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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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sagt er: »Wissen Sie, ich hätte liebend gern so süße und saubere Püppchen gehabt wie Sie. Ich hätte sie gekämmt und ihnen die schönsten Kleider der Welt angezogen, aber meine Oma hat mir ja sogar einen Hund verboten, und deswegen fing ich an, welche zu fangen. Nicht kleine Mädchen. Hunde.«
    Die verspiegelten Gläser wenden sich wieder Barbara zu.
    »Kauen sie Nägel?«
    »Wie bitte?«
    »Ich will wissen, ob Ihre kleinen Püppchen brav sind oder ob sie Nägel kauen.«
    »Ich …«
    »Beantworten Sie meine Frage, Ma’am.«
    »Äh … Ja. Sie sind brav.«
    »Das ist gut. Es ist wichtig, dass die Kinder schon früh im Leben brav sind. Sonst muss man sie peitschen. Ich habe nicht vergessen, wie mir meine Oma den Rücken bearbeitet hat, wie wenn man ein Stück Fleisch weich klopft. Ist schade, aber so ist es nun mal. Das verlangt das große Gesetz des Universums.«
    Der Riese holt so tief Luft, dass an manchen Stellen die Hemdnähte reißen. Er lächelt seltsam verschwörerisch, als blinzelte er Barbara hinter seinen Brillengläsern heimlich zu.
    »Sie wollten die zwei in der Wüste spazieren fahren, um sie den Kojoten zum Fraß vorzuwerfen, wie?«
    »Was reden Sie da?!«
    »Fleisch für die Kojoten, Ma’am. Dafür werde ich bezahlt. Um auf diesem beschissenen Stück Straße Streife zu fahren und schöne Damen wie Sie dran zu hindern, dass sie ihre Kinder in der Wüste aussetzen.«
    »Du lieber Gott, ich hatte doch nicht die leiseste Absicht, meine Kinder auszusetzen! Wir besuchen meine Tante in Tokop!«
    »Nach Tokop wollen Sie? Da sind Sie aber falsch. Diese Straße hier führt von Vegas direkt in die Hölle. Nicht wahr, meine Püppchen? Mama macht mit euch einen Ausflug in die Hölle, und das macht euch Spaß, stimmt’s?«
    »Bitte, Sheriff, darf ich erfahren, warum Sie mich aufgehalten haben? Ich bin zu schnell gefahren, ja?«
    Wieder heften sich die verspiegelten Gläser auf Barbara. Er lächelt nicht mehr.
    »Zu schnell, nicht schnell genug. Nichts geht je so schnell und so langsam wie das verreckte Räderwerk einer verfluchten Uhr, stimmt’s nicht?«
    Der Sheriff nimmt die Mütze ab und kratzt sich auf dem Kopf, und im nächsten Moment fließt ein dünnes scharlachrotes Rinnsal über sein Gesicht. Er fährt sich mit der Hand über den Schädel und senkt den Kopf. Barbaras Augen werden weit. Wo Haare sein sollten, sieht sie, inmitten von Schweiß und Blut, Stellen wunder Haut und dazwischen eigenartige Geschwülste, aus denen es weißlich schimmert, wie Knochen.
    »Fleisch für die Kojoten, Ma’am.«
    Barbara durchfährt es wie ein elektrischer Schlag, und sie unterdrückt ein Aufschluchzen, als sie sieht, wie sich der Bulle mit seiner dicken, blutigen Pranke über das Gesicht fährt. Jäh tritt sie aufs Gaspedal, und der Lexus macht japsend einen Satz nach vorn, stottert und stirbt ein paar Meter weiter ab. Die Zwillinge sind verstummt. Tief in ihrem kleinen Gehirn wissen sie, dass etwas nicht stimmt. Sie wissen, dass die Mama Angst hat, und das hat mit dem dicken Mann mit dem blutigen Gesicht zu tun, der jetzt gemächlich auf das wieder stehende Auto zukommt.
    »Peter! Lieber Gott, Peter, der bringt uns um!«
    Barbara schreit, außer sich vor Entsetzen, während sie hektisch versucht, den Wagen zu starten. Wie gelähmt hört Shepard auf seiner Parkbank den Motor einmal aufhusten und gleich wieder verstummen. Er meint förmlich die Benzinschwaden zu riechen, die aus den Lüftungsschlitzen wehen.
    »Barbara, der Motor ist abgesoffen – du musst vorsichtig ein paar Mal mit dem Gaspedal pumpen und den Wagen erst dann wieder anlassen.«
    Mit weit aufgerissenen Augen murmelt Shepard beschwörend ins Telefon. Zwischen zwei verzweifelten Versuchen Barbaras, die schluchzt und auf das Lenkrad einhämmert, hört er abermals die knirschenden Schritte des Sheriffs.
    »Ganz ruhig. Wär dir das auf dem Parkplatz des Supermarkts passiert, wärst du in Sekunden wieder flott. Also Schatz, bitte beruhig dich …«
    Der Motor heult auf. Barbara streckt den Mittelfinger aus dem Fenster und schreit: »Leck mich, du Idiot!«
    Sie wirft einen Blick zurück und rechnet damit, die massige Gestalt des Sheriffs zu sehen. Aber er ist nicht mehr hinter dem Wagen.
    Shepard presst das Plastikgehäuse des Telefons ans Ohr. »Fahr sofort los!«, schreit er.
    Er hört den Hebel der Automatikschaltung einrasten, den Barbara nach unten zieht. In dem Moment, als sie wild aufs Gas tritt, öffnet sich die Beifahrertür. Der Lexus macht

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