Sünden der Nacht
Psychiater, diesen aufgeblasenen, gönnerhaften Arsch windelweich prügelte.
»Wenn er da hinten ist, wird er verdammt noch mal auch mit mir reden!«
Die Stimme war unverwechselbar Megans. Zweifellos in
Rage. Untermalt von Nogas donnernden Schritten.
»Aber Miss O… Agent, er hat gesagt, er will nicht gestört werden.«
274
»Gestört? Zerstückelt würde hier besser passen!«
Sie stürmte durch die Tür, bevor Mitch mehr tun konnte als aufzustehen, und hielt in der Mitte des Raumes an, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Tasche rutschte ihr langsam von den Schultern herunter, und der Schal, mit dem sie in der Tat ständig Schwierigkeiten hatte, schlängelte sich über eine Schulter hinunter und hing fast bis zum Boden.
Noga tauchte hinter ihr auf. »Tut mir leid, Chief, ich konnte sie nicht stoppen.«
Im College hatte er jeden Stürmer beim Football aufhalten könnten, aber nicht Megan O’Malley. Irgendwie fand Mitch das ganz logisch.
Er bedeutete dem Streifenpolizisten zu gehen.
»Jetzt bin ich dran, Chief«, keifte Megan, als sich die Bürotür hinter ihr schloß. »Warum hab ich nicht erfahren, daß Olie Swain einen weißen 83er Chevy Van fährt? Warum wurde ich nicht darüber informiert, daß Sie gestern abend wegen diesem Van mit Olie Swain gesprochen haben?«
»Ich muß mich Ihnen gegenüber nicht verantworten, Agent O’Malley«, bellte er zurück. »Sie haben keinen höheren Rang als ich. Sie sind nicht mein Boß.«
»Nein, Sie müssen sich gegenüber niemandem verantworten, nicht wahr?« schrie sie wütend. »Sie sind ›Matt Scheiß Dillon‹, und hier ist Dogde City. Ihre Stadt. Ihre Leute. Ihre Ermittlung.
Wunderbar, dann rollt auch Ihr Kopf, wenn wir die Leiche dieses Kindes auf irgendeinem Müllplatz finden und sich rausstellt, daß Olie Swain der Täter war.«
Megan spürte, wie dieser Schlag ihn durchfuhr. Gut. Er brauchte eins über den Schädel – bildlich gesprochen.
»Zumindest ist Steiger ehrlich. Bei dem hab ich von Anfang an gewußt, daß er ein Arschloch ist. Sie kooperieren, wenn es Ihnen paßt und wenn nicht, nehmen Sie Ihre Sachen, und 275
schicken mich nach Hause.«
»Also gut«, sagte er in diesem schneidenden, täuschend sanften Ton. »Gehn Sie nach Hause. Ich bin wirklich auf dem Zahnfleisch, Agent O’Malley, und nicht in der Stimmung, mir Ihr Gejammer anzuhören von wegen Fairneß.«
»Nicht in der Stimmung …« Megan blieb vor Wut die Luft weg. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie sich über den Schreibtisch auf ihn stürzen sollte. Sie wollte ihn beuteln, bis ihm die Zähne klapperten. Statt dessen fixierte sie ihn funkelnd.
»Ihre Stimmung in allen Ehren«, zeterte sie. »Ich glaube, wir müssen dringend ein paar Dinge klarstellen. Das ist eine Ermittlung, und ich bin Teil davon. Deshalb habe ich ein Recht darauf, das zu erfahren, wenn sich herausstellt, daß ein von mir Verdächtiger einen Van besitzt, der der Beschreibung der Zeugin entspricht.«
»Es ist nichts dabei rausgekommen«, sagte Mitch knapp.
»Helen Black konnte den Van nicht identifizieren. Olie hat ein Alibi …«
»Das keiner hundertprozentig bestätigen konnte …«
»Es war nichts in dem Van, was …«
»Sie haben diesen Van ohne Durchsuchungsbefehl überprüft?«
rief Megan fassungslos. »Mein Gott, so etwas Dämliches …«
»Ich hatte sein mündliches Einverständnis …«
»… das keinen Pfifferling wert ist!«
»Wenn ich etwas gesehen hätte, hätte ich den Van wegen eines Parkvergehens abschleppen lassen können, und dann hätten wir unseren Durchsuchungsbefehl gekriegt. Ich habe nicht das geringste gesehen, was Olie oder den Van mit Joshs
Verschwinden in Verbindung brächte.«
»Können Sie Fingerabdrücke sehen, Superman?«
Ihr Sarkasmus traf ihn härter, als sie wissen konnte. Wut war seine automatische Reaktion gegen so eine Verwundung. »Sie 276
hätten keinen Durchsuchungsbefehl gekriegt, Agent O’Malley«, er machte einen Schritt auf sie zu. »Und wenn Sie sich auf den Kopf gestellt hätten, hätten Sie ihn nicht nach Fingerabdrücken untersuchen können oder Fasern oder Blutspuren. Wir haben rein gar nichts gegen Olie Swain in der Hand!«
»Die Tatsache bleibt«, sagte sie. »Sie wissen, daß ich den Mann als Verdächtigen betrachte. Ich hätte verständigt werden müssen – wenn schon nicht gestern abend, aber wenigstens heute früh.«
»Es stand nicht zur Debatte.« Mitch wußte verdammt gut, daß er sie hätte informieren sollen. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher