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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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spürte ihn an ihrem Bauch, hart, bereit, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Die ganze Macht seiner entfesselten Kraft wollte sie fühlen; wollte wissen, wie es war, wenn sie sich einfach völlig gehenließ, die Beherrschung verlor, die ihr gesamtes Leben regierte.
    Aber sie waren in seinem Büro, Polizeichef und sie, Agent des 279
    BCA.
    Sie würden sich in diesem Büro immer wieder treffen,
    Geschäftliches hier besprechen. Und was würde passieren, wenn dieses Feuer zwischen ihnen erlosch und sie trotzdem noch jeden lag in dieses Büro müßte?
    »Ich – das geht nicht«, wehrte sie sich, ihr Körper vibrierte vor Verlangen, ja zu sagen.
    »Und ob das geht.« Mitch packte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Augen glühten, funkelten vor Leidenschaft und der Entschlossenheit, sich in ihr zu verlieren. Das wollte er
    – sich in ihr versenken, in ein reinigendes Vergessen, wo es keine Schuld und keine Last gab.
    »Es ist Sex.« Seine Hand an ihrem Rücken drückte sie fester an ihn, ließ sie ihn spüren. »Wir werden keine Polizeimarken tragen. Oder vielleicht hast du gerade davor Angst?«
    Megan stemmte sich gegen seine Brust, versuchte vergebens sich zu befreien. »Ich hab’s dir schon gesagt, ich hab keine Angst vor dir.«
    »Aber du hast Angst davor, bei mir eine Frau zu sein?«
    Sie gab ihm keine Antwort. Das konnte sie auch nicht, dachte Mitch.
    Wenn sie ja sagte, war das ein Eingeständnis ihrer
    Verwundbarkeit.
    Wenn sie nein sagte, war das praktisch eine Zusage, mit ihm zu schlafen. Sie war zu wachsam, um sich in eine solche Klemme bringen zu lassen. Und das vielleicht nicht ohne Grund.
    Er war sicher nicht der erste Cop, der sie in den zehn Jahren ihres Polizeidienstes angemacht hatte. Er erinnerte an Miami, die Wetten im Umkleideraum, wer als erster den neuen Rock im Revier flachlegen würde. Und er kannte die Konsequenzen. Die Frau verlor jeden Respekt, den sie vielleicht bei ihren Kollegen genossen hatte. Und Respekt war für Megan das Wichtigste. Ihr 280
    Beruf bedeutete Megan ein und alles. Es gehörte schon
    wesentlich mehr dazu als schlichte Wollust, um sie über ihre Grenzen zu hieven, und Mitch fiel ein, daß er nicht mehr investieren wollte.
    Langsam, widerwillig ließ er sie los. »Es ist wahrscheinlich besser so«, er wandte sich ab, um seinen Parka vom
    Kleiderständer zu nehmen.
    Megan beobachtete ungläubig, wie er seine schwarze Jacke überstreifte. Er brachte es fertig, sie so zu küssen und ließ sie dann seelenruhig stehen, als wäre nichts gewesen. Am liebsten hätte sie ihm einen Tritt versetzt, aber ließ sich nicht dazu hinreißen. Und sie verkniff sich alle bitteren Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Er hatte sie angemacht, sie hatte abgelehnt. Basta.
    »Was kommt jetzt?«
    »Ich hab Jessie versprochen, mit ihr zu McDonald’s und zur Fackelparade zu gehen.«
    »Oh.«
    Mitch warf einen Blick auf sie, während er den Piepser an seinen Gürtel klippte. Ihr Haar hatte sich aus der Spange gelöst und fiel ungebärdig auf ihre Schultern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und zeigten mehr, als sie erlaubt hätte. Sie sah aus wie das Mädchen, das beim Schulball keiner zum Tanzen
    aufforderte.
    »Hättest du Lust auf einen Big Mac und ein paar angefrorene Clowns?« sagte er zu seiner eigenen Überraschung.
    Megan kniff mißtrauisch die Augen zusammen. »Warum bist du auf einmal nett zu mir?«
    »Mensch, O’Malley. Wir reden hier vom McDonald’s, nicht vom Moulin Rouge. Komm mit, oder laß es.«
    »Du bist so gütig, daß ich kaum widerstehen kann«, sagte sie spitz, »aber ich will nicht stören.«
    Ihr Groll entlockte ihm ein kleines Lächeln. »Ah, gib’s schon 281
    zu«, sagte er. »Du warst auf dem Weg zur Grace Lutheran Church zum jährlichen Snowdaze Lutefisk Dinner.«
    Megan rümpfte die Nase. »Nicht in diesem Leben. Ich hab’s mir zur Regel gemacht, nie etwas zu essen, das die Politur vom Tisch ätzt. Außerdem bin ich der Meinung, daß Lutefisk etwas ist, was man früher gegessen hat, weil es nichts anderes gab und das irgendwann aus Versehen Tradition wurde.«
    »Ja, kein Wunder, daß die Skandinavier so mürrisch sind.
    Wenn ich gekochten Kabeljau, der in Lauge eingelegt war, essen müßte, würde ich auch wie Max von Sydow aussehen.«
    Das gemeinsame Lachen brachte sie wieder in die
    Freundschaftsabteilung ihrer Beziehung zurück.
    »Big Mac?« wiederholte Mitch und zog die Brauen hoch.
    Sie wollte mitgehen. Aber sie sollte wirklich zurück ins Büro
    …

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