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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ihrem sogenannten
Kabinett
besprochen, hinter verschlossenen Türen. Wir haben nur erfahren, was der reaktionäre alte Bastard Clement Ayling der Presse erzählt hat, dass nämlich die Schlange angeblich völlig unbedeutend und nicht erhaltenswert ist.»
    «Mmm.»
    «Sie haben nicht mal was unternommen, um zu schützen, was sie von der Schlange freigelegt hatten … vor Wind und Wetter oder so? Alles ist vollgelaufen, als es so geschüttet hat, das hat irreparable Schäden angerichtet.»
    «Aber wenn ich es richtig verstanden habe,
musste
die Schlange doch genau deshalb wieder mit einer Erdschicht bedeckt werden – selbst wenn darüber eine Straße führte –, um sie vor Wind und Wetter zu schützen.»
    «Und weil die Leute Steine klauen, das stimmt. Aber man könnte sie zudecken und trotzdem noch etwas Besonderes daraus machen. Bei der Ohio-Schlange funktioniert das doch auch. Nein, es geht darum, wie sie es gemacht … dass sie es vertuscht haben. Und als dann ein paar friedliche Demonstranten vors Rathaus gezogen sind und sich nicht einfach wegschicken lassen wollten, sind sie verhaftet worden. Von der Polizei. Das musst du doch gehört haben.»
    «Ja, schon, aber das hat nichts nach sich gezogen, oder? Niemand ist verurteilt worden.»
    «
Mom
… sie wurden ins Gefängnis gesteckt! Das waren ganz einfach bloß Leute, denen das Vorgehen der Verwaltung nicht gepasst hat. Und zwei von den Leuten, die verhaftet wurden, waren über achtzig oder so.» Janes Augen funkelten. «Und ein paar wurden nach Worcester verfrachtet, weil es in Hereford angeblich nicht genügend Zellen gab. Gut, die Anklage wurde fallengelassen, aber ältere Leute ins Gefängnis zu stecken, bloß weil sie ihre demokratischen Rechte wahrnehmen, ist … Das waren doch keine Terroristen oder so.»
    «Bist du da sicher?»
    «Warum sagst du das? Natürlich bin ich sicher. Und zwar weil ein paar von den Demonstranten gleichzeitig Mitglied im Coleman’s-Meadow-Erhaltungsverein sind. Das gleiche Problem, derselbe Bezirksrat. Ich wäre selbst dabei gewesen, wenn ich nicht in die Schule gemusst hätte – das klingt so richtig armselig, was?»
    «Eigentlich klingt es eher vernünftig. Wenn du mit Vernunft was anfangen kannst.»
    «Ich hätte dabei sein sollen. Ich hab gekniffen.»
    Jane wandte sich wieder dem Computer zu und rief eine weitere RETTET DIE SCHLANGE -Seite auf.
    Wir bitten um Unterstützung durch Diskussionsbeiträge und die Teilnahme an Online-Aktionen, z.B. der Petition an den Premierminister.
    Merrily las den Text, nahm ihn jedoch nicht richtig wahr. Stattdessen registrierte sie das größere Muster dahinter. Dinedor-Schlange/Coleman’s Meadow. Das Problem mit diesem County war, dass es so verdammt klein war. Alles stand miteinander in Verbindung. Alles drang irgendwann bis zur eigenen Gemeinde vor, ins eigene Haus, bis zur eigenen Tochter.
    «Mom! Du bohrst mir deine Finger in die Schultern!»
    «Ich … sorry.»
    «Okay.» Jane stand auf. «Was ist los?»
    «Du hast Clement Ayling erwähnt.»
    «Das Faschistenschwein. Wir leben wirklich in einem Polizeistaat, weißt du? Niemand darf mehr eine andere Meinung vertreten. Ich meine, man muss sich doch bloß die Bilder von Ayling in der Zeitung ansehen, mit seinem verlogenen Lächeln, dieser eingebildete, fette, arrogante …»
    «Jane.»
    «Was?»
    «Setz dich mal wieder hin, ja?»

17 Fluss des Lichts
    Sie schmückten den Baum. Ein heidnisches Zeremoniell, wie Jane immer sagte, und vermutlich hatte sie recht.
    Merrily stieg auf einen Stuhl, um die leicht ramponierte Weihnachtszauberin, oder vielleicht war es auch ein Weihnachtsengel, auf der Baumspitze zu befestigen.
    Als würden wir wegen kindischer Zaubermärchen die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt stoppen.
    Jane widmete sich ihrer Aufgabe mit stiller Konzentration. Wenn sie etwas sagte, dann nur, dass sie mehr Christbaumkugeln oder Lametta brauchten.
    Man konnte beinahe sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Und dann sagte sie urplötzlich:
«Tu, was du willst, solange es niemanden verletzt.»
    Sie hatte die Kette mit den Baumlichtern auf der Treppe ausgebreitet, um das Kabel zu entwirren.
    «Lautet so das Motto des Heidenverbandes?», sagte Merrily.
    «Genau genommen ist es ein Wicca-Spruch. Aber es stimmt, wenn sie ein Motto hätten, wäre es so was in der Art.»
    «Aha.»
    Was tat man, wenn man als Pfarrerin eine Tochter hatte, die unter dem Pullover ein Pentakel an einer Silberkette trug? Einen auf Shirley West machen? Ihr

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