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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gelächter. James bat mit erhobener Hand um Ruhe.
    «Das war natürlich ein Scherz», sagte Savitch. «Verstehen Sie mich nicht falsch, ich glaube, dass es möglich ist, der Zukunft aufgeschlossen gegenüberzustehen und die Vergangenheit trotzdem zu bewahren. Und in Ledwardine haben wir schon einige der schönsten historischen Gebäude im gesamten County. Das ist die Art Kulturerbe, die wir bewahren sollten, nicht irgendwelche alten Felsbrocken.»
    «Oder das Böse, das sie hierherbringen», murmelte Shirley West. «Das
weiß
ich.»
    James Bull-Davies wirkte erschöpft. «Möchte sonst noch jemand etwas sagen?»
    «Ich war noch nicht
ganz
fertig», sagte Savitch. «Tun wir doch nicht so, als wären wir nicht dankbar für die Verbesserungen, die das Wachstum mit sich bringt – Supermarkt, Restaurants …»
    «Und ein paar Bars, in denen sich die Neureichen abends entspannen können», flüsterte Lol, «nachdem sie ein paar hundert unschuldige Vögel abgeknallt haben.»
    «Und ich denke da auch an ein voll ausgestattetes Freizeitzentrum», sagte Savitch.
    Ein heftiger Regenschauer wurde gegen die großen Fenster geweht. Das Licht flackerte.

    Als das Licht wieder stetig brannte und die ersten Versammlungsteilnehmer gingen, sah Merrily den Mann im Dreiteiler.
    Einen
jungen
Mann im Dreiteiler. Er war als einer der Ersten weg. Schwarzer Schirm.
    «Es war keiner mit einem Plakat vom Coleman’s-Meadow-Erhaltungsverein da», sagte Lol. «Keine Rettet-die-Steine-Sweatshirts.»
    «Vielleicht ist das gar nicht so schlecht», sagte Merrily. «Ein paar von ihnen haben sich womöglich einen Drudenfuß auf die Stirn tätowieren lassen. Lol, hast du den Typ gesehen, der gerade rausgegangen ist?»
    «Der Alice Meek geholfen hat?»
    «Nein, er war allein. Trug einen Anzug mit Weste. Du hast doch Jonathan Long mal gesehen, oder?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Stimmt», sie dachte nach. «Er war nur einmal im Pfarrhaus, zusammen mit Frannie Bliss.»
    «Ein Polizist?»
    «Egal. Wahrscheinlich war er es gar nicht.»
    Aber er war es doch.
    «Hm …» Lol sah sie an. «Du hast doch was gegessen, bevor du aus dem Haus gegangen bist, oder?»
    «Ich … Ja, hab ich. Ich schwöre bei Gott.»
    Merrily stand auf und schüttelte ihre Jacke aus. Ja, sie versuchte, regelmäßig zu essen. Ja, sie versuchte, sich zusammenzureißen, sich nicht mehr so fertigzumachen, weniger zu rauchen, alle paar Wochen zur Fußreflexzonenmassage zu gehen bei Mrs. Morningwood aus Garway Hill. Ja, ja, ja.
    «Ah, Frau Pfarrer …» James Bull-Davies ragte über Merrily und Lol auf wie ein langschnabeliger Watvogel. «War vorhin wohl nicht der rechte Moment für einen Kommentar von der Geistlichkeit. Diese Mrs. West wird Pierce wohl kaum eine Stütze sein. Die Frau ist ja völlig verwirrt.»
    «Halten Sie es in diesem Fall nicht für angebracht, wenn ich mich ein bisschen von ihr distanziere? Wenn ich darauf hinweise, dass die Kirche von England keinerlei Probleme mit Überresten der Megalithkultur hat? … Sie wirken nicht sehr überzeugt.»
    «Es wäre vielleicht auch günstig, wenn Sie sich durch den demonstrativen …
Tatendrang
Ihrer Tochter nicht angreifbar machen.»
    «Sie ist einfach begeistert. Es ist, als wären es
ihre
Steine, und sie haben ihr genau im richtigen Moment eine Perspektive eröffnet. James … steht in Ihrem Familienarchiv irgendwo etwas über die Megalithen auf Coleman’s Meadow?»
    «Sollte es?»
    «Wenn wir nur herausfinden könnten, warum sie vergraben wurden, sei es nur, um Shirley zum Schweigen zu bringen.»
    «Wenn es heimlich gemacht wurde, gibt es keinen Bericht. Sehen Sie, wenn diese Stätte so bedeutend ist, wie Ihre Tochter und deren Freunde annehmen, dann wird sich als oberste Denkmalsbehörde English Heritage zu ihrer Erhaltung einschalten, und dann wird weder diese Frau noch Pierce etwas dagegen tun können.»
    «Er wird nicht aufgeben. Die bauliche Erschließung von Coleman’s Meadow macht den Weg für noch viel größere Neubausiedlungen frei, und ehe man sich’s versieht … Retortenstadt Ledwardine. Das ist keine verstiegene Verschwörungstheorie, James, genauso wenig wie Lyndons Pläne für Coleman’s Meadow.»
    «Was haben Sie darüber gehört?»
    Merrily sagte nichts. Aber sie hatte gehört, dass Stu Twigg, ein weiterer von Pierce’ Klienten, der Besitzer des Grundstücks war, auf dem die Gemeindehalle stand. Ein Grundstück, auf das nun eine Supermarktkette ein Auge geworfen hatte. Wenn durch die Errichtung neuer

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