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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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verspreche es«, antwortete Frank Motoele. »Ich verspreche dir, dich nie zu verlassen«, fügte er dann noch hinzu. Und zwar, weil mein Feuer im Norden am stärksten brennt, dachte er. Frank Motoele stammte aus einem Kinderheim in Kenia. Er war seinen Eltern fünfundzwanzig Jahre zuvor begegnet. Sein Vater Gunnar war Zimmermann aus Borlänge und für die Firma Skanska an einem Hotelneubau in Kenia beteiligt. Er war mit seiner Frau Ulla dorthin gezogen und blieb zwei Jahre.
    Eine Woche vor ihrer Rückreise nach Schweden hatten sie Frank im Kinderheim abgeholt.
    »Aber was machen wir mit allen Papieren?«, hatte Ulla wissen wollen. »Müssen wir die nicht vorher haben?«
    »Das kriegen wir schon hin«, sagte der Zimmermann Gunnar Andersson, zuckte mit seinen breiten Schultern und nahm Frau und Sohn mit nach Hause. Auf dem Flugplatz Arlanda hatte man sie dann allerdings vierundzwanzig Stunden lang festgehalten, aber auch das hatte sich geregelt, und sie hatten nach Borlänge fahren dürfen. »Das da draußen ist Schnee«, hatte Gunnar Andersson erklärt und durch die Windschutzscheibe des Mietwagens gedeutet. »Snow.«
    »Snow«, sagte Frank und nickte. Wie auf dem Gipfel des Kilimandscharo, dachte er, denn davon hatte ihm das nette Fräulein im Kinderheim schon erzählt. Sie hatte ihm auch Fotos gezeigt, das kannte er also schon, obwohl er erst fünf Jahre alt war. Wie weißes Speiseeis, und zwar unendlich vieles, dachte er. Am Tag seines achtzehnten Geburtstags hatte Frank Andersson mit seinem Vater Gunnar gesprochen. Er wolle wieder seinen Geburtsnamen annehmen, Andersson in Motoele ändern. »Wenn du nichts dagegen hast«, sagte Frank. »Schon okay«, erwiderte Gunnar. »An dem Tag, an dem man seine Abstammung verleugnet, verleugnet man sich selbst.« »Dann ist das also okay?«, fragte Frank sicherheitshalber nach.
    »Solange du nicht vergisst, dass ich dein Vater bin«, erwiderte Gunnar. »Du hast mit Frank geschlafen«, stellte Sandra Kovac tags darauf fest, als sie in der Tiefgarage auf ein ehemaliges Kinderheimkind aus Nairobi warteten, das sich bereits eine Viertelstunde verspätet hatte. »Ja«, sagte Magda und nickte.
    »Superleistung«, sagte Sandra Kovac und seufzte. »Aber mach dir keine Sorgen, einmal ist keinmal«, meinte sie, schließlich war sie ja Janko Kovacs Tochter und hielt sich auf einem anderen Planeten auf als Leute wie Magda Hernandez. »Er will mit mir ein Kind bekommen«, sagte Magda.
    »Ich dachte, du wolltest bei uns im Dezernat anfangen?«, sagte Jankos Tochter. »Das hat zumindest Linda gesagt, als ich mit ihr geredet habe.« »Das hat zumindest er gesagt«, meinte Magda. »Zu mir.« »Wenn er das gesagt hat, dann meint er das sicher auch«, sagte Sandra. Mit mir wollte er kein Kind, der Scheißkerl, dachte sie.
    »Ich habe ihm erklärt, dass alles seine Zeit hat«, meinte Magda. »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Was alle Romantiker sagen«, meinte Magda und lächelte. »Und alle Machos«, sagte sie dann grinsend. »Na, denn«, erwiderte Sandra.
     

55
    Bereits am Samstagmorgen schüttete Grislund, sechsunddreißig, Kommissar Jorma Honkamäki, zweiundvierzig, dem Einsatzchef von Toivonens Überwachungstruppe, der normalerweise stellvertretender Chef für die Einsatzfahrzeuge der Stockholmer Polizei war, sein Herz aus.
    Dieses Herz war bereits weit geöffnet, da er es bereits drei Tage zuvor seinem alten Freund Fredrik Äkare, einundfünfzig, ausgeschüttet hatte, der Sergeant at Arms bei den Hell's Angels in Solna war. Die Miene von Äkare war sehr finster gewesen, als er Grislunds Werkstatt betreten hatte. Was bleibt einem einfachen Automechaniker und Vater zweier Kinder schon anderes übrig?, dachte Grislund.
    »Okay, Grislund, wenn du nicht deine eigene Ölwanne austrinken willst, dann schlage ich vor, dass du mir sagst, wo ich den kleinen Nasir finden kann«, hatte Äkare gesagt und der Ölwanne einen Tritt versetzt, sodass sich ihr Inhalt über den sauberen Betonboden ergossen hatte, um den Ernst seiner Worte zu unterstreichen. Grislund hatte alles erzählt. Er war ein einfacher Mann, aber er wusste, wann es an der Zeit war, die Seiten zu wechseln. Grislund hieß natürlich gar nicht Grislund. Er war sogar adlig. Er war nach seinem Vater Stig getauft und hieß nach seiner Mutter Svinhufvud, da diese sich geweigert hatte, wie Grislunds Vater Nilsson zu heißen. Der Name Svinhufvud war ihr Glück und das Unglück ihres Sohnes, und leider hatte sie trotz ihrer feinen Abstammung

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