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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Gründe, dass nur Männer Field Agents waren. Die Polizeichefs und die Sheriffs, mit denen sie zusammenarbeiten musste, waren alle Männer. Die Detectives und Polizisten setzten sich zu einem männlichen Netzwerk zusammen.
    Nein, das war keine Diskriminierung, jedoch eine Tatsache.
    »Na gut, dann hab ich hier noch eine Dosis Tatsache für Sie, Bruce«, sagte Megan und knallte ihm ihre Akte genau in die Mitte seiner makellosen Schreibunterlage. »Ich habe mehr Ermittlungserfahrung, mehr Schulungszeit und eine bessere Verhaftungsquote als jeder andere, der für diesen Posten in Frage kommt. Ich habe den Lehrgang für Agenten auf der FBI-Akademie absolviert und kann einer Ratte auf zweihundert Meter den Schwanz abschießen. Wenn ich wieder übergangen werde, nur auf Grund der Tatsache, dass ich einen Busen habe, wird man mein Geheule bis zur Lokalredaktion der Pioneer Press hören.«
    DePalma fixierte sie mit grimmiger Miene. Er hatte etwas von Nixon, was ihn bei der Presse nicht gerade beliebt machte.
    Megan sah, dass er im Geiste das Szenario an sich
    vorüberziehen ließ – Reporter, die ihn unkooperativ und opportunistisch nannten, während sich die Kameras auf seine tiefliegenden, unsteten Augen konzentrierten.
    »Das ist Erpressung«, sagte er schließlich.
    »Und Sie betreiben sexuelle Diskriminierung. Ich möchte diesen Posten, weil ich ein verdammt guter Cop bin und weil ich 26
    ihn verdiene.
    Wenn ich da draußen Scheiße baue, dann zerren Sie mich an den Haaren zurück, aber geben Sie mir wenigstens einmal die Chance!«
    DePalma sackte in seinem Stuhl zusammen, legte die
    Fingerspitzen aneinander und zog die Schultern bis zu den Ohren hoch, eine Pose, die an einen Geier auf der Lauer erinnerte. Das Schweigen dehnte sich wie eine Bungee-Schnur.
    Megan hielt ihre Stellung und auch seinem Blick stand. Es war ihr zutiefst zuwider, mit Drohungen zu arbeiten; sie wollte diesen Job, weil sie ihn verdient hatte. Aber sie wusste, dass die Bosse besonders nervös wurden, wenn sie die Worte wie
    Schikane und geschlechtliche Benachteiligung hörten. Sie hatten immer noch blaue Flecken von den Anzeigen wegen sexueller Belästigung, die mehrere weibliche Angestellte vor einigen Monaten gegen den damaligen Superintendenten eingereicht hatten. Es konnte riskant sein, aber ein kleiner Denkanstoß würde vielleicht reichen, um DePalmas Aufmerksamkeit zu sichern.
    Er fixierte sie mit grimmigem Blick und knirschenden Zähnen.
    »Da draußen gibt es ein Netzwerk von alten Kumpeln. Dieses Netzwerk ist für effektive Polizeiarbeit absolut notwendig. Wie wollen Sie da reinkommen, wenn alle anderen denken, Sie gehören nicht dazu?«
    »Ich werde ihnen beweisen, dass ich dazugehöre.«
    »Sie werden jedesmal, wenn Sie sich umdrehen, gegen eine Wand anrennen.«
    »Dafür gibt’s Preßlufthämmer.«
    DePalma schüttelte den Kopf. »Dieser Job erfordert Finesse, keine Preßlufthämmer.«
    »Ich werde Glacéehandschuhe tragen.«
    Oder Fäustlinge, dachte sie, während sie an dem 27
    Heizungsknopf ihres Wagens fummelte.
    Frustriert und durchgefroren bis auf die Knochen, schlug sie kräftig auf das Armaturenbrett und wurde mit einer Staubwolke aus den Lüftungsschlitzen belohnt. Der Chevy Lumina war eine Schindmähre aus dem Stall des Bureaus. Der Motor lief, er hatte vier gute Reifen und die erforderliche Funkausrüstung. Mehr aber auch nicht. Keinen Firlefanz. Aber es war ein Auto und sie eine Agentin im Außendienst.
    Sie würde eher tot umfallen, als sich zu beschweren.
    Field Agent des Bureau of Criminal Apprehension. Das BCA wurde 1927 durch ein staatliches Gesetz gegründet, um
    allgemein den Polizeibehörden im Staat multijudikative Ermittlungsmöglichkeiten, Labor- und Datenbankeinrichtungen zuzuteilen, ein FBI in Miniaturausgabe. Megan war jetzt die Repräsentantin des Büros für einen Einzugsbereich von zehn Bezirken, sozusagen der Vermittler zwischen den lokalen Behörden und dem Hauptquartier. Beraterin, Detective,
    Drogenbaron – viele Rollen bekleidete sie jetzt, und als erste Frau in dieser Position musste sie in jeder verdammt gut aussehen.
    Zur Vorstellung bei dem Polizeichef der Stadt, die ihre Operationsbasis werden sollte, zu spät zu kommen war kein guter Anfang.
    »Du hättest dich für morgen mit ihm verabreden sollen, O’Malley«, schimpfte sie sich, als sie aus dem Auto stieg und mit ihrem grauen Wollschal kämpfte, der plötzlich zwanzig Meter lang schien.
    Der Schal hatte sich wie eine Python um ihren Hals,

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