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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Eylsius kam, um zu telefonieren und uns gesagt hat, was los ist, hielt ich es für meine Pflicht, hierzusein.«
    »Uns?« sagte Mitch und wandte sich zur Kirche. Sie stand etwa eine Viertelmeile entfernt, in südöstlicher Richtung. Ihre Türme ragten über die kahlen Bäume hinaus.
    »Albert und ich sind gerade die Kirchenbücher
    durchgegangen«, erklärte der Priester. »Sollten Sie wegen seiner Diskretion besorgt sein, ich glaube, da hat schon jemand anders die Katze aus dem Sack gelassen.«
    Mitch sagte nichts. Er sah sich die Umgebung lange und prüfend an.
    Die ›Bay‹ selbst war gefroren und voller Schneewehen, die sich bei den skelettartigen Schilfdickichten aufgehäuft hatten.
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    Eine winterweiße Wüste mit Dünen, die sich im eisigen Hauch des Windes verlagerten. Sicher war es in den wärmeren
    Monaten ein Paradies für Moskitos, trotzdem hatten Leute ihre Häuser an die Ufer gebaut. Bei dem halben Dutzend an der Nordwestseite der Bucht war alles vertreten, vom Chalet bis zum teuren Zedernhaus im Shakerstil, mit prächtigen Veranden, die gut nach Nantucket gepaßt hätten. Sie standen ein Stück vom Ufer entfernt, auf großzügig verteilten Grundstücken von drei bis fünf Morgen mit dichtem Baumbestand.
    Hinter ihnen, im Westen, im Anschluß an das weite, offene Ackerland und kleine Haine schimmerte der Horizont milchig weiß vom dahertreibenden Schnee. Der Himmel strahlte in brillanten Farben, von Pink bis Orange, als die Sonne ihren Abstieg begann. Am südöstlichen Ufer sah man anstelle von Häusern nur ein weitläufiges Dickicht aus verkrüppelten Büschen und dünnen jungen Bäumen, die wie riesige
    Zahnstocher gen Himmel ragten. Albert Fletcher stand am Rande des Gestrüpps, eine hochgewachsene Gestalt in einem strengen schwarzen Mantel mit einer schwarzen Kapuze, die er eng um sein Gesicht gezurrt hatte.
    »Seid ihr beide mit Noogie rübergefahren?« fragte Mitch.
    »Ich ja.« Pater Tom zog die Brauen hoch, als auch er den Diakon entdeckte. »Albert muß allein nachgekommen sein. Ich dachte, er wollte nicht aus dem Haus. Er hat mir gesagt, er würde sich nicht gut fühlen, glaubte, da wär eine Erkältung im Anzug …«
    »Offensichtlich geht es ihm wieder besser«, Megan zog den Kopf tiefer in ihren Schal, um dem bitterkalten Wind zu entgehen.
    »Hmm … ich sollte mich besser auf den Weg machen«, sagte der Priester. »Paul wird sicher nicht erbaut sein, mich zu sehen, aber Hannah braucht wohl eine Schulter zum Ausweinen.«
    Er trabte durch den Schnee davon und kletterte das Ufer hoch 463
    zu Albert Fletcher. Die beiden Männer machten sich zusammen auf den Weg.
    Mitch wandte seine Aufmerksamkeit der kleinen Jacke zu, die er in der Hand hielt und dem Namen, der mit unlöslicher Wäschetinte in den Kragen geschrieben war. Er hielt sie Megan hin, und sie nahm sie mit einem Kloß im Hals. »Damit wären wohl alle Zweifel ausgeschlossen, nicht wahr?«
    Steiger kam jetzt mit einer Frau, die einen großen, schwarzen Labrador an der Leine hielt. Der Hund tänzelte neben ihr her, ganz aus dem Häuschen vor Aufregung. »Mitch, das ist Ruth Cooper. Ihr Hund hat die Jacke gefunden.«
    Mitch nickte. »Mrs. Cooper.«
    Megan warf einen kurzen Blick auf den Sheriff, dann stellte sie sich vor. »Mrs. Cooper, ich bin Agent O’Malley vom BCA.«
    »O ja. Sehr erfreut! Caleb, sitz«, sagte die Frau und zog an der Leine.
    Caleb hatte den schlanken, muskulösen Körper eines jungen Hundes und wedelte mit hoffnungsvollen Blicken auf sein Frauchen.
    Unter ihrer dicken, beigen Strickmütze und einem
    voluminösen beige-violetten Anorak war Ruth Cooper eine kleine rundliche Frau um die sechzig. Ihre Stupsnase zeigte Spuren der langen Zeit, die sie jetzt schon in der extremen Kälte verbrachte; sie hatte denselben Rotton, den im Herbst die Rotwildjäger aufwiesen. Ihr Gewicht von einem Moonboot auf den anderen verlagernd, erzählte sie ihre Geschichte.
    »Ich war mit Caleb spazieren«, begann sie, und der Hund ließ begeistert seinen Schwanz wackeln, als er seinen Namen hörte.
    »Er darf frei rumlaufen, aber wir haben Angst, daß er auf Abenteuersuche geht, und deshalb begleiten entweder Stan oder ich ihn – sogar bei diesem Wetter. Und Stan, der kann jetzt nicht raus, wissen Sie, den hat diese furchtbare Grippe erwischt, die grassiert. Ich hab ihm gesagt, er soll sich im Herbst impfen 464
    lassen, aber er ist ja so stur. Auf jeden Fall sind wir um die Bucht rumgegangen, und Caleb, der scheucht gern die Vögel aus

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