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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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auf den Kopf…«
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«, fragte ich.
    »Freilich!«, sagte Sturm laut. Im nächsten Moment dachte er offenbar nicht mehr daran.
    »Was wollt ihr denn von mir? Die Soraya… Jetzt ist der Franz tot, die Sache ist endgültig vorbei… Das ist doch…«
    »Sie haben Soraya Briefe geschrieben«, sagte ich.
    »Liebesbriefe. Sie haben die Briefe persönlich bei ihr zu Hause vorbeigebracht. Sie haben sie begehrt. Und bedrängt.«
    »Spinnst du?« Er holte Luft, überlegte, fand die Worte nicht, steckte die Hände in die Taschen seiner orangefarbenen Windjacke, nahm sie wieder heraus, hob die Hände und seine Finger zuckten.
    »Wer sagt, dass ich die bedrängt hab? Ich hab die nicht bedrängt…«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Sie haben sie nachts angerufen, Sie haben sogar Sorayas Eltern gebeten, mit ihr über Sie zu sprechen, sie sollten Ihnen helfen…«
    »Das ist doch… Ich hab die angerufen, weil… Das war einfach eine große Frau, verstehst? Und ich war mit der im… Wir waren zusammen, und ich hab ihr versprochen, dass ich…«
    Diesmal trank er direkt aus der Flasche. Ich riss sie ihm aus der Hand und stellte sie auf den Tisch.
    »Tschuldige jetzt«, sagte Sturm.
    Ich zeigte auf sein Glas. Er wiegte den Kopf hin und her und goss Wasser ins Glas und kippte es runter.
    »Was sagt Ihnen der Name Karl Brick?« Martin unterstrich mehrere Wörter auf seinem Block.
    »Nix.«
    »Charly«, sagte Martin.
    »Der Wirt vom ›Bärenwirt‹.«
    »Der Charly.« Sturm schniefte, senkte den Kopf und spielte mit den Fingern.
    »Ja und?«
    »Der Charly hatte einen Unfall«, sagte Martin.
    »Er ist überfahren worden.«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Das müssen Sie doch wissen«, sagte Martin.
    »Sie haben ihn doch überfahren.«
    Sturm war so perplex, dass er rot wurde. Sein Gesicht erglühte wie eine Sandbank in der grellen Sonne.
    »Sie haben ihn überfahren«, sagte Martin, »weil er Soraya belästigt hat. Sie haben sich von Ihrem Freund einen Laster ausgeliehen und den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Wollten Sie ihn umbringen?«
    »Spinnst du?«, rief Sturm.
    »Du wolltest ihn nicht umbringen?« Martin wechselte absichtlich zum Du.
    »Nein!«
    »Ehrlich?«
    »Ja!«
    »Du wolltest ihm bloß einen Schrecken einjagen.«
    »Was weiß ich.«
    »Du wolltest Soraya einen Gefallen tun.«
    »Na und?«
    »Sie hat dich aber trotzdem sitzen lassen.«
    »Spinnst du? Wir waren zusammen. Das hat bloß niemand wissen dürfen, verstehst?«
    »Warum nicht?«
    »Weil… weil… weil die offiziell… weil die mit dem Franz zusammen war… mit dem Franz und… Du nervst, Mann!«
    Er nahm die Flasche, wollte trinken, grinste mich an und goss das Wasser ins Glas, das er auf einen Sitz leerte.
    »Aber dann ist sie weggegangen und hat euch beide sitzen lassen.«
    »Sitzen lassen! Sitzen lassen! Die ist halt weg…«
    »Mit dem Italiener«, sagte ich.
    »Ja, genau. Mit dem Italiener. Das möcht ich heut noch wissen, wo der auf einmal hergekommen ist. Der Italiener, super. Den hätt ich gern… den hätt ich gern mal kennen gelernt, den Italiener.«
    »Er war ein Freund von Franz«, sagte ich.
    »Ja, ja.«
    »Weil der Franz auch Italiener war.«
    »Von mir aus!«
    »Hatte Charly nie einen Verdacht, wer ihn überfahren hat?«, fragte Martin.
    »Wieso denn?«
    »Hat er sich nicht gedacht, dass der Unfall was mit Soraya zu tun haben könnte?«
    »Das ist doch ein Depp!«
    »Wenn er tot gewesen wäre«, sagte Martin, »wär’s auch egal gewesen, oder?«
    Sturm blies Luft durch die geschlossenen Lippen.
    »Eigentlich hatte er Glück, dass er überlebt hat«, sagte Martin.
    »Jetzt hör doch mal mit dem Unfall auf! Das ist doch vorbei! Das ist doch alles… Ich will jetzt gehen, ich muss noch was schreiben.«
    »Gedichte?«, sagte ich.
    »Hast was dagegen?«
    »Du wolltest einen Mann umbringen, Wolfi«, sagte ich.
    »Hör doch auf! Das ist doch alles verjährt.« Er rieb sich den Kopf, goss Wasser ins Glas und trank es aus. Dann machte er das Glas noch einmal voll und trank es wieder aus.
    »Wenn es ein Mordversuch war, dann ist es nicht verjährt«, sagte ich.
    »Ist schon recht. Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein«, sagte Martin.
    »Wir machen eine Pause und dann reden wir weiter.«
    »Ich brauch keine Pause«, sagte Sturm. Tatsächlich machte er den Eindruck, als werde er allmählich nüchtern und zurechnungsfähig.
    »Dieser Italiener«, sagte ich, »versuch, dich an einen Namen zu erinnern.«
    »Ich weiß keinen Namen«, sagte

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