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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Plastikrahmen brachte. Sie reichte es der dunkelhaarigen Frau und merkte erst dann, dass sie keine Ahnung hatte, wer sie war.
    »Tut mir leid«, Hannah raffte ihre Manieren zusammen und quälte sich ein Lächeln ab. »Kennen wir uns?«
    Mitch lehnte sich wieder an die Schreibtischkante. »Das ist Agent O’Malley vom BCA. Megan, das ist Dr.
    Hannah
    Garrison, Leiterin der Notaufnahme unseres
    Gemeindekrankenhauses. Eine der besten Ärztinnen, die je das Stethoskop schwangen«, fügte er bemüht heiter hinzu. »Wir können uns glücklich schätzen, sie bei uns zu haben.«
    Megan sah sich das Foto an, sie hatte jetzt keine Zeit für höfliche Floskeln. Ein Junge von acht oder neun in
    Pfadfinderuniform starrte sie grinsend an, mit einer riesigen Zahnlücke. Auf Nase und Backen wimmelte es von
    Sommersprossen, und sein Haar war ein unordentlicher Schopf hellbrauner Locken. Die blauen Augen blitzten vor
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    Lebensfreude und Schalk.
    »Ist er normalerweise ein verantwortungsbewusster Junge?«
    fragte sie. »Weiß er, dass er anrufen muss, wenn er sich verspätet oder um Erlaubnis bitten muss, wenn er einen Freund zu Hause besuchen will?«
    Hannah nickte. »Josh ist sehr vernünftig.«
    »Was hatte er heute in der Schule an?«
    Hannah rieb sich mit der Hand über die Stirn, versuchte sich an heute morgen zu erinnern. Alles schien weit weg, längst vergangen und im Nebel, wie die letzten paar Stunden. Lily weinend, weil sie nicht so beschämend in ihrem Kinderstuhl eingeklemmt sein wollte. Josh, der auf den Socken über den Küchenboden schlitterte. Ein Erlaubnisschein für einen Ausflug ins Wissenschaftliche Museum unterschreiben. Hausaufgaben gemacht? Wörter zum Buchstabieren auswendig gelernt? Ein Anruf aus dem Krankenhaus. French Toast, der auf dem Ofen anbrennt. Paul, der in die Küche stürmt, Josh ankeift, sich beklagt, weil ihm ein gebügeltes Hemd fehlt.
    »Äh – Jeans. Einen blauen Pullover. Moonboots. Eine
    Skijacke – krachblau mit krachgrünen und krachgelben
    Rändern. Äh – seine Viking-Pudelmütze – gelb mit einem aufgenähten Etikett. Paul hat nicht erlaubt, dass er mit dieser Regenbogenfarbenjacke eine violette trägt. Er sagte, das würde aussehen, als ob Josh von farbenblinden Zigeunern angezogen worden wäre. Ich fand das nicht schlimm, er ist doch erst acht
    …«
    Megan gab ihr das Foto zurück und schaute hoch zu Mitch.
    »Ich werde es sofort telefonisch durchgeben.« In Gedanken ging sie bereits die Möglichkeiten durch und die eventuellen Schritte, die jetzt fällig wären. »Die Suchmeldung muss an Ihre Leute weitergeleitet werden, zum Sheriff, zur Highway Patrol …«
    Hannah sah sie entsetzt an: »Sie glauben doch nicht etwa …«
    »Nein«, mischte sich Mitch beruhigend ein. »Nein, Schatz, 64
    natürlich nicht.« Er drehte Hannah den Rücken zu und sah Megan wutentbrannt an. »Ich muss Agent O’Malley ein paar Anweisungen geben.«
    Er packte sie an der Schulter und schob sie einfach zur Tür hinaus, in den schmalen, schlecht beleuchteten Korridor. Ein Mann mit kugelrundem Kopf, Tweedblazer und Baumwollhose warf ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu und steckte sich einen Finger in sein freies Ohr, um sein Gespräch am Telefonautomaten vor der Herrentoilette fortsetzen zu können.
    Mitch drückte einfach mit zwei Fingern die Gabel des Telefons herunter, was das Gespräch jäh beendete und dem Anrufer ein wütendes »He!« entlockte.
    »Tut mir leid«, knurrte Mitch und hielt ihm seine Polizeimarke unter die Nase. »Polizeiliche Angelegenheit.«
    Er schob den Mann vom Telefon weg und sah ihn so grimmig an, dass dieser eilends den Gang hinuntertrabte. Bei Mitchs Amtsblick hatten selbst auf den miesesten Straßen von Miami Drogendealer und Nutten schleunigst die Flucht ergriffen. Dann wandte er sich mit derselben grimmigen Miene an Megan.
    »Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?« schrie sie ihn an. Angriff war immer noch die beste Verteidigung.
    »Das werd ich Ihnen sagen«, zischte Mitch. »Wie kommen Sie dazu, die arme Frau so zu verängstigen …«
    »Sie hat guten Grund, Angst zu haben, Chief. Ihr Sohn wird vermisst.«
    »Das muss erst noch festgestellte werden. Wahrscheinlich spielt er bei irgendeinem Freund zu Hause.«
    »Sie sagt, sie hätte bei seinen Freunden nachgefragt.«
    »Ja, aber sie war in Panik. Wahrscheinlich hat sie vergessen, an einem ganz naheliegenden Ort nachzufragen.«
    »Oder jemand hat den Jungen entführt.«
    Mitchs Gesicht wurde noch verbissener,

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