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Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Titel: Süden und die Frau mit dem harten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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warte in der Wohnung auf Sie.«
    »Danke.«
    Nachdem ich die Haustür aufgesperrt hatte, rief ich Mathilda hinterher: »Und vergessen Sie das Bier nicht!«
    Sie drehte den Kopf und lächelte verlegen.
     
    Vor der Tür von Faraks Wohnung stand eine junge Frau und wandte sich gerade zum Gehen. Sie trug einen langen olivgrünen Ledermantel und Schnürstiefel. Im ersten Moment dachte ich, sie sei für einen Film verkleidet. Und geschminkt. Extrem weißes Gesicht, schwarz umrandete Augen, halbseitig rasierter Kopf, die verbliebenen Haare pechschwarz.
     
    »Grüß Gott«, sagte ich. Sie sagte nichts.
    »Wollen Sie zu Herrn Farak?«
    Sie stapfte an mir vorbei. Ein rauer Geruch strömte von ihr aus, wie ein Signal, ihr nicht zu nahe zu treten.
    »Er wird vermisst«, sagte ich.
    Sie blieb auf der Treppe stehen. »Und wer sind Sie?«
    »Tabor Süden, ich bin Polizist, ich suche Johann Farak. Kennen Sie ihn?«
    Sie überlegte. Dabei schlug sie mit dem Stiefel gegen eine Stufe und kaute auf etwas herum.
    »Nicht besonders«, sagte sie zögerlich. »Hab ihn getroffen … in der ›Sieben‹ …«
    »Was ist die ›Sieben‹?«
    »Kennen Sie die ›Schwabinger Sieben‹ nicht?«
    »Gibts die noch?«, fragte ich.
    »Sonst wär ich ja nicht dort gewesen«, sagte sie. »Und er auch nicht.«
    »Hätten Sie Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Nö«, sagte sie. »Ich hab einen Termin.«
    »Wann haben Sie Johann Farak in der ›Schwabinger Sieben‹ getroffen?«
    »Ja öfter«, sagte sie .
    »Wann zuletzt?«
    »Vor einem Monat ungefähr.« Sie wollte los, drehte sich dann aber noch einmal um. »Wer vermisst den eigentlich?«
    Ich fragte: »Woher wissen Sie, wo er wohnt?«
    »War schon mal da«, sagte sie. »Also, wer vermisst den?«
    »Seine Schwester.«
    »Seine Schwester? Von der hat er nie was erzählt.«
    Wir schwiegen. Und verschwiegen einander eine Menge .
    »Wie alt sind Sie?«, fragte ich.
    »Das reicht jetzt!«, sagte sie. »Ich muss zu meinem Termin.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Liane. Und Sie?«
    »Süden«, sagte ich .
    »Stimmt!«, sagte sie .
    Daraufhin stieg sie polternd die Treppe hinunter.
    Ich beugte mich übers Geländer. »Wo kann ich Sie erreichen? Vielleicht können Sie uns bei der Suche helfen.«
    Sie schien mich nicht zu hören. Dann endete das Poltern, und ich war wieder allein.
    Nun hatte seine Schwester zwar die Tür zu Johann Faraks Welt entriegelt, aber diese Tür war nur angelehnt, ich hörte Stimmen, ich malte mir Gesichter aus, ein konkretes Bild bekam ich noch nicht zu sehen .
    Ich sperrte die Wohnungstür auf .
    Ich zögerte einzutreten.
    Ich sah das Mädchen vor mir, in ihrer martialischen Aufmachung, mit dem weißen kindlichen Gesicht. Ich wusste nichts. Wieder einmal tastete ich nach einem Phantom in der Dunkelheit .
    Was denkst du jetzt? Lachst du mich aus?

4
    E in Trio aus Gitarre, Cello und Violine spielte eine russisch-rumänische Volksweise. Der Mann lag mit verschränkten Armen auf dem Sofa, die Füße auf der Lehne, einen Aschenbecher auf dem Bauch, und hörte der Musik aus den Lautsprechern zu .
    »Der Herr ist von der Polizei«, sagte die Frau .
    Die Nachricht brachte ihn nicht aus der Ruhe. Sehr langsam drehte er den Kopf in meine Richtung, betrachtete mich sympathielos und seufzte .
    »Kellerer«, sagte er.
    »Tabor Süden.«
    Dann schwieg ich. Die Musik gefiel mir .
    Nun kam ein Stück, das nach Einflüssen von jüdischer Musik klang .
    »Äh«, sagte Frau Kellerer.
    Herr Kellerer griff nach der Schachtel auf dem Tisch und zündete sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette an. Wie eine zu klein geratene gläserne Krone thronte der Aschenbecher auf seinem gewölbten Bauch .
    »Der Herr hat Fragen zu Johann. Das ist richtig, gell?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Nehmen Sie Platz!«, sagte Herr Kellerer .
    »Mein Mann hatte einen Bandscheibenvorfall«, sagte Frau Kellerer. »Er ist krankgeschrieben. Obwohl er jetzt Arbeit hätt, das ist nicht immer so um die Zeit. Er ist Baggerführer …«
    »Dreh die Musik weg, Bilka!« Die Worte kamen so schnell und mechanisch aus seinem Mund wie der Rauch und hatten sich ebenso rasch in Luft aufgelöst. In der Stille sagte er: »Ist was passiert mit ihm? Hat er randaliert?«
    »Hat er das öfter getan?«, fragte ich und kam näher.
    »Möchten Sie was trinken?«, fragte Bilka Kellerer.
    »Nein«, sagte ich.
    Kellerer schob den linken Arm unter den Nacken und stöhnte wieder. »Er hat alle Leute voll gelabert mit seinem Scheiß, er hat ständig

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