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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Augen zu sehen, wenn du das sagst?«
    »Nennst du mich etwa einen Lügner?« Der Sheriff wartete 379
    nicht auf die Antwort. »Ich brauch mir das nicht gefallen zu lassen«, schnauzte er und machte sich auf den Weg zur Tür.
    Mitch packte ihn an der Schulter. »Du warst gegen die
    Überwachung, also hast du Paige angerufen und alles
    ausposaunt.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Mein Gott, du bist schlimmer als sie. Du hast geschworen, das Gesetz aufrechtzuerhalten, nicht es zu brechen. Die Menschen dieses Landes solltest du beschützen und ihnen dienen, und nicht an den Meistbietenden verschachern.«
    Die Wut steigerte sich weiter, pumpte in seinen Adern. Er schlug Steiger mit der flachen Hand gegen die Brust. »Du hast diese Ermittlung in Gefahr gebracht. Du hast Josh in Gefahr gebracht …«
    Steiger lachte hämisch. »Du glaubst doch genausowenig wie ich, daß der noch am Leben ist. Der Junge ist tot und …«
    Der junge ist tot.
    Mitch sah plötzlich den Supermarkt, die Leichen, das Blut, die Baseballkarten in der schlaffen Hand seines Sohnes. Er hörte die Stimmen der Sanitäter.
    » He , Estefan, ab in die Säcke, und dann bringen wir sie in die Stadt. «
    » Warum die Eile? Der Junge ist tot. «
    Mit einem Herzschlag barsten die Wände. Die Wut ergoß sich in einer Sturzflut. Er sah rot. Mitch senkte die Schulter und rammte sie gegen das Brustbein des Sheriffs, trieb ihn rückwärts wie einen Footballdummy. Steiger keuchte, als er mit dem Rücken gegen die Wand knallte.
    »Sein Name ist Kyle!« entrang es sich Mitchs Kehle. Seine eigene Stimme dröhnte in seinen Ohren – die Wut, die
    Lautstärke, der Name. Kyle … o gütiger Himmel! Schwäche brachte ihn ins Wanken, und er wich einen Schritt zurück, schüttelte den Kopf, als hätte die Erkenntnis ihn körperlich 380
    getroffen, im Zentrum. Steiger starrte ihn an, abwartend, mißtrauisch.
    »Josh«, sagte Mitch leise. »Sein Name ist Josh und du solltest daran glauben, daß er noch am Leben ist, weil wir die einzige Hoffnung, sind, die er hat.«
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    Kapitel 22
    TAG 7
    Voraussichtliche Tageshöchsttemperatur: -32 Grad,
    Windabkühlungsfaktoren: -51 Grad bis -57 Grad
    Die Nachricht von Olie Swains Verhaftung und seinem
    geheimen Leben tobte durch Deer Lake wie ein heulender Nordwestwind. Mit Hilfe jeder Fernsehstation, jedes
    Radiosenders und jeder großen Zeitung im Staat gab es kaum einen Menschen in der Stadt, der beim Frühstück nicht den Kopf schütteln und die Situation beklagen konnte. Die Geschichten wälzten Olies Vergangenheit platt – »Der Werdegang eines Kinderschänders« –, bauschten seine Flucht aus Washington und seinen anschließenden Aufenthalt in Deer Lake sensationell auf. Besonders ausführlich schilderten sie seine Fähigkeit, sein wahres Ich zu verstecken und nach außen hin ein ruhiges Leben zu führen. Ebenso eindringlich wurden das Entsetzen und der Schock der Bürger geschildert, nachdem sie entdeckten, daß nicht nur ein Monster mitten unter ihnen lebte, sondern daß sie ihm auch noch engen Kontakt mit ihren Kindern erlaubt hatten.
    Mitch und der Bezirksstaatsanwalt gaben eine
    Pressekonferenz, ein vergeblicher Versuch, den Strom wilder Gerüchte einzudämmen. Bis zum Nachmittag kursierten bereits in der ganzen Stadt Geschichten, wie Olie Swain kleine Buben im Heizkeller der Eishalle belästigt, sich vor Kindern im Stadtpark entblößt und mitten in der Nacht in anderer Leute Fenster gespäht hatte. Es gab Gerüchte, daß bei der
    Durchsuchung seiner Garage und seines Vans entsetzliche Dinge auftauchten und Gerüchte um den einmal halb toten, 382
    einmal enthaupteten, verstümmelten, halb aufgefressenen Josh.
    Bis zum Abend kochte die Stadt über, aufgepeitscht durch eine verworrene Mischung von Wahrheit und Erfindung. Das
    einzige, was sie daran hinderte, zum Gefängnis zu marschieren und den Kopf von Leslie Olin Sewek zu fordern, war der angeborene Abscheu der Minnesoater davor, Szenen zu machen, und ein Windabkühlungs-Faktor von ungefähr
    zweiundundfünfzig Grad.
    Die schneidende, brutale Kälte hatte den Staat praktisch zum Stillstand verurteilt. Der Gouverneur ließ persönlich Schulen und alle staatlichen Ämter schließen. In Deer Lake, wie in den meisten anderen Städten des Landes, wurde jedes Treffen, jede Veranstaltung, jeder Termin abgesagt, die storniert werden konnten, infolge der gefährlichen Wetterlage. Trotzdem schafften es etwa hundert Leute in die Freiwilligenzentrale, wo Paige Price und die

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