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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Abnutzungsspuren aufwies.
    Eine kleine Kompanie von schwarzen Metallschreibtischen standen in zwei Reihen stramm. Die Schreibtische sahen zum Großteil nicht gerade aufgeräumt aus. Auf den meisten türmten sich Akten und Papiere zusammen mit Kaffeetassen und
    gerahmten Fotos. Lediglich drei von ihnen waren besetzt. An einem saß ein großer, uniformierter Cop, der gerade telefonierte, an den anderen zwei Männer in Zivil, die an ihren Sandwiches kauten, während sie Papierkram erledigten.
    Die Uniform legte den Hörer auf und erhob sich zu seiner vollen imposanten Größe, richtete seine schläfrigen Augen auf Megan und schlenderte zur Tür, unterwegs packte er sich einen Kaugummi aus. Er sah aus wie dreißig und wie ein Samoaner.
    Seine Haare waren dunkel und zerzaust, sein Körper massiv wie der Stamm einer Eiche und wahrscheinlich genauso stark. Auf seinem Namensschild stand NOGA. Er steckte den Kaugummi in den Mund und drückte den Knopf der Gegensprechanlage.
    »Womit kann ich dienen?«
    »Agent O’Malley, BCA.« Megan holte ihren Ausweis heraus und hielt ihn an die Scheibe. »Ich hatte einen Termin mit Chief Holt.«
    Der Cop studierte das Foto nur flüchtig, er sah aus als würde 31
    er jeden Moment einschlafen. »Kommen Sie rein«, bedeutete er ihr mit einer lässigen Handbewegung, »die Tür ist offen.«
    Megan biss die Zähne zusammen und zwang sich, nicht zu erröten. Sie mochte es nicht, wenn man sie zum Narren hielt und schon gar nicht am Ende eines Tages wie dem heutigen. Noga öffnete eine der Türen, sie marschierte hinein und fixierte ihn mit eisigem Blick.
    »Sollte dieser Bereich nicht gesichert sein?« fragte sie barsch.
    Noga schien nicht sonderlich beeindruckt von ihrem Auftreten.
    Er hob die Schultern, was einem Erdbeben glich, das eine Gebirgskette in die Höhe hievt. »Gegen was?« Ihre Antwort war nur ein wütender Blick, was er mit einem schiefen Lächeln quittierte. »Sie sind nicht von hier, oder?«
    Megan hatte schon Genickstarre, weil sie ständig nach oben schauen musste. Gar nicht so leicht, herrisch zu wirken, wenn jemand volle dreißig Zentimeter größer ist als man selbst. »Sie denn?«
    »Schon lange genug. Kommen Sie nach hinten.« Er führte sie an den Reihen von Schreibtischen vorbei zu einem Korridor mit Privatbüros.
    »Natalie ist noch hier. Keiner dringt zum Chief vor, ohne dass Natalie ihn zuerst kontrolliert. Sie hat hier alles im Griff. Wir nennen sie den Kommandanten.« Er beäugte sie mit vagem Interesse. »Und warum sind Sie hier? Damit Sie die Stellung halten, bis die einen Ersatz für Leo gefunden haben?«
    »Ich bin der Ersatz für Leo.«
    Noga zog eine dicke Augenbraue hoch und gab sich Mühe, sein Entsetzen zu verhehlen. Mit wenig Erfolg, er machte ein Gesicht, als hätte er gerade einen akuten Gastritisanfall. »Ohne Scheiß?«
    »Ohne Scheiß!«
    »Hmm.«
    32
    »Ist es für Sie ein Problem, mit einer Frau zu arbeiten?«
    Megan gab sich größte Mühe, nicht allzu spitz zu klingen. Aber sie war müde, und ihre Laune stand auf Sparflamme. Sie spürte, wie Wut sich in ihr zusammenbraute.
    Noga spielte den Unschuldigen, mit großen erstaunten Augen.
    »Für mich nicht.«
    »Gut.«
    Er duckte sich durch die Tür des Büros und trommelte dabei kurz mit den Knöcheln an die nächste Tür. »He, Natalie. Der Typ vom BCA – das Mädel …«, Noga warf Megan einen
    betretenen Blick zu.
    »Agent O’Malley«, sagte sie steif.
    »Wird, verflucht noch mal, auch Zeit.«
    Der giftige Satz kam aus einem Büro hinter dem, in dem sie gerade standen. Auf der Milchglasscheibe stand MICHAEL
    HOLT, CHIEF OF POLICE, aber es war nicht Michael Holt, der mit funkelnden schwarzen Augen erschien.
    Die berüchtigte Natalie war auch nicht größer als Megan, aber wesentlich voluminöser. Sie wirkte irgendwie recht füllig aber ihr rostrot-violettes Kleid zeugte von ausgezeichnetem Geschmack. Ihre Haut hatte die Farbe von poliertem Mahagoni, und ihr Haar war kurz und kraus wie eine Kappe aus
    frischgeschorenem Schafpelz. Eine Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt, die andere lehnte am Türrahmen, und Megan wurde von Kopf bis Fuß durch eine riesige rote Brille gemustert.
    »Mädchen, Sie sind spät dran.«
    »Dessen bin ich mir wohl bewusst«, erwiderte Megan kühl.
    »Ist Chief Holt noch im Dienst?«
    Natalie verzog das Gesicht. »Nein, er ist nicht mehr im Dienst.
    Sie glauben doch nicht etwa, dass er hier rumhockt und auf Sie wartet?«
    »Ich habe aber angerufen und gesagt, dass es

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