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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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später wird.«
    33
    »Sie haben nicht mit mir geredet.«
    »Ich hab nicht gewusst, dass das nötig ist.«
    Natalie schnaubte verächtlich. Sie schob sich von der Tür weg und machte sich an ihrem Schreibtisch zu schaffen, legte Blätter in Akten und diese Akten in einen der sechs Aktenschränke hinter sich. Jede Bewegung war effizient und schnell. »Sie sind wirklich neu hier. Mit wem haben Sie geredet? Mit Melody?
    Das Mädchen würde ihren eigenen Hintern vergessen, wenn nicht immer ein Mann die Hand drauf hätte, um sie dran zu erinnern.«
    Noga versuchte, sich unauffällig zur Tür zurückzuziehen.
    »Noogie, schleich dich ja nicht davon«, warnte Natalie, ohne den Kopf zu heben. »Hast du den Bericht fertig, den Mitch haben wollte?«
    Er schnitt eine Grimasse. »Ich mach ihn morgen früh fertig.
    Jetzt hab ich Streifendienst.«
    »Du hast Ärger, das hast du«, schimpfte Natalie. »Entweder dieser Bericht liegt morgen mittag auf meinem Tisch, oder ich tätowiere deinen Hintern mit dem elektrischen Hefter, hast du gehört?«
    »Laut und deutlich.«
    »Und vergiß ja nicht, bei Dick Reid zweimal vorbeizufahren.
    Die sind nach Mexiko geflogen.«
    Megan seufzte und wünschte, sie wäre auch in Mexiko. Ihr rechtes Lid zuckte seit einiger Zeit. Sie rieb sich das Auge und dachte zum ersten Mal seit dem Frühstück an Essen. Irgend etwas musste sie essen, sonst würde sich das Kopfweh
    festsetzen, und sie würde nicht mal die Pillen bei sich behalten können.
    »Wenn Chief Holt schon nach Hause gegangen ist, dann
    würde ich gerne einen neuen Termin ausmachen.«
    Natalie schürzte ihre vollen Lippen und fixierte Megan mit 34
    einem langen, abschätzenden Blick. »Ich hab nicht gesagt, dass er weg ist, ich hab nur gesagt, dass er nicht mehr im Dienst ist«, sagte sie streng.
    »Was sind Sie bloß für ein Cop, der nicht auf solche
    Feinheiten achtet?« Sie schnalzte angewidert und ging voran.
    »Kommen Sie, Agent O’Malley. Wenn Sie schon mal hier sind, sollten Sie ihn auch kennenlernen.«
    Megan marschierte neben der Sekretärin des Chiefs, sehr darauf bedacht, sie nicht zu überholen. Zweifellos befand sie sich auf dem Prüfstand.
    »Sie sind also hier, um Leos Lücke zu füllen.«
    »Ich könnte sie niemals füllen«, sagte Megan mit reglosem Gesicht.
    »Ich esse nicht genug Frittiertes.«
    Ein Muskel zuckte in Natalies Mundwinkel. Nicht ganz ein Lächeln.
    »Leo konnte fressen, das walte Hugo. Jetzt haben sie ihn eingesargt.
    Ich hab ihm gesagt, er soll auf seinen Cholesterinspiegel aufpassen und aufhören, diese verdammten Zigarren zu rauchen.
    Er wollte nicht auf mich hören, aber typisch Mann. Im
    Wörterbuch sollten sie unter fettleibig das Bild von einem Mann haben.«
    »Aber alle mochten ihn«, fügte sie hinzu und richtete ihren strengen Blick wieder auf Megan. »Er war ein Mordstyp. Was sind Sie?«
    »Ein Mordscop.«
    Natalie schnaubte verächtlich. »Das werden wir sehen.«
    Als Megan plötzlich die Musik hörte, dachte sie, es wäre Einbildung.
    Die Musik war sehr leise, irgendein Weihnachtslied. Niemand spielte im Januar noch diese Melodien. Jeder hatte bereits Mitte 35
    Dezember eine Überdosis davon intus. Aber es wurde lauter, je weiter sie den Gang hinunterschritten. »Winter Wonderland.«
    »Die Cops und die freiwillige Feuerwehr üben eine Show fürs Snowdaze ein. Die Einnahmen gehen an die Wohlfahrt«,
    erklärte ihr Natalie. »Geprobt wird bis sieben.«
    Schallendes Männergelächter übertönte die Musik. Natalie öffnete eine Tür, auf der Konferenz 3 stand, und bedeutete Megan einzutreten. Etwa ein halbes Dutzend Leute lümmelte in Chrom-Plastikstühlen, die in zwei chaotischen Reihen
    aufgestellt waren. Weitere sechs standen entlang der getäfelten Wände. Alle waren total aus dem Häuschen, schlugen sich auf die Schenkel, krümmten sich vor Lachen, tränenüberströmt. Im vorderen Teil des Raums tanzten zwei Typen in langen roten Unterhosen. Begleitet wurden sie von einem Ghettoblaster, jemand sang mit falschem norwegischem Akzent: »Itch a little hier, scratch a little da. Walking in my Winterunderwear …«
    Megan stand mit offenem Mund vor diesem Spektakel. Der Mann zur Rechten hatte eine Figur wie das Teigmännchen von Pillsbury und trug eine rotkarierte Mütze. Der Mann zur Linken war ein ganz anderes Kaliber, groß und schlank, sah aus wie Harrison Ford und hatte den Körper eines Athleten. Die Unterwäsche schmiegte sich wie eine zweite Haut an seinen Körper, dessen Geschlecht

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