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Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Titel: Süden und die Frau mit dem harten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ist.«
    »Bedauerlich«, sagte Beck.
    »Kennen Sie seine Freundin? Oder Exfreundin, eine Lehrerin mit dem Namen Andrea Langer.«
    »Vom Sehen, glaub ich.« Er setzte sich, wiegte wieder den Kopf hin und her. »Die kommt doch nicht mehr, oder? In letzter Zeit hab ich öfter ein junges Mädchen gesehen, so eine mit so einem rasierten Kopf und Springerstiefeln .
    Die ist höchstens siebzehn. Die hat er mal mitgebracht, und dann ist sie von allein gekommen, glaub ich. Ich hab mal mit ihr gesprochen, sehr nettes Mädchen, trotz ihres Aussehens. Sie singt gern, hat sie mir erzählt, natürlich Rockmusik, keine Volksmusik. Ich hab ihr gesagt, dass ich Zither spiel, und sie hat gemeint, sie mag den Klang .
    Was die von dem besoffenen Johann wollte, wär auch mal eine Frage.«
    Ich fragte: »Wann haben Sie das Mädchen zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern«, sagte er.
    Vermutlich sah er mir meine Verblüffung an .
    »Die kam oft«, sagte er mit Nachdruck. »Ich hab sie klopfen hören, sie hat immer geklopft, nie geklingelt, er hat sie dann reingelassen, und irgendwann nachts ist sie dann wieder weg.«
    »Haben die beiden ein Verhältnis?«
    Er sagte: »Das wär dann aber illegal, oder?«
    »Haben sie ein Verhältnis?«
    »Ich hab nicht zugeschaut!« Er trank sein Glas leer und schmatzte.
    »Wissen Sie, wie das Mädchen heißt? Ihr Vorname ist Liane.«
    Er schüttelte den Kopf, drehte das Glas in der Hand und stand auf.
    »Ich biet Ihnen nichts an«, sagte er, »Sie sind ja im Dienst.«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    Er ging um den Tisch herum und machte eine Kopfbewegung zur Tür. Also folgte ich ihm in die Küche .
    »Haben ihn noch andere Leute besucht?«, fragte ich .
    »Glaub nicht. Nein. Andere Leute? Nein. Seine Freundin halt, früher. Wie hieß die?«
    »Sie heißt Andrea Langer.«
    »Andrea Langer.« Er öffnete den Kühlschrank, blickte hinein, die Hand an der Tür. Soviel ich erkennen konnte, waren vor allem braune Flaschen darin. Zu meiner Überraschung holte er einen kleinen Karton heraus, in dem einzeln abgepackte Vollkornbrotscheiben steckten. Er nahm eine heraus, stellte den Karton ins Fach zurück und griff nach einer Bierflasche.
    »Supererfindung«, sagte er, riss die Plastikhülle von der Brotscheibe, trat auf das Pedal des Mülleimers unter der Spüle, steckte die zusammengeknüllte Hülle hinein, biss ins Brot und behielt es im Mund, während er die Flasche öffnete und das Bier ins Glas goss, das er vorher mit kaltem Wasser ausgespült hatte. »Ich hab das auch in der Bank, superpraktisch, was für Singles und Einzelnesser.«
    »Was sind Einzelnesser?«, fragte ich .
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein«, sagte ich .
    »Feste Bindung?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann müssten Sies eigentlich kennen. Ich weiß nicht, ob das Wort bekannt ist, ich habs erfunden, glaub ich. Einzelnesser nenn ich Leute, die alles einzeln essen, das Brot, den Käse, das Radl Wurst, die Scheibe Gurke, alles hintereinander oder nebeneinander, aber nicht zusammen .
    So was macht man nur, wenn man allein lebt, schon mal aufgefallen? Sie kaufen sich ein Pfund Tomaten, weil Sie einen Salat machen wollen, aber dann essen Sie jede Tomate einzeln. Das ist wie ein Zwang. Kennen Sie das nicht?«
    »Nicht so«, sagte ich .
    »Sie sind auch Polizist.«
    »Was hat das damit zu tun?«, fragte ich .
    Er hob sein Glas, um mir zuzuprosten, und trank .
    »Mit der Freundin von Johann Farak haben Sie nie gesprochen?«
    »Doch«, sagte er. »Ist lang her. Sie hat mir gesagt, sie hat Angst, dass er sich was antut in seinem Suff, ich hab ihr gesagt, sie soll ihn halt zu einem Arzt bringen. Hat sie getan, hat sie gesagt, aber er hats nicht gepackt. Wie lang ist er denn jetzt schon weg?«
    »Das wissen wir eben nicht«, sagte ich .
    Er sah mich an, als beginne er schlagartig am Sinn der Polizei zu zweifeln. »Aber wär das nicht recht wichtig?«
    »Doch«, sagte ich. »Deswegen frage ich Sie auch so lange.«
    »Verstehe.« Er trank, spitzte die Lippen und warf einen Blick auf seine Zither. »Schauen Sie sich das an, ich hab vergessen, sie in den Koffer zu tun! Ich hab nämlich heut früh noch was komponiert und dann war ich so in Gedanken, dass ich das vergessen hab. Ist mir noch nie passiert. Zur Zeit läufts gut. Je mehr ich in der Bank zu tun hab, desto mehr fällt mir in der Nacht ein, auf der Zither. Komischer Zusammenhang, oder? Die Leute sind alle pleite und wollen Kredite und dealen mit ihren Aktien rum, und ich komm abends nach Hause und bin

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