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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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wissen, warum Sie sich nicht als Zeuge gemeldet haben, als Soraya verschwunden ist«, sagte ich.
    »Mir war doch diese Nutte wurscht! Sie ist mit dem Italiener durchgebrannt, hat doch jeder gewusst. Wieso die Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben, hat niemand verstanden.«
    »Kennen Sie die Eltern?«, fragte ich.
    »Nein, wozu?«
    »Ihre Frau kennt Soraya nicht?«, sagte Martin.
    »Nein. Deswegen haben Sie mich hergebracht? Wegen diesen alten Geschichten? Das ist doch Geldverschwendung!«
    Vielleicht hatte er Recht. Geld-, Zeit und Atemverschwendung.
    »Könnte es sein, dass Ihr Unfall mit Ihrem Verhältnis zu Soraya Roos zu tun hatte?«, sagte Martin.
    »Herr Kommissar, ich hab kein Verhältnis mit ihr gehabt.« Er klopfte auf den Recorder.
    »Das ist da drin zu hören.«
    »Ich hab nicht mit, sondern zu gesagt.« Brick drückte die Zigarette aus.
    »Jetzt, wo Sie’s sagen. Wer kommt da in Frage? Dieser Franz? War der nicht Lastwagenfahrer?«
    »Sie kannten ihn also doch!«, sagte Martin.
    »Ich kannte ihn flüchtig, er war der Hauptstecher von Ihrer Durchlaucht.«
    »Sie hätten ihn anzeigen können«, sagte ich.
    »Bin nicht drauf gekommen. Glauben Sie, der Staat zahlt mir heute eine Entschädigung? Mir nicht.« Mit einem Röcheln zündete er sich eine neue Zigarette an. Ich sah an Freyas Miene, welche Mühe sie sich gab, den Rauch und Bricks Bemerkungen zu ertragen.
    »Ich hab keine Lust, dauernd über die Vergangenheit zu reden, ich red auch nicht über die Zukunft, ich leb jetzt, ich tu wenigstens so, alles andere ist vorbei. Ich hab heut noch einen Arzttermin.«
    »Soraya Roos kam auch nach Ihrem Unfall weiter in Ihr Lokal«, sagte ich.
    »Mit dem Wolfi, der ist auf sie gestanden, das ist auch ein armer Hund.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Als die Soraya weg war, hat der das Saufen angefangen, so hat der an ihr gehangen. Unvorstellbar. Früher hat der nie gesoffen, war ein Spitzenkellner, zuverlässig, freundlich. Diese Frau hat ihn kaputt gemacht, und wer weiß, wie viele Männer die noch kaputt gemacht hat. Es gibt so Frauen, die machen Männer kaputt, und die Soraya war die Oberkaputtmacherin. Sagen Sie das eigentlich alles meiner Frau? Mir wär’s recht…«
    »Nein«, sagte ich. »Wir sagen ihr nichts.«
    Von Annemarie Brick erwarteten wir uns keine echten Neuigkeiten. Und dann überraschte sie uns doch.
    »Der Charly, mein Mann, der denkt, ich weiß nichts, ich weiß aber einiges. Von Soraya, von der Frau, die Sie suchen.«
    »Was wissen Sie, Frau Brick?«, fragte ich.
    »Dass mein Mann hinter der her war und dass sie das nicht wollte. Ich weiß auch, dass er deswegen überfahren worden ist.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das weiß ich halt«, sagte sie und rauchte. Bevor wir sie zu uns baten, hatten wir zehn Minuten die Fenster weit geöffnet, was nicht viel nützte.
    »Ich hab da eine Bemerkung von der Soraya aufgeschnappt, ich hab gesehen, wie die darunter gelitten hat, dass mein Mann… dass der so aufdringlich… Und ich hab dann gedacht, er soll das lassen, aber ich könnt ja nichts sagen, weil offiziell hab ich ja nichts gewusst. Bloß nach dem Unfall… Wir haben Anzeige wegen Fahrerflucht erstattet, ich wollt die Soraya nicht hinhängen, das verstehen Sie vielleicht nicht, weil der Charly ist doch mein Mann. Aber ich war mir auch nicht sicher und ich wollt sie nicht beschuldigen, ich hab mir nur so meine Gedanken gemacht. Ich hab mir gedacht, das ist kein Zufall, dass er überfahren wird, direkt vor dem Lokal… Das dürfen Sie aber meinen Mann ja nicht sagen, ich bitt Sie darum!«
    »Wir erzählen ihm nichts«, sagte ich.
    »Er ist ein gebrochener Mann.« Sie zog eine neue Zigarette aus der Packung.
    »Ich denk oft an die Soraya, ich weiß gar nicht, warum, ich hab sie ja gar nicht gekannt, nur so nebenbei. Sie hat was gehabt, das hat die Männer überfordert. Das mögen die nicht, wenn eine Frau sie überfordert.« Sie sah mich an.
    Ich sagte: »Haben Sie sich nicht gewundert, dass Ihr Mann sich nach Sorayas Verschwinden nicht bei der Polizei gemeldet hat?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Der hat die doch sofort vergessen gehabt. Wenn ich mal stirb, weiß der am nächsten Tag meinen Vornamen nicht mehr. Bloß die Namen seiner Stammgäste hat er sich merken können. Und vielleicht langt das auch für einen wie ihn.« Einen Zigarettenzug lang lächelte sie, ohne jede Freude.
    Während Erika Haberl, die Sekretärin der Vermisstenstelle, die Vernehmungsprotokolle abtippte, suchte ich im

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