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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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was sie fühlte, wollte ihren Schmerz lindern. All die Dinge, die ihr Mann spenden sollte, aber nicht tat.
    Sie hielt sich an ihm fest, während neue Tränen aufwallten – nicht um Josh, sondern um sich selbst und wegen des zerrissenen Gewebes ihres Lebens, das einmal so perfekt erschienen war. Ein Traum, zerstört und weggefegt. Sie überlegte, ob er jemals Wirklichkeit gewesen war. Tom redete ihr zu. Er berührte ihr Haar, ihre Wange, so behutsam, als wäre sie aus Kristall gesponnen. Seine Lippen strichen über ihre Schläfe, sie spürte die Wärme seines Atems. Offen begegnete sie seinem Blick, fand darin den Spiegel des Tumults ihrer Gefühle – Verlangen, Sehnsucht, Schmerz und Schuld.
    Der Augenblick verfing sich und dehnte sich zwischen dem, was sie wollten und wer sie waren, zwischen dem, was korrekt und dem, was ersehnt war. Erkenntnis und Furcht raubten ihnen den Atem.
    Lily löste die Verstrickung. Sie protestierte dagegen, zwischen zwei Erwachsenen eingequetscht zu sein und hämmerte empört an die Schulter ihrer Mutter: »Mama, runter!«
    Tom trat zurück. Hannah zuckte zusammen.
    »Zeit zu schlafen, Lily«, sagte sie leise, drehte sich um und legte ihre Tochter ins Bettchen.
    Lily machte ein böses Gesicht. »Nein.«
    »Ja.«
    »Josh?« Sie richtete sich am Gitter auf. »Josh haben!«

    Hannah strich Lilys feines, goldenes Haar aus dem Gesicht, bückte sich und küßte ihre Stirn. »Ich auch, Schätzlein.«
    Tom ging zur Fußseite des Bettchens und packte die Eckpfosten mit beiden Händen, lieber hätte er Hannah in seinen Armen gehalten. Im Moment sah er keine Ausweg. Anstatt zu seinem Gefühl zu stehen, wechselte er das Thema. »Kann ich einen Vorschlag machen? Gib ein Interview.«
    Hannah sah ihn verwirrt an. »Was?«
    »Ich weiß, daß sich jeder um ein Exklusivinterview mit dir reißt, und eigentlich willst du das nicht machen; aber ich glaube, es täte dir gut. Such dir die Show mit den größten Einschaltquoten aus und mach es. Sag Amerika, was du mir gesagt hast – wie du dich fühlst, wie schwierig es ist, mit den Schuldgefühlen fertig zu werden, was du deiner Meinung nach falsch gemacht hast, was du ändern würdest, wenn du diesen Abend wiederholen könntest.«
    Hannah warf ihm einen Blick zu. »Ich dachte, die Beichte wäre heilig?«
    »Betrachte es als Buße, wenn du willst. Zweck der Sache ist, daß du dadurch vielleicht jemanden dazu bringst, es sich noch einmal zu überlegen. Du kannst das Geschehen nicht zurückdrehen; aber du kannst vielleicht verhindern, daß noch jemand diese Hölle durchleben muß.« Hannah sah hinunter auf ihre Tochter, die sich jetzt in ihrem Schlafsack mit den Häschenbildern zusammengekuschelt hatte. Sie würde ihr eigenes Leben opfern, um dieses kostbare kleine zu schützen. So stark waren die Bande zwischen Mutter und Kind. Wenn sie einer anderen Mutter helfen, ein anderes Kind beschützen könnte, könnte sie damit ihr Versäumnis wiedergutmachen.
    »Ich werde darüber nachdenken.« Sie hob den Kopf zu Pater Tom, sah in sein starkes, attraktives Gesicht und seine gütigen Augen. Ihr Herz klopfte ein bißchen zu heftig. »Danke. Ich – …«
    Die Worte bildeten sich nicht, was wahrscheinlich das Beste war. Besser für ihn nicht zu wissen, was sie empfand, es würde alles nur erschweren, und sie wollte seine Freundschaft um keinen Preis verlieren.
    »Danke.«
    Er nickte und ließ das Bettchen los, steckte die Hände in seine Taschen. »Ich sollte jetzt gehen. Und du solltest versuchen, dich auszuruhen.«
    »Vielleicht probiere ich es.«

    »Ehrenwort?« fragte er, als sie ihn an die Tür begleitete.
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Jedenfalls einen Versuch werde ich machen.«
    »Besser als gar nichts. Bleib du hier bei Lily. Ich finde alleine hinaus. Du weißt, wo ich zu erreichen bin, wenn du mich brauchst.«
    Sie nickte und wandte sich ab, bevor sie etwas sagte, was sie beide bereuen würden. Es sollte sie nicht beschäftigen, wie tief seine Gefühle waren, nur, daß er etwas für sie empfand und für sie da war. Der Rest durfte keine Rolle spielen.
    Draußen war die Nacht so kalt, daß es schien, als zerbräche alles, was man berührte. Wie ein Herz. Er verdrängte diesen Vergleich als dumm und versuchte sich auf etwas Priesterliches zu konzentrieren, während er sich mit dem Start seines Trucks abmühte. Zeilen aus dem Vaterunser stolperten durch seinen Kopf. Führe uns nicht in Versuchung … erlöse uns von dem Bösen …
    »Ich bin in Hannah Garrison

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