Verwaltung einen kleinen Wandelpad („Lehrpfad“) ausgesteckt.
Die uns Mitteleuropäern dürr und mickrig anmutende Vegetation ist wunderbar vielfältig. Am Anfang des Pfades nehme ich mir am nächsten Morgen eine fest eingebundene Broschüre aus einer überdachten Ablage, die auf einem Pfahl befestigt ist. Dreiundsechzig verschiedene Pflanzen sind darin beschrieben. Nummern korrespondieren mit den vor den jeweiligen Pflanzen stehenden Schildern links und rechts des Fußpfades. Einfallsreich, wie die Natur sich vor der unbarmherzigen Sonneneinstrahlung und drohenden Vertrocknung schützt. Seltsame dickblättrige Fettpflanzen wachsen hier, während kurzlebige Pflanzen ihre Samen in den Boden streuen, um den Regen zu erwarten, der einen flüchtigen, aber eindrucksvollen Lebenszyklus verursacht. Innerhalb weniger Wochen entwickelt sich der Samen zur ausgewachsenen Pflanze. Viele der Pflanzen haben Stacheln, einige blühen rot oder gelb, Ergebnis des kürzlich gefallenen Regens.
Ein anderer Fußweg führte mich schon gestern quer durch die Landschaft. Herden von hübsch weiß, hell - und dunkelbraun gestreiften Antilopen, Springböcke, auch Einzelgänger, standen bewegungslos im Gestrüpp, bis ich herankam. Mit riesigen Sätzen suchten sie das Weite. Auch auf der heutigen Fahrt durch einen Teil des fast 32.000 Hektar umfassenden Parks können wir zahlreiche Springböcke und auch zwei Weißschwanzgnus erkennen. Die anderen von der Parkverwaltung versprochenen Wildtiere, wie Bergzebra, Kudu, Gemsbock, Rotes Hartebeest etc. halten sich heute vor dem suchenden Fernglas gut versteckt.
Wieder auf der langen, scheinbar ins Unendliche ziehenden Teerstraße, kann man schon ins Sinnieren kommen. Jahrtausendelang haben die Buschleute mit ihren zum Teil vergifteten Pfeilen die Wanderherden - Springböcke, Blesböcke und Wildebeest - gejagt. Dann kamen die Treckburen, und machten das Recht geltend, an den wenigen natürlichen Wasserlöchern ihr Vieh zu tränken. Allmählich verdrängten sie die überlebenden Buschleute in die noch unwirtlicheren Gebiete der Kalahari-Wüste. In den letzten Jahrzehnten hat die Schafzucht als wesentlicher Faktor dazu beigetragen, dass große Gebiete der Karoo von einer unbeständigen Steppe in eine Halbwüste umgeformt worden ist. Man stelle sich vor: Die Karoo erstreckt sich heute bereits über ein Drittel der Fläche Südafrikas! Die Gefahr besteht, dass sie sich noch weiter ausdehnt.
Beinahe wären wir an Matjesfontein vorbeigefahren! In kleiner Schrift steht am linken Wegesrand der Name auf einem verwitterten Schild. Wer nicht gezielt danach sucht, rauscht an der Einfahrt vorbei. „Da müßt Ihr hin, um einen Kaffee zu trinken“, hat uns ein Bekannter empfohlen. Der reizende Kurort, 1880 gegründet, liegt etwa auf halbem Weg vom Karoo Nationalpark nach Kapstadt. Weil seine Gebäude fast alle im victorianischen Stil erbaut wurden, hat man sie renoviert und 1975 zum Nationaldenkmal erklärt.
Mr. James Douglas Logan war seinerzeit damit beschäftigt, Reisenden gutes Essen und Stimmung zu bieten, während sie darauf warteten, dass die Dampflokomotive nach der anstrengenden Strecke aus dem Hexriver-Tal abkühlte. Nach diesem bescheidenen Anfang Mr. Logans beherbergte das Lord-Milner-Hotel später Besucher aus der ganzen Welt. Zu den illustren Gästen zählten auch der Sultan von Sansibar und Lord Randolph Churchill. In einem Nebengebäude des „Lord Milner“ nehmen wir einen kleinen Imbiss zu uns. Auf dem Weg durch die prachtvoll ausgestatteten Räume lassen wir uns viel Zeit, um die wertvollen
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