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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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auf dem sie saß, ein wenig hin und her. »Ich war völlig durcheinander, als ich erfahren hab, dass ich infiziert bin. Ich war total weg, tagelang, ich hab gedacht, ich leb in der falschen Welt, das bin gar nicht ich, ich hab gedacht, ich spring aus dem Fenster. Ich bin mir so aussätzig vorgekommen, ich hab gedacht, ich vergifte die Erde …«
    »Das wissen wir schon«, sagte Klara.
    »Ich sag's ja nur, weil es Jenny vielleicht so geht und dass sie deswegen weg ist.«
    »Sie kann doch mit uns reden«, sagte Elfie. »Wir helfen ihr.«
    »Mir hast du noch nie geholfen«, sagte Klara.
    »Du brauchst niemand, du hast deine Familie.«
    »Warum, glaubst du denn, bin ich hier? Weil ich so gern deinen Monologen zuhör oder mir von Sandra zeigen lassen will, wie man einen Pullover strickt?«
    »Das wird ein Pullunder«, sagte Sandra.
    »Ein rosafarbener Pullunder?«, fragte Klara. »Für wen ist der? Kriegst du ein Baby?«
    »Du dumme Nuss. Ich verschenk den, ich verschenk alle Sachen, die ich stricke, das macht mir Freude.«
    »Aber wer zieht einen rosafarbenen Pullunder an, Mann.« Klara drückte die Zigarette aus und klopfte sich auf die Oberschenkel.
    »Wissen Sie, ob Jenny außer mit Ihnen noch mit jemand anderem über ihre Infizierung gesprochen hat?«, fragte Süden.
    »Mit ihrer besten Freundin«, sagte Dr. Forster.
    »Die kommt wieder, die Jenny«, sagte Klara.
    Süden verabschiedete sich. Die Therapeutin begleitete ihn auf den Flur hinaus.
    »Der gefällt mir«, sagte Elfie.
    »Das war ja peinlich, wie du den angegiert hast«, sagte Klara.
    »Von dir lass ich mir gar nichts sagen, du spielst dich dauernd bloß auf.«
    »Meine Helferzellen sind wieder auf zweihundertachtzig gesunken«, sagte Klara.
    Mit einem Satz war Elfie bei ihr, schlug ihr mitten ins Gesicht und schrie: »Hör sofort auf zu rauchen und fang wieder mit den Tabletten an.«

    Sie weigerte sich zu antworten. Aber er versperrte ihr den Weg. Und die Küche war zu eng. Sie konnte sich nicht an ihm vorbeiwinden.
    »Das hat mit ihrem Verschwinden nichts zu tun«, sagte Iris Frost und blies Süden den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht.
    »Sie haben uns nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Geht Sie doch gar nichts an.«
    »Wer weiß von ihrer Infizierung, wer außer Ihnen und der Gruppe?«
    »Niemand.«
    »Und wer hat sie infiziert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Bevor sie einen neuen Zug machen konnte, hielt Süden sie an der Schulter fest und drückte sie auf einen Stuhl.
    »Sie lügen mich nicht mehr an, Frau Frost. Ich werd Sie mitnehmen, und Ihre Kneipe wird zugesperrt.« Er ging zum Ausguss. Trank Leitungswasser. Fast immer, wenn er eine Polizeiautorität mimte, musste er hinterher etwas tun, das vollkommen unnütz war. Und aus einem verkalkten Hahn Wasser zu schlürfen zählte zum Unnützesten, was er sich vorstellen konnte.
    Sollte er je den Dienst quittieren, dann wegen solcher Momente.
    »Sie hatte schon Mühe, es überhaupt mir zu erzählen«, sagte Iris. Sie bückte sich, um die Zigarette aufzuheben, die sie vor Schreck fallen gelassen hatte. »Ich hab nicht gedacht, dass das was mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte, und das glaub ich immer noch.«
    »Das ist falsch«, sagte Süden.
    »Sie sind bloß sauer, weil Sie keinen Erfolg bei der Suche haben«, sagte sie.
    »Wir haben gerade erst angefangen«, sagte er.
    Sie rauchte zu Ende. Stocherte mit dem Finger im Chaos ihrer zusammengebundenen Haare und erhob sich.
    »Sie hat es mir nicht gesagt. Ich hab sie zehnmal gefragt, sie wollte es nicht sagen. Sie hat gesagt, sie kann darüber nicht sprechen. Das ist die Wahrheit.«
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    »Nein.«
    »Wann waren Sie vor dem letzten Mal Blut spenden?«
    »Überhaupt nicht, es war das erste Mal, dass wir Blut spenden waren. Früher wurden wir untersucht, das war was anderes.«
    »Und wann das letzte Mal?«
    »Weiß ich nicht. Vor drei Jahren?«
    Sie machte die Tür auf. Gleichzeitig hoben am Tresen zwei Männer ihre leeren Gläser hoch.
    Süden dachte an den Spiegel, den Ariane in ihrer Wohnung verkehrt herum an die Wand gelehnt hatte.
    »Sie wissen, welche Männer sie in der letzten Zeit getroffen hat«, sagte er. Und trat einen Schritt zur Seite, damit sie das Bier auf die Theke stellen konnte.
    Die beiden Männer beugten sich vor.
    »Mich«, sagte der eine.
    »Mich auch«, sagte der andere.
    »Und mich auch«, sagte Süden.
    Die beiden sahen ihn an. Iris schob ihn zurück in die Küche. Die Tür blieb offen.
    »Ich kenne

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