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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Grandma’s Attic gesessen hatte … für mich hat da einer einen Gartenschlauch die Einfahrt runtergelegt …
    »Und wo ist dann der Gartenschlauch?« murmelte Megan.
    Solche Streiche entstanden meist aus Gelegenheit. Wenn die Lexvolds keinen Außenschlauch besaßen, dann war da auch keine Gelegenheit. Wenn es diese nicht gab, dann bedeutete das, daß jemand einen Schlauch zur Party mitgebracht hatte, was Vorsatz hieß, beziehungsweise Motiv. Welches Motiv?
    Sie wandte sich zurück zur Straße, ein leeres Asphaltband. Die einzigen Geräusche waren der Wind und das heisere Gackern des Fasans, der sich jetzt unter den Kiefern versteckte, verärgert über Megans lästigen Besuch. Oben an der Einfahrt zum Harris College bog ein roter
Dodge Shadow in die Straße ein und raste auf sie zu, rauschte an ihr vorbei mit zwei jungen Männern an Bord, ziemlich räudige Ziegenbärte in den Gesichtern. Studenten, die durch den Hintereingang das Uni-Gelände verließen. Wie der Junge in der Nacht des Unfalls … Der Unfall, der Hannah Garrison so lange im Krankenhaus aufgehalten hatte …
    Megan stellte sich die Ereignis-Kurve an der Wand des Strategieraums vor. Alles begann mit Joshs Verschwinden. Aber was, wenn die Sache, die ihnen entgangen war, das, was die ganze Zeit unsichtbar vor ihrer Nase hin- und herpendelte, bereits früher passiert war? Was, wenn der Unfall gar kein Unfall gewesen war?
    Adrenalin brandete durch ihren Körper, als die Möglichkeiten im Schnellauf durch ihr Gehirn klickten. Studenten benutzten den Hintereingang des College. Jeder, der hier in der Gegend lebte, wußte das: Albert Fletcher, dessen Haus kaum eine Meile entfernt stand; Olie Swain, der Computerkurse in Harris belegt hatte; Christopher Priest, der seinen Studenten an diesem Abend auf einen Botengang geschickt hatte. Priest. Megan beeilte sich, diese Assoziation zu verdrängen. Der komische kleine Professor mit den miesen Klamotten und dem Händedruck eines schlaffen Fischs? Genausogut könnte man Hinz & Kunz verdächtigen. Er hatte kein Motiv, machte kein Hehl aus seiner Bewunderung für Hannah, hatte sich wirklich bemüht, bei dem Fall zu helfen … Hatte sich eine Vertrauensposition verschafft, durch die er Zugang zu allen eingehenden brisanten Nachrichten erhielt, vielleicht sogar zu geheimen polizeilichen Informationen. Er hatte Olie Swain gekannt, ihn unterrichtet. Wahrscheinlich kontrollierte er genau in diesem Augenblick Olies Computer unten im Revier, angeblich auf der Suche nach Hinweisen. Und sie hatte ihn dorthin gebracht. Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern Sünde.
    Sünde. Religion. Priester. Christopher Priest.
    »Um Himmels willen«, murmelte sie.
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie er sich über den leuchtenden Monitor des Terminals beugte, in dem Raum, wo man Olies Ausrüstung aufgestellt hatte. Sie hatte doch nicht etwa einen möglichen Verdächtigen in einen Sessel gehievt, von dem aus er Beweismaterial verfälschen konnte? Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Sie war so versessen darauf gewesen, den Fall zu lösen. Dieser Fall würde ihre zukünftige Karriere entscheiden, aber die Einsätze waren noch wesentlich höher, wie sie wußte. Sie hätte ihre Seele hergegeben,
um den Kerl, der Josh entführt hatte, damit festzunageln. Wenn Christopher Priest Dreck am Stecken hatte und sie ihn trotzdem mit diesen Geräten in dem Büro allein ließen …
    Das Geräusch eines heranfahrenden Wagens holte sie in die Gegenwart zurück. Ein stahlblauer Saab hielt neben ihr. Das Beifahrerfenster ging mit leisem Summen auf. Der Fahrer beugte sich vor, und der Kragen seines dunkelblauen Wollmantels wuchs über seine Ohren hoch.
    »Agent O’Malley! Haben Sie Schwierigkeiten mit dem Auto?« fragte Garrett Wright.
    »Äh – nein. Nein, alles okay.«
    »Bißchen kalt heute, um draußen im Wind herumzustehen. Sind Sie sicher, daß Sie keine Hilfe brauchen? Ich hab ein Handy …
    »Nein, danke.« Megan zwang sich, höflich zu lächeln und beugte sich in das Fenster. »Ich überprüfe nur etwas. Trotzdem danke, daß Sie angehalten haben.«
    »Suchen Sie immer noch nach Albert Fletcher?« Er schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Wer hätte gedacht …«
    »Keiner.«
    Im anschließenden Schweigen strahlten seine Augen plötzlich vor beschämter Neugier. »Und … schläft Paige Price tatsächlich mit dem Sheriff?«
    »Kein Kommentar«, erwiderte Megan, zwang sich ein zweites Lächeln ab und richtete sich auf. »Sie sollten

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