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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Sturm und sah mich an.
    »Ich hab ja sogar deinen vergessen.«
    »Tabor Süden.«
    »Süden, super. Und ich bin Nathaniel Westen.« Er wandte sich an Martin.
    »Deinen hab ich auch vergessen.«
    »Martin Heuer.«
    »Und nächstes Jahr?«
    »Uralter Witz«, sagte Martin.
    »Das ist Freya Epp«, sagte ich und nickte in Richtung meiner Kollegin. Solches Geplänkel in einer Vernehmung brachte oft mehr Entspannung als eine Pause, in der sich der Zeuge oder Beschuldigte neu konzentrieren und seine Strategie überdenken konnte.
    »Der Franz muss den Namen seines Freundes doch mal genannt haben«, sagte Martin.
    »Kann mich nicht erinnern«, sagte Sturm.
    »Das macht nichts«, sagte Martin.
    »Wichtiger für uns ist: Warum habt ihr uns damals bei der Suche nicht geholfen? Du hast dich nicht gemeldet, der Franz nicht, niemand aus eurer Clique.« Diese Frage hatten wir ihm gestern bereits gestellt, doch vielleicht hatte er im nüchternen – oder halbnüchternen – Zustand eine plausible Erklärung auf Lager.
    »Polizei!«, sagte er und keuchte.
    »Polizei, die stört. Verstehst? Die Soraya war erwachsen, und die Eltern haben auch nichts gesagt… sonst wärt ihr ja bei mir aufgekreuzt, oder? Wir haben ihr alles Gute gewünscht. Was soll’s? Niemand hat die aufhalten können, die war so. Das hab ich doch alles schon erklärt. Ich muss jetzt los.«
    »Du hast gedacht, wenn du dich meldest, kommen wir dir wegen des Unfalls auf die Schliche«, sagte Martin. Sturm rieb mit der Faust über den Tisch.
    »Das ist verständlich«, sagte Martin. Nach einigem Schweigen holte Sturm tief Luft.
    »Krieg ich jetzt eine Anzeige, oder was?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Versuchter Mord.« Ich wollte testen, was passierte.
    »Spinnst du?« Er sprang auf, wankte ratlos auf der Stelle und setzte sich wieder.
    »Versuchter Mord! Spinnst du? Das ist ewig her und das war ein Unfall. Die Soraya hat gesagt, ich soll ihn umbringen, damit er sie in Ruhe lässt, der ist ihr doch hinterher wie ein Triebtäter, ehrlich…«
    »Wolfi?« Ich beugte mich zu ihm hinunter.
    »Was ist, Mann?«
    »Du willst doch jetzt nicht allen Ernstes die Sache einer Frau anhängen, die verschwunden und wahrscheinlich tot ist? Bist du so einer? So feige?«
    »Der ist ihr hinterher mit dem Messer!« Sturm ballte die Faust.
    »Der hat sie fast vergewaltigt, der Charly. Der war gefährlich. Und die Soraya hat sich gefürchtet. Und ich… ich hab gesagt, sie soll… sie braucht sich nicht zu fürchten, ich mach das, ich mach alles, was sie sagt… Und das hab ich dann auch gemacht. Und ich hätt den totgefahren, mir doch egal. Ich hätt den umgebracht. Okay. Ich hab’s nicht hingekriegt, er ist wieder aufgestanden… Ich bin kein Lastwagenfahrer, hab so eine Scheißkiste erst einmal vorher gefahren… Okay. Ich… So was macht man für eine Frau, verstehst? Das ist doch nicht feige! Das hat doch mit Feigsein nichts zu tun, sondern mit… mit… mit sich was trauen und was machen und was zeigen und mit einstehen für was. Feige! Du spinnst doch! Du hast die Frau nicht gekannt! Wenn du die nämlich gekannt hättst, dann würdst du kapieren, was ich mein. Du hast keine Ahnung, Süden. So eine Frau… da stehst du doch nicht daneben und schaust zu, wie die bedroht und belästigt und beleidigt wird von so einem geilen Typ! Dass der überhaupt in die Kneipe zurückgekommen ist… Wir sind weiter hingegangen, er hat nichts gemerkt, aber die Soraya hat er nicht mehr angerührt, hat er sich nicht getraut… War auch schwierig, so im Rollstuhl, da bleibt ihm nur seine Alte. Das ist doch…« Er schraubte die zweite Flasche auf, schenkte sich ein und trank das Glas aus.
    »Hast du nicht nachgeforscht, wo deine Soraya hin sein könnte?«, fragte Martin.
    »Das war doch…« Erst einmal brauchte er wieder Wasser.
    »Das war doch alles schon aus und vorbei und gegessen. Die ist bei ihrem Franz geblieben und dann ist der andere Typ aufgetaucht und dann ist irgendwas zwischen den beiden passiert…«
    »Zwischen welchen beiden?«, fragte Martin.
    »Zwischen Franz und dem anderen, die haben sich… die haben… was weiß ich. Eine Zeit lang ist die Soraya nicht mehr aufgetaucht, ist zu Hause geblieben, hat mir der Franz erzählt, jetzt fällt’s mir wieder ein, die hat sich dann tagelang eingeschlossen… Hör mal, ich hab… Okay, ich hab das getan, okay. Wenn’s sein muss, geh ich in den Knast, das war’s wert, das war’s auf jeden Fall wert. Ich hab’s für Soraya getan, und deswegen war’s

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