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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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frischesten, aber das ist keine Entschuldigung dafür, wie Sie Helen Black behandelt haben. Sie hat uns einen Hinweis gegeben, jetzt wollen Sie den abwerten, weil es nicht der Name des Gangsters in Druckbuchstaben war …«
    »Und Sie werden damit den Fall knacken«, erwiderte er von oben herab.
    »Ich werde es, verdammt noch mal, versuchen, und Sie sollten das besser auch. Diese Ermittlung ist ein kooperativer Einsatz. Ich schlage vor, daß Sie kooperativ im Wörterbuch nachschlagen, Sheriff. Sie scheinen den Begriff nicht zu kapieren.«
    »Spätestens in einem Monat werden Sie hiersein«, knurrte er.
    »Darauf würde ich nicht wetten. Es gibt einen Haufen Leute, die gewettet haben, daß ich diesen Job nicht kriege. Denen werde ich ihre Wette persönlich in den Hals zurückstopfen. Ich würde mich mehr als glücklich schätzen, Sie auf diese Gästeliste zu setzen.«
    Sie wandte sich ab, wohlwissend, daß sie sich Steiger zum Feind machte, aber vor lauter Wut war es ihr egal. Sie drehte sich noch einmal um: »Und noch eins, Steiger – ich bin nicht Ihr Schätzchen.«

22 Uhr 58, – 10,5 Grad
    Als Mitch dem Parkplatz verließ, schwebte Olie Swains häßliches Mopsgesicht wie ein Gnom aus einem Gruselkabinett vor seinem inneren Auge. Olie Swain fuhr einen verbeulten, verrosteten 1983er Chevy Van, der einmal weiß gewesen war. Olie, der in jeder Beziehung seltsam war. Olie, der zu jedem kleinen Jungen in der Stadt Zugang hatte. Olie, von dem Mitch geschworen hatte, er wäre harmlos. »Das muß für dich besonders hart sein«, sagte Helen leise.

    Mitch warf ihr einen Blick zu. Sie saß auf dem Beifahrersitz seines Trucks, in einer bizarr aussehenden Jacke aus falschem Leopardenpelz. Die Jacke paßte zu ihrem Sinn für Humor, aber jetzt zeigte ihr Gesicht keine Spur von diesem Humor, bloß Mitleid, und davon hatte Mitch genug für alle Zeiten gesehen.
    »Es ist für die Beteiligten sehr schwer«, sagte er. »Du könntest Hannah anrufen. Sie macht wirklich viel mit, gibt sich selbst die Schuld.«
    »Armes Kind.« Helen nannte jeden, der auch nur einen Monat jünger war als sie, ›Kind‹; eine Angewohnheit, die ihr den Anschein von Weltmüdigkeit gab. »Inzwischen ist es nicht mehr erlaubt, daß Mütter Fehler machen. Noch vor einer Generation war jeder davon überzeugt, daß sie ihre Kinder vermurksen. Jetzt muß man die Superfee sein.« Ihre Stimme wurde merklich kühler, ihr Ton härter. »Ich nehme an, Paul ist nicht gewillt, einen Teil der Schuld auf sich zu nehmen.«
    »Er hat gearbeitet. Hannah war an der Reihe, Josh abzuholen.«
    »Mhm. Und damit wäre Paul aus dem Schneider!«
    Mitch sah wieder kurz zu Helen. Ihr Mund war nur noch ein schmaler Strich. »Du und Paul, ihr vertragt euch nicht?«
    »Paul ist ein Arschloch.«
    »Aus irgendeinem bestimmten Grund?«
    Helen gab keine Antwort. Mitch drängte sie nicht. »Helen, wärst du bereit, dir ein paar Vans anzuschauen und mir zu sagen, ob irgendeiner dem gleicht, den du gestern nacht gesehen hast? Nur damit ich eine genauere Vorstellung kriege?«
    »Natürlich.«
    Sie fuhren hinaus zu den Autohändlern im östlichen Teil der Stadt, wo Fähnchen und riesige aufblasbare Tiere die Leute von der Interstate verlocken wollten, einen neuen Wagen zu kaufen. Bei Dealin’ Swede zeigte Helen auf einen grauen Dodge Van: »So ähnlich, aber nicht ganz.« Auf dem Rückweg quer durch die Stadt fuhr Mitch an mehreren Vans langsamer vorbei, damit sie sich noch ein paar Fahrzeuge ansehen konnte. Als sie wieder in ihrer Straße waren, passierte er ihr Haus und den Parkplatz der Eishalle. In zehn Metern Abstand von Olies Van blieb er stehen, sagte aber nichts.
    Helen runzelte die Stirn. Sie nagte an ihrer Unterlippe. Mitch drehte sich der Magen um.
    »Eher wie der hier«, sagte sie langsam.
    »Aber nicht genau wie der hier?«

    Sie drehte den Kopf hin und her, als könne sie dadurch eine Erinnerung losschrauben. »Ich glaube nicht. Irgend etwas ist anders – entweder die Farbe oder die Form – aber es kommt dem nahe … ich weiß nicht.« Sie wandte sich ihm zu und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Tut mir leid, Mitch, ich hab ihn nur für ein paar Sekunden gesehen, es war ein flüchtiger Eindruck, mehr nicht. Natürlich würde ich gerne sagen, er wär genau wie der hier gewesen, aber das kann ich nicht.«
    »Ist schon okay«, murmelte er, wendete den Explorer und fuhr zurück zu Helens Haus. »Hast du dich gut amüsiert im Theater?« fragte er, als sie ihre Handtasche vom

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