Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
von diesen Steinen, und es sieht so aus, als hätten wir zwei Möglichkeiten: Sie als Kulturerbestätte wieder aufzurichten oder …»
    «Drei Möglichkeiten, eigentlich», sagte Pierce milde. «Die Steine könnten auch ausgegraben und woanders wieder aufgestellt werden – in einem Park oder sonst irgendwo.»
    «Irgendwo möglichst weit weg von diesem Dorf», sagte Shirley West.
    Sie hatte sich kein bisschen bewegt. Man sah nur ihre steife dunkelbraune Dauerwellenfrisur und den Trichterkragen ihres grauen Mantels.
    «Wir müssen uns nämlich fragen, verstehen Sie», sagte Shirley, «warum sie überhaupt vergraben wurden.»
    «Es ist nicht unsere Aufgabe», sagte James, «die Ergebnisse der offiziellen Grabung vorwegzunehmen. Nur um es Ihnen noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Der Bezirksrat wird Anfang des Jahres über das Thema Coleman’s Meadow beraten. Wir haben in dieser Hinsicht keine Planungskompetenz, wie Sie wissen, aber wir können unsere Stimme in Hereford geltend machen. Theoretisch. Also haben Sie noch zwei oder drei Wochen, um
uns
Ihre individuellen Standpunkte mitzuteilen. Und zwar schriftlich, wenn Sie …»
    «Aber ich kann Ihnen
erklären
, warum, Mr. Davies», sagte Shirley. «Wir brauchen keine Ausgrabung, um zu wissen, dass es sich um
heidnische
Steine in einem christlichen Land handelt. Heidnische Steine direkt im Schatten unserer Kirche.»
    Unserer Kirche? Merrily wusste genau, dass Shirley auch Mitglied einer Pfingstlergemeinde der Wiedergeborenen in Leominster war.
    James sagte: «Mrs. West …»
    «Vergrabt sie wieder! Grabt sie noch tiefer ein! Oder wenn sie schon unbedingt ausgegraben werden müssen, sollten wir tun, was Mr. Pierce sagt, und sie in einen Stadtpark oder ein Museum bringen, wo keiner von uns sie sehen muss.»
    Merrily sah nach rechts und links. Wollte niemand darauf hinweisen – Jane würde ausflippen –, dass es keinen Sinn hatte, die Steine woanders aufzustellen? Dass sie vermutlich Teil eines prähistorischen Landschaftsmusters waren, das auf den Gipfel des Cole Hill ausgerichtet war?
    «Stellen Sie einen Metallzaun darum auf.
Sperren Sie die Steine und
…»
    «Ja, Mrs. West», sagte James, «wir haben Ihren Standpunkt zur Kenntnis genommen …»
    «…
und das Böse ein, das sie repräsentieren
. Es ist etwas wahrhaft Böses an diesem Ort, und das Böse kehrt dorthin zurück.»
    Jemand lachte leise. Ein Glauben-Sie-etwa-dieser-Irren-Lachen. Shirley wirbelte herum.
    «Wagen Sie es nicht, mich auszulachen! Sie kommen hierher mit Ihrem affigen Geschwätz und Ihrer Ungläubigkeit. Sie, die Gott leugnen!»
    «Nun …» Lyndon Pierce breitete die Hände aus. «Jeder hier, der mich kennt, weiß, dass ich der Letzte bin, der diese Sache von der religiösen Seite her diskutieren will. Aber einige von Ihnen wären überrascht, wenn Sie wüssten, wie viele Leute mir gegenüber schon Ähnliches gesagt haben wie Mrs. West eben.»
    Opportunistischer Bastard. Na gut …
    Merrily war schon halb aufgestanden, als James Bull-Davies sie mit einer leichten Kopfbewegung und einer winzigen, beschwichtigenden Geste zurückhielt. Sie ließ sich wieder zurücksinken.
    «Vielleicht sollten wir das Thema auch einmal aus dem Blinkwinkel des Tourismus betrachten», sagte James, «der hier nämlich wohl oder übel ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. In Herefordshire gibt es vergleichsweise wenige neolithische Stätten, und keine davon, ließe sich argumentieren, ist so spektakulär, wie diese werden würde. Wir könnten mit einer beträchtlichen Anzahl von Besuchern rechnen.»
    «Aber welcher Art? Welcher Art?»
    Wieder die schleppende Stimme aus den mittleren Reihen.
    «Mr. Savitch», sagte James.
    Ward Savitch. Ein Unternehmer, der den alten Kibble-Bauernhof an der Dilwyn Road eine Meile außerhalb des Dorfes gekauft hatte. Und ihn in einen Vergnügungspark für Großstadtpinkel umwandelte – Paintball-Wochenenden und Fasanenjagden für gestresste Manager. Jane wünschte ihm die Pest an den Hals.
    «Ich glaube», sagte Savitch, «wir wissen alle, was für eine Art Touristen solche Stätten anziehen; nämlich vermutlich die, die Ihnen die Milchflaschen vor der Tür klaut.»
    Lol schüttelte den gesenkten Kopf. Er war sehr froh, dass Jane so vernünftig gewesen war, dieser Versammlung fernzubleiben.
    «Pseudo-Druiden», sagte Savitch. «Hexen in Wallegewändern oder … in sonst einer Aufmachung. Oder in gar nichts. Ist es diese Art von Tourismus, die Ihnen vorschwebt, Colonel?»
    Nervöses

Weitere Kostenlose Bücher