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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Mörder ihn zwangsläufig wegfahren musste, nachdem er meine Familie in der Wüste ausgesetzt hat.«
    »Sie meinen, er ist umgedreht und mit der Kiste des alten Crane weitergefahren, um sie Gott weiß wo abzustellen?«
    »So hätte ich es gemacht.«
    Callum zieht ein zerknittertes Päckchen Camel hervor. Er klopft eine Zigarette heraus, die er Shepard anbietet. Shepard nimmt sie und beugt sich vor, um sie in die Flamme des Feuerzeugs zu halten, das ihm der schwarze Polizist hinhält. Der Tabak knistert. Shepard richtet sich wieder auf und sieht Callum eindringlich an.
    »Wenn ich Sie recht verstehe, wissen Sie also nicht mal, von wo aus meine Familie in der Wüste verschwunden ist. Richtig?«
    »Richtig.«
    Callum senkt den Blick auf Shepards Aussage, die ihm die Kollegen aus San Francisco gefaxt haben.
    »Also, Sie sagen, so hätten Sie’s gemacht.«
    »Was?«
    »Sie wären zu Cranes Wagen zurückgelaufen und hätten ihn weggeschafft.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Was für eine Frage! Damit man den Eingang nicht findet!«
    »Welchen Eingang?«
    »Ins Labyrinth. Sie wissen nicht, wo der Eingang ist. Sie wissen nicht, wo es wieder hinausgeht. Das nennt man ein Labyrinth.«
    Callum fährt sich mit einer Hand über den Schädel und die dicke pulsierende Ader. Er klopft die Asche seiner Zigarette ab.
    »Sie sagen aus, dass Sie Ihre Frau am Telefon hatten, als sie angehalten wurde.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Das machen wir immer so. Sobald sie in die Nähe der US -Air-Force-Basis Nellis kommt, ruft sie mich an, um zu sagen, dass alles okay ist.«
    »Hat sie gesagt, wo genau sie war?«
    »Nein, aber normalerweise ruft sie an, wenn sie hinter Cactus Springs ist. Dort gibt es eine Station, wo sie Wasser kauft und noch mal volltankt, und wenn sie wieder losfährt, ruft sie an.«
    »Kauft sie nie was anderes?«
    »Nein, nur Wasser. Eine Zehnerpackung, für den Fall, dass sie in der Wüste eine Panne hat. Zwar trinkt sie von Cactus bis Tokop nie mehr als eine Flasche, aber sie will eben auf Nummer sicher gehen.«
    »Was kann man also vernünftigerweise annehmen? Dass Cactus Springs höchstens zehn Minuten hinter ihr lag, als sie angerufen hat?«
    »Ja.«
    »Hat sie Ihnen das gesagt?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    Callum stößt eine Rauchwolke aus und sieht Shepard nachdenklich an. Der verbirgt das Gesicht in den Händen. Ein niedergeschmetterter Ehemann, der dem Zusammenbruch nahe ist.
    »Mr. Shepard?«
    »Ja?«
    »Muss ich Sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, dass Sie sich selbst das winzigste Detail dieses Gesprächs in Erinnerung rufen?«
    Shepard, die Hände vor den Augen, konzentriert sich. Barbaras Schreie, das Gebrumm der Fliege, die Stare, das Geplapper der Zwillinge. Er runzelt die Stirn. Das Auf- und Zuschnappen des Feuerzeugs. Barbara raucht im Auto. Was ihn nervt.
    »Sie hat gesagt, dass sie bei der Ausfahrt aus dem Flughafengelände in einen Stau geraten ist und dass ich stolz auf sie gewesen wäre, weil sie …«
    »Weil was?«
    »Das hat sie nicht mehr gesagt. Dann kam die Polizeisirene.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    Callum fährt sich abermals mit der Hand über den Schädel. Er kaut Nikotinkaugummi und raucht gleichzeitig.
    »Woher wussten Sie bei früheren Fahrten, dass sie in der Nähe der Luftwaffenbasis war, wenn sie angerufen hat?«
    »Manchmal hat man das Dröhnen eines Jagdbombers gehört.«
    »Das Gebiet, das die F16 aus Nellis überfliegen, umfasst ganz Nevada und Arizona.«
    »In dem Fall kam das Dröhnen aber von einem tieffliegenden Jagdbomber.«
    »Das besagt nichts.«
    »Doch.«
    »Warum?«
    »Weil Barbara jedes Mal bejahte, wenn ich sie fragte, ob sie in der Nähe von Nellis sei.«
    Callum drückt seine Zigarette aus. Shepard hat die seine weitgehend verglühen lassen. Jetzt fängt er den Aschezylinder mit der Hand und leert ihn in den Aschenbecher. Callum sieht ihm zu. Normalerweise durchläuft jemand, der einen geliebten Menschen vermisst, dieselben fünf Stadien, wie man sie auch im Trauerfall und nach der Diagnose einer unheilbaren Krankheit erlebt: Ungläubigkeit, Zorn, Niedergeschlagenheit, Auflehnung und schließlich Resignation. Shepard ist im Stadium der Niedergeschlagenheit. Aber irgendetwas an seiner Reaktion ist seltsam. Unter der Verzweiflung spürt man eine eigenartige Entschlossenheit keimen.
    »Mr. Shepard?«
    »Ja?«
    »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre: Sie sind nicht nur hier, weil Sie Ihre Familie finden wollen. Sie sind auch hier, um den Mörder zu finden,

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