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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Lichtwechsel gewöhnt hatten, sah Merrily die schimmernde Kette vor dunklem Hintergrund. Aufsteigende Lichter.
    «In den Vollmondnächten», sagte Jane, «haben die Quarzfragmente das Licht widergespiegelt. Als würde man Zehntausende winziger Lichter sehen. Ein hell leuchtender Strom von der Spitze des Hügels bis zu den Ufern des Wye. Verstehst du?»
    «Die ganze Schlange leuchtet auf? Dafür wurde sie gemacht?»
    «Ist der Hammer, oder?»
    «Ja», sagte Merrily. «Das war es wahrscheinlich.»
    Licht gegen die Dunkelheit. Mein Gott.
    Merrily fiel wieder ein, dass Jane gesagt hatte, die Schlange wäre einzigartig auf der ganzen Welt.
    «Jane, warum wurde das nicht bekannt?»
    «Weil der Bezirksrat den Deckel draufgehalten hat. Glaubst du vielleicht, die wollten, dass alle Welt erfährt, wie toll das damals war? Mom, es ist genau so, wie Bill Blore sagt, diese Leute sind nicht dazu fähig, irgendwelche wichtigen Entscheidungen zu treffen. Alles, was man nicht aufs Konto überweisen kann, verstehen die nicht.»

    In dieser Nacht, als der Regen in Böen gegen ihr Schlafzimmerfenster getrieben wurde, lag Merrily wach und dachte über die Schlange nach, über Coleman’s Meadow und über einige andere jüngere Funde, die auf ein ungeahnt reiches historisches Erbe an der walisischen Grenze hindeuteten. Und wenn man die emotionale und mystische Kraft dieser leuchtenden Nabelschnur in Betracht zog und die Auswirkungen, die es hätte, sie durch eine Straße zu trennen, auf der starker Schwerlastverkehr herrschen würde …
    «Es ist doch klar, was gerade passiert, oder?», hatte Jane gesagt, als sie die Lichterkette am Baum befestigt hatten. «Die heidnische Vergangenheit von Hereford erhebt sich überall um uns herum – und sie ist schöner und aufregender, als sich irgendjemand träumen ließ. Und das hassen die.»
    «Der Bezirksrat?»
    «Der Bezirksrat, der säkulare Staat. Und die Kirche auch oder was von ihr übrig ist.»
    Ah ja, die Kirche. All das war schließlich vorchristlich und nicht das Problem der Kirche – jedenfalls offiziell.
    Jane hatte recht. Nichts von spirituellem Wert sollte verworfen werden. Ob man es nun verstand oder nicht, da war etwas, das man
spüren
konnte. Etwas, das den Geist erfasste und ihm Auftrieb gab.
    Archäologie zum Sterben schön!
    Aber auch Archäologie
zum Morden
schön?
    Merrily drehte sich auf die andere Seite.
    «Mom?»
    Das Licht im Flur war an, und Jane stand an der Schlafzimmertür, mit nackten Beinen und einer Jacke um die Schultern. Einen Sekundenbruchteil lang sah Merrily sie vor sich, wie sie in den Tagen nach Seans Tod an einer anderen Schlafzimmertür gestanden und ihren ältesten Teddy an sich gedrückt hatte.
    «Mom, ich hab noch was vergessen.»
    «Wie viel Uhr ist es?»
    «Erst halb zwölf oder so.»
    «Oh, erst halb zwölf, und du musst morgen in die Schule, auch wenn es der letzte Schultag vor den Ferien ist.»
    «Mom, ich hab’s vergessen, okay, und morgens haben wir nie Zeit, und ich will nach dem Fluss sehen, und …»
    «Okay.» Merrily griff nach ihrem Bademantel, der auf einem Stuhl neben dem Bett lag. «Erzähl’s mir schnell.»
    «Da war doch diese Frau, die ich gestern Morgen auf dem Friedhof getroffen habe.»
    «Von dieser Frau hast du mir nichts erzählt.»
    «Nein, es erschien mir unwichtig, und es war spät und … jedenfalls nennt sie sich Lensi und hat so einen teuren Fotoapparat. Hat gesagt, sie wäre Pressefotografin, freiberuflich, und würde für den
Independent
oder so arbeiten. Sie wusste von den Steinen auf Coleman’s Meadow, und sie will … also sie will Fotos von mir machen.»
    «Nicht schon wieder so was.»
    «Ja, gut, ich habe auch nichts zugesagt. Ich führe jetzt ein unauffälliges Leben.»
    «Ich kann nicht behaupten, dass ich das schon bemerkt hätte.»
    «Auf jeden Fall habe ich Eirion gefragt, ob er was über sie herausbekommen kann. Und brav, wie er ist, hat er sich erkundigt, und als ich ihn angerufen habe, um ihm zu sagen, dass es okay ist, wenn er am Wochenende kommt, hat er mir erzählt, wer sie anscheinend ist.»
    «Madonna?»
    «
Sie
behauptet, die Leute würden sie Lensi nennen.»
    «Das hast du schon gesagt. Warum sollte mich das interessieren?»
    «Das habe ich sie auch gefragt.»
    «Was?»
    «Ich habe sie gefragt, warum sie sich für mich interessiert. Da hat sie angefangen, mir Fragen zu stellen. So was wie: Was für eine Art Heidin sind Sie, Jane?»
    «Oh Gott.»
    «Ich habe ihr nichts erzählt. Nicht, dass ich

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