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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Beherrschung.
    Mein Gott, was für eine Lüge.
    Wut loderte in ihm empor, rettete ihn, so ironisch das auch klang. Die Wut gab ihm etwas, worauf er sich konzentrieren konnte, etwas Vertrautes zum Festhalten. Er holte tief Luft, rieb sich die Bartstoppeln und sah seine Assistentin an. Natalies Augen quollen über. Sie sah fast so verloren aus wie Hannah, die sich am Bodendurchgang zum Wohnzimmer festhielt, das Gesicht an die Wand gelehnt.
    »Natalie«, er berührte ihre Schulter. »Hast du Kaffee gemacht? Ich glaube, wir können alle einen gebrauchen.«
    Sie nickte und eilte in die Küche, dankbar für die Aufgabe.
    Mitch dirigierte Hannah und Paul ins Wohnzimmer. »Wir müssen uns setzen und reden.«
    »Reden?« keifte Paul. »Warum zum Teufel, fährst du nicht los und
versuchst meinen Sohn zu finden? Mein Gott, du bist doch der Polizeichef!«
    Mitch erwiderte ruhig: »Jeder verfügbare Beamte ist im Einsatz. Wir haben das Büro des Sheriffs angerufen, die State Patrol und das BCA ist hier. Wir stellen an der Eishalle Suchtrupps zusammen. Hubschrauber mit Infrarotsensoren sind im Anflug. Sie können jede Wärmequelle orten. In der Zwischenzeit wird Joshs Beschreibung an alle Polizeireviere der Umgebung weitergeleitet und in den Computer des National Crime Information Center eingegeben. Er ist im ganzen Land als vermißtes Kind registriert. Ich werde selbst die Suche organisieren, aber zuerst muß ich euch beiden ein paar Fragen stellen. Ihr könnt uns vielleicht einen Anhaltspunkt geben, etwas, was der Fahndung Nutzen bringt.«
    »Wir sollen wohl den Irren kennen, der unseren Sohn entführt hat? Mein Gott, das ist unglaublich!«
    »Hör auf!« zischte Hannah.
    Paul sah sie mit offenem Mund an, spielte den Schockierten.
    »Oder vielleicht kann Hannah ein paar klärende Worte sprechen. Sie war es doch, die Josh dortgelassen hat …«
    Hannah taumelte, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen.
    Mitch versetzte Paul Kirkwood einen heftigen Stoß mit dem Handballen, so daß er rückwärts in einen Ohrensessel fiel. »Hör auf damit, Paul«, befahl er. »So hilfst du keinem.«
    Paul sank im Stuhl zusammen und runzelte die Stirn. »Tut mir leid«, murmelte er widerstrebend, stützte einen Arm auf die Lehne und senkte seinen Kopf darauf. »Gerade komme ich nach Hause. Ich kann nicht glauben, daß das wirklich passiert ist.«
    »Woher weißt du …«, Hannah brachte es nicht fertig, den Satz zu vollenden. Sie klemmte sich in eine Ecke der Couch, während Mitch seinen Parka abstreifte und sich in die andere setzte.
    »Wir haben seine Tasche gefunden. Da war eine Nachricht drin.«
    »Was für eine Nachricht?« fragte Paul. »Eine Lösegeldforderung oder so was? Wie sind doch nicht reich. Ich meine, ich verdiene schon gut, aber keine Unsummen. Und Hannah, naja, ich weiß, daß alle glauben, Ärzte verdienen wie die Weltmeister, aber sie arbeitet schließlich nicht an der Mayo-Klinik …«
    Er verstummte. Mitch warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und fragte sich, ob ihm diese Bemerkung rausgerutscht war. Sie verlagerte die Schuldlast wieder auf Hannah, die leise zu weinen begann.

    Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie hielt sich eine Hand vor den Mund.
    »Es war keine Lösegeldforderung, aber es geht klar daraus hervor, daß Josh entführt worden ist«, sagte Mitch. Die Worte waren mit Säure in seine Gehirnrinde eingebrannt, eine unheimliche Botschaft, die auf einen kranken Verstand schließen ließ. Er wünschte, er könnte jetzt den Spruch von wegen vertrauliches Beweismaterial loslassen, ihnen sagen, es könnte lebenswichtig sein, die Information geheimzuhalten, aber er brachte es nicht fertig. Sie waren Joshs Eltern und hatten ein Recht, es zu wissen. »Die Nachricht lautet ›Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern SÜNDE‹.«
    Hannahs Herz erstarrte zu Eis. »Was bedeutet das? Was …«
    »Das bedeutet, daß er spinnt«, sagte Paul. Er strich sich durchs Haar, immer und immer wieder. »Oh, mein Gott …«
    »Ihr könnt also beide nichts damit anfangen?« fragte Mitch. Sie schüttelten die Köpfe vor Entsetzen, so daß sie unfähig waren zu denken. »Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, mögliche Verdächtige zu finden.«
    Natalie brachte den Kaffee auf einem Tablett und stellte es auf die Kirschholztruhe, wo Fernbedienungen sowie vergessene Spielzeuge verstreut lagen. Sie reichte Mitch eine Tasse und drückte Hannah eine in die Hand. Paul mußte sich selbst bedienen, während sie versuchte, ihre Freundin zu

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