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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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kraus wie eine Kappe aus frischgeschorenem Schafpelz. Eine Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt, die andere lehnte am Türrahmen, und Megan wurde von Kopf bis Fuß durch eine riesige rote Brille gemustert. »Mädchen, Sie sind spät dran.«
    »Dessen bin ich mir wohl bewußt«, erwiderte Megan kühl. »Ist Chief Holt noch im Dienst?«
    Natalie verzog das Gesicht. »Nein, er ist nicht mehr im Dienst. Sie glauben doch nicht etwa, daß er hier rumhockt und auf Sie wartet?«
    »Ich habe aber angerufen und gesagt, daß es später wird.«
    »Sie haben nicht mit mir geredet.«
    »Ich hab nicht gewußt, daß das nötig ist.«
    Natalie schnaubte verächtlich. Sie schob sich von der Tür weg und machte sich an ihrem Schreibtisch zu schaffen, legte Blätter in Akten und diese Akten in einen der sechs Aktenschränke hinter sich. Jede Bewegung war effizient und schnell. »Sie sind wirklich neu hier. Mit wem haben Sie geredet? Mit Melody? Das Mädchen würde ihren eigenen Hintern vergessen, wenn nicht immer ein Mann die Hand drauf hätte, um sie dran zu erinnern.«
    Noga versuchte, sich unauffällig zur Tür zurückzuziehen. »Noogie, schleich dich ja nicht davon«, warnte Natalie, ohne den Kopf zu heben. »Hast du den Bericht fertig, den Mitch haben wollte?«
    Er schnitt eine Grimasse. »Ich mach ihn morgen früh fertig. Jetzt hab ich Streifendienst.«
    »Du hast Ärger, das hast du«, schimpfte Natalie. »Entweder dieser Bericht liegt morgen mittag auf meinem Tisch, oder ich tätowiere deinen Hintern mit dem elektrischen Hefter, hast du gehört?«
    »Laut und deutlich.«
    »Und vergiß ja nicht, bei Dick Reid zweimal vorbeizufahren. Die sind nach Mexiko geflogen.«

    Megan seufzte und wünschte, sie wäre auch in Mexiko. Ihr rechtes Lid zuckte seit einiger Zeit. Sie rieb sich das Auge und dachte zum ersten Mal seit dem Frühstück an Essen. Irgend etwas mußte sie essen, sonst würde sich das Kopfweh festsetzen, und sie würde nicht mal die Pillen bei sich behalten können.
    »Wenn Chief Holt schon nach Hause gegangen ist, dann würde ich gerne einen neuen Termin ausmachen.«
    Natalie schürzte ihre vollen Lippen und fixierte Megan mit einem langen, abschätzenden Blick. »Ich hab nicht gesagt, daß er weg ist, ich hab nur gesagt, daß er nicht mehr im Dienst ist«, sagte sie streng.
    »Was sind Sie bloß für ein Cop, der nicht auf solche Feinheiten achtet?« Sie schnalzte angewidert und ging voran. »Kommen Sie, Agent O’Malley. Wenn Sie schon mal hier sind, sollten Sie ihn auch kennenlernen.«
    Megan marschierte neben der Sekretärin des Chiefs, sehr darauf bedacht, sie nicht zu überholen. Zweifellos befand sie sich auf dem Prüfstand.
    »Sie sind also hier, um Leos Lücke zu füllen.«
    »Ich könnte sie niemals füllen«, sagte Megan mit reglosem Gesicht.
    »Ich esse nicht genug Frittiertes.«
    Ein Muskel zuckte in Natalies Mundwinkel. Nicht ganz ein Lächeln. »Leo konnte fressen, das walte Hugo. Jetzt haben sie ihn eingesargt. Ich hab ihm gesagt, er soll auf seinen Cholesterinspiegel aufpassen und aufhören, diese verdammten Zigarren zu rauchen. Er wollte nicht auf mich hören, aber typisch Mann. Im Wörterbuch sollten sie unter fettleibig das Bild von einem Mann haben.«
    »Aber alle mochten ihn«, fügte sie hinzu und richtete ihren strengen Blick wieder auf Megan. »Er war ein Mordstyp. Was sind Sie?«
    »Ein Mordscop.«
    Natalie schnaubte verächtlich. »Das werden wir sehen.«
    Als Megan plötzlich die Musik hörte, dachte sie, es wäre Einbildung. Die Musik war sehr leise, irgendein Weihnachtslied. Niemand spielte im Januar noch diese Melodien. Jeder hatte bereits Mitte Dezember eine Überdosis davon intus. Aber es wurde lauter, je weiter sie den Gang hinunterschritten. »Winter Wonderland.«
    »Die Cops und die freiwillige Feuerwehr üben eine Show fürs Snowdaze ein. Die Einnahmen gehen an die Wohlfahrt«, erklärte ihr Natalie. »Geprobt wird bis sieben.«
    Schallendes Männergelächter übertönte die Musik. Natalie öffnete
eine Tür, auf der Konferenz 3 stand, und bedeutete Megan einzutreten. Etwa ein halbes Dutzend Leute lümmelte in Chrom-Plastikstühlen, die in zwei chaotischen Reihen aufgestellt waren. Weitere sechs standen entlang der getäfelten Wände. Alle waren total aus dem Häuschen, schlugen sich auf die Schenkel, krümmten sich vor Lachen, tränenüberströmt. Im vorderen Teil des Raums tanzten zwei Typen in langen roten Unterhosen. Begleitet wurden sie von einem Ghettoblaster, jemand sang mit

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