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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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genoß das Gefühl des warmen Körperchens in seinem violetten Fleeceschlafanzug. »Du sollst doch schlafen.«
    Lily umging diese Bemerkung mit einem gewinnenden Lächeln voller Grübchen. »Josh?«
    Hannahs Lächeln gefror. Sie drückte Lily unwillkürlich fester an sich. »Josh ist nicht hier, Schätzchen.«
    Die Panik traf sie wie ein Vorschlaghammer, zertrümmerte die Reste ihrer Widerstandskraft. Sie war müde und völlig verängstigt. Jemand
sollte sie festhalten, der ihr sagte, alles würde wieder gut – und auch daran glauben. Sie wollte ihren Sohn zurückhaben und die Angst loswerden. Lily an sich gedrückt schloß sie die Augen, um die Tränenflut zurückzuhalten. Beißend wie Säure drängten sie durch ihre Lider und liefen ihre Wangen hinunter. Ein Stöhnen entrang sich ihrer wunden Kehle. Lily bekam Angst, weil sie so fest gehalten wurde und begann auch zu weinen.
    »Hannah, Schatz, bitte setz dich«, sagte Natalie leise und führte sie zur Couch. »Setz dich, ich bring dir was zu trinken.«
    Draußen vor dem Haus bellte der Hund, und ein Wagen fuhr in die Einfahrt. Hannah schluckte die restlichen Tränen hinunter, Lily machte keinen solchen Versuch. Die Luft vibrierte vor Spannung. Würde Josh durch die Küchentür hereinstolpern? Oder war es Mitch mit einer Nachricht, an die sie nicht einmal denken wollte?
    »Warum ist Gizmo nicht hinten im Hof, wo er hingehört?«
    Paul trat in die Küche, die Stirn vorwurfsvoll gerunzelt. Er würdigte Hannah keines Blickes und vollzog sein abendliches Ritual, als wäre nichts geschehen. Er ging in sein kleines Büro neben der Küche, um seine Aktentasche auf dem Schreibtisch abzulegen und seinen Mantel aufzuhängen. Hannah sah ihm nach, wie er in seinem Allerheiligsten der perfekten Ordnung verschwand. Wut packte sie. Ihm war es wichtiger, seine Mäntel in Reih und Glied zu ordnen – von links nach rechts gestaffelt, vom dünnsten bis zum schwersten, sportlich bis elegant -, als sich um seinen Sohn zu kümmern.
    »Wo ist Josh?« fragte Paul barsch, als er in die Küche zurückkehrte und den Knoten seiner gestreiften Krawatte lockerte. »Er ist für den Hund verantwortlich. Verflucht noch mal, kann er nicht rausgehen und ihn einsperren?«
    »Josh ist nicht hier«, erwiderte Hannah in scharfem Ton. »Wenn du dir die Mühe machen würdest, deine Automatik abzuhören, wüßtest du das bereits seit Stunden.«
    Ihr Tonfall ließ ihn den Kopf heben, Mißtrauen trat in seine braunen Augen unter den schweren Brauen. »Was …«
    »Wo warst du, verdammt noch mal?« fragte sie und drückte unbewußt Lily fester an sich. Das Baby machte eine Faust und schlug greinend gegen ihre Schulter. »Ich bin fast verrückt geworden, als ich dich nicht erreichen konnte!«
    »Du lieber Himmel, ich war in der Arbeit!« konterte er und versuchte
zu begreifen, was sich hier abspielte. »Ich hatte wesentlich Wichtigeres zu tun, als das verdammte Telefon abzunehmen.«
    »Ach wirklich? Dein Sohn ist verschwunden. Hast du einen einzigen
    Klienten, der wichtiger ist als Josh?«
    »Was soll das heißen, er ist verschwunden?«
    Natalie stellte sich zwischen die beiden und streckte die Arme aus, um Lily zu retten. Das Baby ließ sich dankbar nehmen. »Ich werde sie zu Bett bringen, und du und Paul, ihr setzt euch und besprecht das vernünftig und ruhig «, sie fixierte Hannah streng.
    »Verschwunden?« wiederholte Paul. Die Hände hatte er in den Bund seiner modischen braunen Hose gehakt. »Was, zur Hölle, ist hier los?«
    Natalie baute sich vor ihm auf. »Platz, Paul«, befahl sie und deutete in Richtung Küchentisch. Er riß erstaunt die Augen auf, runzelte die Stirn noch mehr, aber gehorchte. Sie wandte sich wieder Hannah zu, und ihre grimmige Miene wurde etwas sanfter. »Du setzt dich auch. Erzähl von Anfang an. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie besänftigte Lily und ging über den flauschigen Wohnzimmerteppich zu der kleinen Treppe, die zu den Schlafzimmern führte. Hannah sah ihr voller Schuldgefühle nach, weil sie sah, wie Lily ihren Kopf auf Natalies Schultern legte und »Nein, nein, Mama« quengelte.
    Mein Gott, was bin ich für eine Mutter? Ihr lief eine Gänsehaut über den ganzen Körper, und sie hielt sich eine Hand vor den Mund, aus Angst, es könnte eine Antwort herauskommen, die sie nicht hören wollte.
    »Hannah, was ist los? Du siehst beschissen aus.«
    Sie wandte sich ihrem Mann zu und fragte sich verbittert, warum Streß dem Aussehen eines Mannes Charakter verlieh. Paul hatte

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