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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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draufgeklebt. Dann gibt’s noch ein paar Cola-Dosen und etliche Tafeln Schokolade. Das wär dann alles, glaub ich.«
    »Das können sie niemals essen.«
    »Doch, klar können sie. Was, meine Püppchen, natürlich könnt ihr das alles essen?«
    Die Zwillinge knistern mit Einwickelpapier. Dann ein anderes Geräusch. Wie ein starker Luftzug.
    »So, ich lasse den Motor laufen und habe die Klimaanlage auf volles Rohr gestellt, damit die Süßen nicht in der Sonne verbrutzeln. Ich hab ihnen gesagt, sie sollen nicht gleich alles Wasser auf einmal austrinken, aber sie haben solchen Durst. Ich lasse das Telefon laut gestellt – vielleicht hören sie ja auf dich.«
    »Sagen Sie mir, wo sie sind.«
    »Nein. Unmöglich.«
    »Warum nicht?«
    »Weil’s an dir ist, sie zu retten.«
    »Ich flehe Sie an, tun Sie mir das nicht an.«
    Shepard hört den Schluckauf eines der Mädchen, als der Mörder das Telefon auf dem Teppichboden des Wagens ablegt und ächzend aussteigt. Er winkt den Zwillingen noch einmal zu, wirft die Tür ins Schloss und ist fort. Die Klimaanlage rauscht. Eine Fliege prallt gegen die Scheibe. Immer wieder fliegt sie am Telefon vorbei. Meredith ruft nach ihrer Mama.

II
    Deadlands
8
    Die 727 dreht eine letzte Kurve, ehe sie zur Landung ansetzt. Das Gesicht an die Fensterscheibe gedrückt, sieht Shepard Las Vegas in der Wüste glitzern wie eine ägyptische Stadt der Zukunft. Der Strip mit seinen riesigen Kasinos, Dutzende Kapellen, die sich rund um die Armenviertel ballen, die schnurgeraden Boulevards, wie mit dem Skalpell in den Bauch der Wüste geschnitten. Ein gigantischer Vergnügungspark, der keine Sperrstunde kennt.
    Mit aufheulenden Triebwerken setzt das Flugzeug auf, bremst ab, rollt vor dem Terminal aus. Shepard reiht sich in die Menge der Passagiere ein. Gesichter, Arme, Schultern umringen ihn, streifen ihn, kreisen ihn ein. Eine Mischung aus künstlichen Düften weht ihn an. Instinktiv sucht er nach den Gerüchen seiner Frau und seiner Töchter, der Lindenblüten-Feuchtigkeitscreme von Barbara, diesem scheußlichen Erdbeershampoo der Zwillinge. Seitdem er den Kontakt zu ihnen verloren hat, klammert er sich an Kleinigkeiten, Erinnerungen. Ein Lächeln, ihr Gepiepse beim Aufwachen, Barbaras Atmen neben ihm im Bett, das Gluckern von Milch, die sich über Frühstücksflocken ergießt, ein durchnässter Badewannenvorleger, winzige Fingerabdrücke auf beschlagenen Fensterscheiben.
    Als er in die Polizeizentrale von San Francisco gestürmt ist und geschrien hat, seine Frau sei irgendwo in der Wüste von Nevada verschleppt und umgebracht worden, versuchten die Experten von Las Vegas, Barbaras Handysignal zu orten. Leider erst lang, nachdem der Mörder aus dem Wagen gestiegen war. Denn Shepard war fast eine Stunde durch die Straßen geirrt und hatte versucht, telefonisch seine Töchter zu beruhigen. Bis ein gleichmäßiges Knistern durch die Leitung kam. Bevor Barbaras Akku endgültig leer war, hatte er seinen Mädchen versichert, dass er sie liebe und Mama bald wieder aufwachen werde. Dann war die Verbindung tot.
    Shepard steuert auf den Avis-Schalter zu. Während er die Formulare ausfüllt, um einen wüstentauglichen Geländewagen zu mieten, weht ihn das Eau de toilette der Angestellten an. Laut ihrem Namensschild heißt sie Sandy. Shepard bemüht sich, ihr Lächeln zu erwidern, doch sie hat bereits den Blick wieder gesenkt. Als sie seine Angaben überfliegt, stutzt sie plötzlich.
    »Shepard?«
    »Genau.«
    »Ich frage nur, weil heute Morgen eine Mrs. Shepard ebenfalls einen Wagen bei uns gemietet hat. Einen sandfarbenen Lexus, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das ist meine Frau.«
    »Wollen Sie ihr nachfahren?«
    »Ich will es versuchen.«
    Mit klirrenden Armreifen legt die Frau Wagenschlüssel und Papier auf die Theke. Shepard steckt alles ein und geht auf die Glastür zu, die ihn in die glutheiße Luft von Las Vegas entlässt. Er überquert den Parkplatz, steuert einen roten Chevrolet Impala an, wirft seine Tasche auf die Rückbank und schaltet sofort die Klimaanlage ein, ehe er sich in den anhaltenden Verkehrsstrom der Paradise Road einreiht.
9
    Shepard schlängelt sich im Zickzack zwischen den Fahrzeugen hindurch bis zum Strip, der bekanntesten Straße von Las Vegas mit ihren Palmen, Restaurants, Luxusgeschäften und Drückern, die einen auf der Straße ansprechen und eine fantastische Auswahl an Callgirls auf Hochglanzpapier anbieten. Er fährt Richtung Norden, bis der Verkehr ins Stocken gerät. Bis

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