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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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irgendwas gesagt, dass sie nach Gern fährt, ich hab nicht zugehört, sie war draußen, ich war drin, es war kalt, ich hab nichts angehabt, jetzt muss ich los, mehr war nicht.«
    »Danke für Ihre Hilfe«, sagte Süden.
    Nachdem Schmidt gegangen war, küsste Süden seine Freundin. Das Telefon klingelte. Er küsste sie weiter. Das Telefon klingelte. Er küsste sie länger.
    Hinterher musste Sonja die Befragung des dritten Zeugen, des achtundvierzigjährigen Anwalts Hanno Rink, allein durchführen.

    Dr. Sibylle Forster hatte im Dezernat 11 angerufen, nachdem sie das Foto in der Zeitung gesehen hatte. Und weil Montag war und das regelmäßige Treffen der infizierten Frauen stattfand, hatte sie den Kommissar ins Therapiezentrum bestellt.
    »Ich glaub nicht, dass die wirklich abgehauen ist«, sagte Klara und drehte die Zigarette, die sie noch nicht angezündet hatte, in der Hand. »So was macht die Jenny nicht, die ist stark, die rennt nicht weg …«
    »Woher wissen Sie, dass sie Jenny heißt?«, fragte Süden.
    »Sie wollte, dass wir sie so nennen«, sagte Dr. Forster.
    »Sie hat uns von ihrem grausamen Traum erzählt«, sagte Elfie. Wie die meisten der anderen Frauen musterte sie Süden ununterbrochen. Zum einen, weil sie noch nie einen Kriminalbeamten aus nächster Nähe gesehen hatte, zum anderen, weil er so aussah, wie er aussah.
    »Hey«, sagte Klara, die Elfies Blicke bemerkte.
    »Ich habe Sie angerufen, ohne zu wissen, ob wir Ihnen helfen können«, sagte Dr. Forster. »Jenny war hier, einmal, wir wissen noch wenig von ihr.«
    »Ich wusste nicht einmal, dass sie infiziert ist«, sagte Süden. Er saß auf demselben Klappstuhl, auf dem auch Ariane gesessen hatte.
    »Ich habe sie gefragt, wo sie sich angesteckt hat, sie wollte es mir nicht sagen.« Dr. Forster blickte in die Runde. Eine der Frauen strickte. Die Nadeln klapperten leise. Süden hörte hin wie auf ein sphärisches Geräusch.
    Seltsam. Er war umgeben von kranken Frauen. Vor ein paar Jahren hätte er sagen müssen: von todkranken Frauen. Und doch vermittelten sie ihm nicht diesen Eindruck. Wenn er sie betrachtete, und das tat er jetzt – einige wichen seinem Blick aus oder weiteten die Pupillen, wie Elfie –, dann sah er etwas, das sein Freund Martin als seinen großen Mangel empfand: das Einssein mit sich selbst. Vermutlich verfluchten die Frauen immer mal wieder ihren Zustand, und doch, dachte Süden, waren sie schon eine Tür weiter. Der Raum der unerträglichen Verzweiflung lag hinter ihnen. Nun kam es darauf an, die Tagesnot zu bewältigen. Die Augenblicksangst. Den Tablettenüberdruss. Aber zu allem Übrigen sagten sie ja. Oder wenigstens: Ich versuch's.
    »Entschuldigung«, sagte er. Jemand hatte etwas gesagt.
    »Ich mein nur, ich könnt mir vorstellen, sie ist auf Aufriss.« Klara zündete sich die Zigarette an, und die Frau mit den Nadeln hörte auf zu stricken.
    »Das ist gegen die Abmachung.«
    »Das sagst du jedes Mal, Sandra, und du hast jedes Mal recht.« Klara nahm einen tiefen Zug. »Ich hab das auch gemacht, na ja, ein- oder zweimal. Schau nicht so streng, Elfie, ich wollt niemand anstecken, ich wollt mich nicht rächen, ich bin keine Idiotin. Ich wollt mich einfach begehrt fühlen, das gestörte Gefühl wegvögeln, man will begehrt sein, oder nicht?« Sie sah Süden an.
    »Ja«, sagte er.
    »Ja«, sagte Klara, »die Männer kapieren das nicht, deswegen kann man mit ihnen auch nicht drüber reden. Ich hab Glück, ich hab einen Mann, der nicht bescheuert ist, und einen Sohn, der auch eine Menge mitkriegt, ich hab's gut, andere nicht.«
    »Ich könnt das nicht aushalten, wenn ein Mann mich ablehnt, weil er erfährt, dass ich infiziert bin«, sagte Elfie.
    »Du willst doch überhaupt keine Männer«, sagte Klara und nickte Süden zu.
    »Ich will keine Männer, weil ich allein besser zurechtkomm.«
    »Ich auch«, sagte Sandra.
    »Das ist so ätzend langweilig ohne Männer«, sagte eine andere Frau.
    »Ganz genau«, erwiderte Klara. »Noch mal zu Jenny, ich wette, die ist unterwegs, die braucht diesen Kick, die ist so …«
    »Du kennst sie genauso wenig wie wir alle«, sagte Dr. Forster.
    »Ich kenn sie, ich hab ihr zugehört, die kommt wieder, Herr Süden, in ein paar Tagen ist die wieder da.«
    »Sie war schon einmal ein paar Tage weg«, sagte er.
    »Dann hat sie eben noch mal Hunger gekriegt.«
    »Kann auch sein, dass der Schock sie erst jetzt erwischt hat«, sagte Sandra. Sie unterbrach ihr Stricken und rollte mit dem Ball,

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