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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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O’Malley?«
    »Chief Holt, Ihr Truck war angeblich die ganze Nacht vor Megan O’Malleys Wohnung geparkt. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an.«
    Mit dieser Bemerkung handelte er sich definitiv ein paar Anrufe vom Stadtrat ein, aber das war ihm egal. Sein Privatleben war kein Thema! Hier ging es nur um Josh. Er konnte einfach nicht begreifen, daß sich jemand solche Mühe machte, sich auf irrelevanten Details zu versteifen.
    Irrelevant. Eine gute Bezeichnung für das, was zwischen ihm und Megan gelaufen war. Vorbei war ein anderes.
    Das Leben war so viel problemloser gewesen, als der gute alte Leo das Büro am Ende des Ganges besetzte. Er hatte sich in seinem emotionellen Kokon verschanzt, isoliert durch das Narbengewebe alter Schmerzen.

    Er fragte sich, wie lange er wohl brauchen würde, um sich wieder in ein Leben einzupuppen, das aus Arbeit und Jessie und dem Abwehren von Kupplerinnen bestand. Emotionelles Fegefeuer. Das Leben, das weniger schmerzte und mehr bestrafte.
    Von dem, was er im Rückspiegel sah, kniff er verächtlich die Augen zusammen. Na schön, er würde zu Jessie nach Hause gehn, die zu jung war, um ihren jämmerlichen Erzeuger zu durchschauen. Er könnte ein bißchen Abendbrot mit ihr runterwürgen, bevor er sie zu den Straussens zurückbrachte, damit er den Rest der Nacht weiter nach Fletcher suchen konnte.
    Sie hatten bereits mehr als die Hälfte der Stadt Haus für Haus durchkämmt, waren in Kellern und Gartenschuppen gewesen, in Hinterhofmüllhalden, ohne eine Spur auszumachen. Die Hubschrauber waren wie Raubvögel über der Stadt gekreist, bis das Wetter sie zur Landung gezwungen hatte. Die aufregendste Meldung war eine Badewannen-Party im Hintergebäude eines Dinkytown-Studentenwohnheims. Mitch ertappte sich dabei, wie er Wilhelms Theorie, daß Albert und ein unbekannter Komplize aus der Stadt geflohen wären, in Betracht zog. Der Diakon hätte bereits hundert Meilen weit weg sein können, bevor sie Freitag die Straßensperren vor der Stadt errichteten – und er hätte Josh bei sich haben können.
    Aus dem Funk schwappte ein Stakkato von Aufrufen, als er den Wagen anließ.
    »An alle Einheiten: 415 in St.-Elysius-Kirche. Wiederhole – Störung im Altarraum der katholischen Kirche St. Elysius – möglicher Selbstmordversuch. Zur Information: Verdächtiger ist Albert Fletcher. Chief, wenn Sie mithören, Sie werden gebraucht.«
     
    »Wir haben eine Belohnung für dich, kluges Mädchen.«
    Die Stimme war sanft, ein Flüstern, körperlos, unerkennbar. Megan schlug die Augen auf und sah nichts. Schwärze. Der irrationale Gedanke, sie könnte tot sein, durchzuckte sie ein zweites Mal. Nein. Ihr Herz würde nicht rasen, wenn sie tot wäre. Ihr Kopf würde nicht dröhnen. Sie würde keinen Schmerz empfinden. Dann glitt Licht, eine Art Dämmerung, unter ihre Augenblende. Sie schaute nach unten. Ihr Schoß. Ein kleines Eckchen Betonboden zu beiden Seiten von ihr. Sie saß auf einem Stuhl. Korrektur – sie war an einen Stuhl gebunden. Ihre Arme waren an die Lehnen des Stuhls gefesselt, ihre Knöchel an die Beine. Wahrscheinlich wäre sie nicht imstande gewesen,
ohne Hilfe zu sitzen. Sie fühlte sich benebelt, als ob ihre Seele und ihr Körper nur noch mittels eines hauchdünnen Fadens zusammenhingen. Drogen. Er hatte ihr etwas verabreicht. Sie hatten ihr etwas verabreicht.
    Wir haben eine Belohnung für dich – seltsamerweise nahm sie lediglich eine Person im Raum wahr. Ihr Fänger stand dicht bei ihr, hinter ihr, aber sonst konnte sie niemanden spüren.
    »Kluges Mädchen«, flüsterte er nochmals und strich mit seiner Fingerspitze um ihren Hals. Sie schluckte, und er kicherte, ein Geräusch, das kaum mehr als ein Glucksen war. »Du glaubst, wir werden dich töten? Vielleicht.«
    Sein Griff wurde langsam fester, die Fingerspitzen drückten ihren Kehlkopf ein, bis sie anfing zu husten. Er erlaubte ihr einen halben Atemzug, dann drückte er fester zu. Alles verschwamm und verdüsterte sich vor ihren Augen. Panik spornte sie an, sich zu wehren. Sie wand sich und würgte. Als er losließ, rang sie keuchend nach Luft, und er lachte wiederum lautlos.
    »Wir könnten dich töten«, sein Mund strich über ihr Ohr, »du wärst längst, längst nicht die erste.«
    »Habt ihr Josh getötet?« murmelte sie. Ihr Mund fühlte sich an, als wäre er mit Gummikleber beschichtet. Speichel sammelte sich unter ihrer geschwollenen Zunge. Nebeneffekt der Droge oder der

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