Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Ich hab immer Jenny zu ihr gesagt, sie nannte sich so … Ich weiß nicht, nein … Sie wirkte jedenfalls unzufrieden, ich weiß nicht, warum sie auf einmal wieder anrief, ich hab sie gefragt, sie gab mir keine Antwort …«
    »Haben Sie sie bezahlt?«, fragte Sonja.
    »Ja.«
    Süden ging mit seiner leeren Tasse zur Kaffeemaschine. »Hat sie gesagt, wo sie nach Ihnen hinwollte?«
    »Nein. Sie nahm das Geld und verschwand. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass sie weg war. Ich hab das nicht so gern … wenn die Frauen zu mir kommen, ich geh lieber zu denen …«

    Bevor der nächste Zeuge eintraf, der vierunddreißigjährige Verkäufer Ralf Schmidt, ging Süden zu Martin Heuer.
    »Geht's dir besser?«
    »Kann ich dir nicht sagen«, sagte Heuer, »ich denk nicht drüber nach.«
    »Das ist in Ordnung.«
    »Wie geht's Veronika?«
    Über sie hatte Süden am Morgen mit Karl Funkel gesprochen. »Ihr fehlt nichts, wie immer, sie hat sich wieder nur was eingeredet.«
    »Die Glückliche«, sagte Heuer und warf eine Vitamintablette in ein Wasserglas. »Ariane Jennerfurt ist wohl kaum mit einem Taxi von ihrer Wohnung weggefahren, wir haben alle Unternehmen befragt. Vielleicht hat ein früherer Freier sie besucht, und sie ist mit zu ihm gefahren.«
    »Sie hat nie Freier zu Hause empfangen, sagt ihre Freundin.«
    »Aber du traust Iris Frost nicht.«
    »Nein«, sagte Süden. »Sie verschweigt etwas, genau wie Ariane etwas verschwiegen hat.«

    »Was geht mich das an, ob die mir was verschweigt.« Ralf Schmidt hatte sich nicht hingesetzt. Er war aufgebracht, weil er herbestellt worden war.
    »Sie hat angerufen, und ich hab sofort gewusst, dass sie ficken will, was sonst? Sie war da, wir haben gefickt, sie ist gegangen, das hab ich alles schon am Telefon gesagt. Außerdem hab ich mich freiwillig gemeldet und jetzt muss ich wieder los, mein Chef ist sowieso schon sauer, weil ich letzte Woche zwei Tage weg war, ich hab keine Zeit.«
    »Sie hatten doch den Eindruck, dass mit Frau Jennerfurt was nicht stimmt«, sagte Sonja. Er war einer dieser Männer, die sie auf dem Mond angesiedelt hätte, wenn es nach ihr gegangen wäre.
    »Frau Jennerfurt? Ich weiß nicht, wie die heißt. Jenny heißt die, jeder hat Jenny zu ihr gesagt, im ›Blaubart‹ und wo die überall war. Jennerfurt. Was war die Frage? Ob was nicht stimmt mit der. Das können Sie singen. Taucht die mitten in der Nacht bei mir auf und will ficken. Gott sei Dank war ich allein, meine Freundin ist grad auf einer Messe in Hannover, so ein Dusel. Die versteht da wenig Spaß, meine Alte, wenn's um andere Frauen geht. Ich hab zu ihr gesagt, sie soll reinkommen, wenn sie schon mal da ist, ich hab gleich gesehen, was mit der los ist …«
    »Was war mit ihr los?«, fragte Süden. Er hatte sich hingesetzt. Sonja stand am Fenster. Er brauchte nicht zu ihr hinzusehen, um zu spüren, wie zuwider ihr dieser Mann war.
    »Die war mies drauf, ganz mies, total blass und irgendwie … aufgedunsen, und sie roch nach Puff, ich muss das so sagen, keine Ahnung, was das für ein Parfüm ist, sie kam rein, und ich hab ihr ein Bier angeboten, sie wollte keins. Ich hab sie gefragt, was sie will, und sie sagt: ›Lieb mich!‹ Ich hab erst verstanden: Fick mich. Das hätt ich dann schon drastisch gefunden …«
    »Warum?«, fragte Sonja.
    Schmidt nahm eine Hand aus der Hosentasche und schaute die Kommissarin an. Nach einigen Augenblicken steckte er die Hand wieder in die Tasche.
    »Lieb mich«, sagte er. Und drehte sich zu Süden um. »Sie hat gesagt: ›Lieb mich!‹, und das hab ich dann getan. Hab meine Gummis geholt, weil ohne Gummis mach ich's nicht, so einer bin ich nicht, und dann hab ich sie geliebt. Und sie hat sich lieben lassen.«
    »Und dann haben Sie sie bezahlt«, sagte Süden.
    »Ich hab sie bezahlt. Ich hab sie nicht bestellt. Das möcht ich mal festhalten. Sie hat das Geld genommen, sie hat drauf gewartet, dass ich ihr welches geb, wieso nicht? Sie ist eine Nutte, sie lebt davon, ist okay.«
    »Wie lange war sie bei Ihnen?«, fragte Süden.
    »Drei Stunden, ungefähr, wir haben's … wir haben ein paar Sachen gemacht, wie früher … War schon gut, hat schon gepasst, die Jenny … nichts verlernt … In der Badewanne und so Sachen … Spritzig … Ich muss jetzt los …«
    »Wo wollte sie anschließend hin?«
    »Gern.«
    »Was?«
    »Sie hat was von Gern gesagt, dem Stadtteil.«
    »Was hat sie gesagt, Herr Schmidt?«, fragte Sonja.
    Schmidt schaute auf die Uhr. »Sie hat

Weitere Kostenlose Bücher