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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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bitteschön, kannst du mir das sagen, Peter?«
    Ein Schluck Tee, eine Erdnuss. Und das gleichmäßige Knarzen des Schaukelstuhls. Also nein, wirklich – damals schwor er sich, dass er keinen Fuß mehr nach Tokop, Nevada, setzen würde. Er sah die Lockheed der Delta Airlines schwerfällig vom Rollfeld abheben und in den weißen Himmel emporsteigen, bis sie nur noch ein glänzender Punkt in der Ferne war. Dann holte er seinen Wagen aus dem Parkhaus und fuhr Richtung San Mateo, wo ihn mitten auf der Brücke die Krise überfiel. Seither wartet er.
    Wie jedes Mal, wenn sie in diese Wüstengegenden fuhr, in denen man stundenlang unterwegs sein konnte, ohne einer Menschenseele zu begegnen, hatte Barbara am Flughafen von Las Vegas einen klimatisierten Lexus gemietet und die westliche Ausfallstraße Richtung Tokop genommen. Auf der Rückfahrt würde sie den Wagen in Tonopah abgeben und dann in den Greyhound nach San Francisco steigen.
    Jedes Mal, wenn sie das Sodom der Wüste hinter sich hatte, rief sie ihn an, um ihm zu sagen, dass sie jetzt auf der 95 Richtung Amargosa unterwegs sei. Meistens direkt nach der Abzweigung von Lee Canyon, wenn es nach Cactus Springs ging. Eine zweihundert Meilen lange schnurgerade Strecke durchs Nichts, wie die Narbe eines Messerschnitts auf der Haut.
    Shepard zündet sich eine zweite Zigarette an und blickt wieder auf die Uhr. Das Flugzeug hatte Verspätung, sagt er sich, oder der Mietwagen stand noch nicht bereit. Er hebt den Kopf, sucht den Himmel nach den Staren ab. Oder Barbara war nur einen Moment unaufmerksam, und in diesem Moment schlägt der Lexus am Grund einer Schlucht auf. Er ist noch nicht in Flammen aufgegangen. Monica schreit wie am Spieß, als sie sieht, was vom Gesicht ihrer Mama übrig ist. Sie ist zwischen zerknittertem Blech gefangen. Es stinkt nach Benzin und heißem Öl. Schluchzend dreht sie sich zum verrenkten Körper ihrer Schwester um.
    Shepards Mobiltelefon vibriert in seiner Hand. Er sieht Barbaras Nummer aufleuchten. Sein Daumen gleitet langsam über das Display und drückt auf die grüne Taste. In der Ferne erhebt sich ein vielstimmiges Geschrei, rings um die Bucht fliegen Hunderte Stare von den Bäumen auf und bilden dicke, zusammenlaufende Tintenstriche auf blauem Grund.
4
    Am Anfang ist Barbaras Stimme ruhig. Sie seien mit Verspätung gelandet, sagt sie, und jetzt auf dem Weg durch die Mojavewüste. Sie sei müde, fügt sie hinzu, die Hitze sei mörderisch, sogar im Wagen bei voll aufgedrehter Klimaanlage. Die Zwillinge, in den Kindersitzen hinter ihr eingegurtet, veranstalten einen fröhlichen Radau. Shepard hört das Geschnatter von Kinderstimmen, das Brummen des Motors, das Klicken eines Feuerzeugs, Knistern von Zigarettenglut. Ohne die über der Bucht aufwallende Vogelflut aus den Augen zu lassen, sagt er, wieder einmal, dass er es nicht ausstehen kann, wenn sie in Gegenwart der Mädchen raucht, und wie immer antwortet Barbara, sie habe die Klimaanlage auf Frischluftzufuhr geschaltet.
    »Übrigens, Schatz, weißt du was?«, fügt sie hinzu.
    »Nein.«
    »Bei der Ausfahrt aus dem Flughafen war ein monströser Stau.«
    »Wie immer, oder?«
    »Ja, aber diesmal kannst du stolz auf mich sein, weil ich … Oh, Scheiße.«
    Shepard vernimmt einen fernen Sirenenton im Telefon.
    »Barbara? Was ist los?«
    »Mist, ein Bulle ist hinter mir.«
    »Bist du zu schnell gefahren?«
    »Peter Stanley Shepard, du weißt ganz genau, dass ich niemals zu schnell fahre!«
    Das stimmt. Barbara fährt überhaupt sehr ungern. So ungern, dass es ihn immer wieder rasend macht, wenn sie unterhalb der zulässigen Geschwindigkeit die Küstenstraße zwischen San Francisco und Los Angeles entlangkriecht. Der hochheilige Familienausflug entlang dem Graben: Shepard hat nie begriffen, was so spannend daran sein soll, dieses endlose sich schlängelnde Band dahinzuschleichen, wenn man doch ganz einfach über Oakland und durch das kalifornische Längstal abkürzen kann. Nur um ein paar arme quecksilbervergiftete Wale zu sehen, die sich im eisigen Wasser vor Carmel tummeln? Und um sich gegenseitig anzuschnauzen, weil Barbara im Schneckentempo fährt und ihrerseits von den Bikern und Wohnmobilfahrern beschimpft wird.
    »Keine Sorge, das ist sicher nur eine Routinekontrolle.«
    »Mitten in der Wüste?«
    Shepard antwortet nicht. Er sieht seiner Zigarette nach, die zu Boden fällt. Man könnte meinen, dass sie verrückt lange braucht, um unten anzukommen. Er stellt seine Ferse auf die Kippe und

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