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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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schmort, aber vermutlich hält er noch einen Platz für einen Komplizen frei. Und es ist mein Job rauszufinden, wer das ist.«
     
    Eine Frage ließ ihr keine Ruhe, als sie quer durch die Stadt fuhr: ob es Ende der Woche noch ihr Job sein würde.
    Sie verfluchte die Politik des Bureaus. Sie war hergekommen, um ihre Arbeit zu machen, schlicht und einfach. Aber sie erwies sich keineswegs als schlicht und einfach, diese Situation, in die man sie alle geschubst hatte – sie selbst, Mitch, Hannah, Paul, alle in Deer Lake und alle Leute außerhalb der Gemeinde, die mithelfen wollten. Ein Akt des Bösen hatte ihrer aller Leben verändert. Die Entführung Joshs zog eine Kette von Aktionen und Reaktionen nach sich. Ihre Welt war der eigenen Kontrolle entrissen worden und hing nun ab vom nächsten Schritt des Irren.
    Ob er das wohl wußte, wer immer er war? Sie starrte durch die Windschutzscheibe hinaus in die öden Schatten der kalten Nacht und fragte sich, ob er wohl jetzt gerade seinen nächsten Schachzug überlegte und wie die unfreiwilligen Spieler in seinem kranken Spiel darauf reagieren würden.
    Macht. Darum ging es hier, den Allmächtigen zu spielen. Die Macht, Leuten das geistige Rückgrat zu brechen, bis sie um Gnade winselten. Der Rausch zu zeigen, wieviel raffinierter er war als alle anderen. »Es ist leicht, ein Spiel zu gewinnen, dessen Regeln man selbst erfunden hat«, murmelte Megan. »Gib uns einen Hinweis, Wichser, nur einen lausigen Hinweis. Dann werden wir ja sehen, was passiert.« Bald . Es mußte bald passieren. Sie spürte, wie ihr die Zeit unter den Fingern zerrann. DePalmas Ultimatum hing wie ein Amboß unter ihrem Kopf – … Sorgen Sie dafür, daß es vorangeht!
    Sie bog in die Simley Street, eine Straße westlich von St. Elysius ein, schaltete die Scheinwerfer aus und ließ den Lumina eine halbe Straße weiterrollen, bis sie ihn am Randstein parkte. Simley Street war um zehn Uhr nachts wie ausgestorben. Die Bewohner der ordentlichen
Schuhschachtelhäuser klebten alle am Fernseher – mit der bemerkenswerten Ausnahme von Albert Fletcher. Im Wohnzimmerfenster von 606 Simley Street war kein Licht zu sehen und auch in keinem anderen Fenster des einstöckigen Hauses.
    Wo konnte ein sechzig Jahre alter, katholischer Diakon an einem Mittwoch um viertel nach zehn abends sein? Wagte er ein Tänzchen mit irgendeiner heißen Witwe? Bei dem Gedanken überlief Megan eine Gänsehaut.
    Sie überquerte die Straße und ging entschlossenen Schrittes den Gehsteig entlang, als sei das ganz selbstverständlich. Der Trick, sich da hineinzumengen, wo man nicht hingehörte – einfach so zu tun als ob. Nun befand sie sich in der Einfahrt von 606 und huschte rasch seitlich an der Garage entlang, entschwand der Sichtweite von Nachbarn, die zufällig aus den Fenstern schauten.
    Der Schnee quietschte wie Styropor unter ihren Stiefeln. Selbst die Stoffhülle ihres Parkas war steif vor Kälte. Jede Bewegung, die sie machte, klang, als würde jemand eine Zeitung zerknüllen. Sie verfluchte sich, weil sie in dieser gottverlassenen Gefrierschrankgegend geblieben war, und tastete in ihrer Tasche nach der kleinen Taschenlampe. Fäustlinge waren für feinere Handgriffe recht ungeeignet, einer der Gründe, warum die Zahl der Einbrüche bei kaltem Wetter dramatisch zurückzugehen pflegte.
    Die Seitentür der Garage war abgesperrt. Megan hielt schützend die Hand über den Lichtkegel, richtete ihn auf das Fenster und spähte hinein. Sie hielt den Atem an, damit das Glas nicht beschlug. Das einzige Auto in der Garage war undefinierbar mit einer Plane verhüllt, wie eine alte Couch, die sich unter einem Überwurf versteckt; die zweite, nähergelegene Box war leer. Alles sah makellos aus. Es gab nicht einmal einen Ölfleck auf dem Boden.
    Sie wandte sich ab und folgte dem Weg zur Treppe auf die hintere Veranda, in der Absicht durch die Fenster zu spähen, aber alle Vorhänge waren zugezogen, sogar die im Keller. Um die Fundamente des Hauses zogen sich über dicken, undurchsichtigen Plastikfolien Schneeanhäufungen, zur Isolierung.
    Megan kniete sich fluchend vor ein Erdgeschoßfenster und schaufelte den Schnee mit der Hand weg. Sie zog einen Fäustling aus, grub nach ihrem Taschenmesser und löste ein paar der Heftklammern von der Latte, an der die Folie befestigt war. Sie zerrte den Kunststoff herunter und lenkte die Taschenlampe durch das Kellerfenster. Der Raumteil,
den sie sehen konnte, war so sauber gefegt wie ein Tanzboden. Keine

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