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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Behörden und dem Hauptquartier. Beraterin, Detective, Drogenbaron – viele Rollen bekleidete sie jetzt, und als erste Frau in dieser Position mußte sie in jeder verdammt gut aussehen.
    Zur Vorstellung bei dem Polizeichef der Stadt, die ihre Operationsbasis werden sollte, zu spät zu kommen war kein guter Anfang.
    »Du hättest dich für morgen mit ihm verabreden sollen, O’Malley«, schimpfte sie sich, als sie aus dem Auto stieg und mit ihrem grauen Wollschal kämpfte, der plötzlich zwanzig Meter lang schien.
    Der Schal hatte sich wie eine Python um ihren Hals, Arm und Aktentasche geschlungen. Sie zerrte und zupfte fluchend daran, während sie über die Rutschbahn trippelte, die als Parkplatz diente hinter dem Rathaus von Deer Lake und der örtlichen Polizeibehörde. Sie packte das eine Ende des Schals, warf es über die Schulter – und geriet trotz heftigen Ruderns aus dem Gleichgewicht. Die Absätze der Stiefel, die sie aus Vergrößerungsgründen angezogen hatte, wurden zu Schlittschuhen, sie tanzte und strampelte zwei Meter weiter, dann knallte sie wie ein Mehlsack direkt auf ihren Hintern. Schmerz schoß von ihrem Po bis in ihr Gehirn und dröhnte wie eine Glocke.
    Einen Moment lang blieb Megan einfach mit zugekniffenen Augen sitzen, doch drang langsam die Kälte durch ihre schwarze Wollhose.

    Sie sah sich auf dem Parkplatz nach Zeugen um. Es gab keine. Den Nachmittag hatte die Last der Dunkelheit zermalmt. Fünf Uhr war lange vorbei und der Großteil des Büropersonals bereits nach Hause gegangen. Chief Holt machte wahrscheinlich auch schon Feierabend, aber sie wollte es zumindest im Logbuch haben, daß sie diesen Termin eingehalten hatte. Mit drei Stunden Verspätung, aber immerhin!
    »Ich hasse Winter«, fauchte sie und versuchte sich wenig elegant hochzurappeln, was ihr nach einiger Mühe mit Hilfe einer Autotür gelang. »Ich hasse Winter.«
    Sie würde viel lieber irgendwo südlich des Schneegürtels leben. Es spielte keine Rolle, daß sie in St. Paul geboren und aufgewachsen war. Liebe zu arktischen Temperaturen gab es in ihren Genen einfach nicht. Sie mochte keine Daunenjacken, und von Wollpullovern bekam sie Ausschlag.
    Wenn da nicht ihr Vater gewesen wäre, wäre sie längst in die Subtropen abgeschwirrt. Sie hätte den FBI-Posten angenommen, den man ihr während ihres Aufenthalts in der Akademie in Quantico, Memphis angeboten hatte. Die Menschen in Memphis wußten nicht einmal, was Winter war. Ihre Thermometer hatten wahrscheinlich keine Anzeigen unter Null. Wenn sie je die Worte Alberta Clipper hörten, dachten sie wahrscheinlich, das wäre der Name eines Bootes und nicht eine Wetterfront, die sogar den Polarbären das Mark in den Knochen gefrieren ließ.
    Ich bleib wegen dir hier, Paps.
    Als ob ihn das auch nur die Bohne interessierte.
    Die Zähne der Kopfschmerzen nagten nun heftiger.
    Das attraktive, V-förmig angelegte einstöckige Backsteingebäude des neuen Deer Lake City Center war ein Beweis für die wachsenden Steuereinkünfte von den Leuten, die aus den Städten hierherzogen.
    Die Stadt lag gerade noch im Pendlerbereich für den Süden der Hauptstadt. Nachdem in Minneapolis und St. Paul Überbevölkerung und Verbrechen voranmarschierten, suchten diejenigen, die es sich leisten konnten und nichts gegen die lange Anfahrt hatten, die schrulligen Reize von Orten wie Deer Lake, Elk River, Northfield, Lakefield.
    Die Stadtverwaltung war im südlichen Flügel des City Centers untergebracht, das Polizeirevier und das Büro des verstorbenen Leo Kozlowski im nördlichen, mit dem städtischen Gefängnis im ersten Stock.
    Weitere Möglichkeiten zur Inhaftierung gab es auf der anderen Seite des Stadtplatzes im alten Park County Gerichtsgebäude mit Polizeirevier,
wo sich das Revier des County Sheriff und das Bezirksgefängnis befanden.
    Gleich nach ihrem Eintritt in das Gebäude wandte sich Megan nach links und hastete den geräumigen Korridor entlang, ohne das hübsche Atrium mit seinen Oberlichtern und Töpfen voller Palmen und Fresken über die Geschichte von Deer Lake eines Blickes zu würdigen. Aus dem Augenwinkel sah sie sich im Glas einer Vitrine und zuckte heftig zusammen. Sie sah aus, als hätte sie sich gerade einen Rupfensack vom Kopf gezogen. Heute morgen – es kam ihr vor, als wäre das schon einen Monat her – hatte sie ihre dunkle Mähne mit einer schwarz-gelb karierten Schleife zu einem Pferdeschwanz gebändigt. Ordentlich. Ganz die tüchtige Geschäftsfrau. Jetzt hingen ihr

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