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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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heidnische Bücher im Pfarrhaus verbieten? Sie unter Beobachtung stellen, herausfinden, mit wem sie sich trifft, mit wem sie telefoniert, ihre Mails überprüfen und um ihre Erlösung aus den Fängen des Satans beten?
    Oder erinnerte man sich besser an seine eigene Teenagerzeit, als man Fan von Siouxie and the Banshees war und schwarzen Lippenstift trug, und ließ sie machen?
    «Mom, diese Birnchen gehen nicht an.»
    «Die gehen beim ersten Mal nie an. Du musst eins nach dem anderen noch mal fest in die Halterung schrauben und dann … beten.» Merrily stieg vom Stuhl. «Also meinst du, dass … kein Unterstützer der Dinedor-Schlange oder der Coleman’s Meadow und ganz bestimmt kein einziger moderner britischer Heide auch nur über so etwas Brutales und Barbarisches nachdenken würde?»
    «Kannst
du
dir das denn vorstellen?»
    «Ich habe keine Ahnung, Jane. Ein paar von den Neu-Heiden, die ich kennengelernt habe, würden vermutlich nicht mal ein Mittagessen opfern. Aber wenn man an ihre Vorfahren im finsteren Mittelalter denkt …»
    «Das gar nicht so finster war, aber sprich weiter.»
    «Wenn man an das altkeltische Heidentum denkt, wie es vermutlich von den Bewohnern der eisenzeitlichen Siedlung auf dem Dinedor Hill praktiziert wurde … und auf dem Cole Hill …»
    «Das wäre dann ungefähr zweitausend Jahre her. Oder doch dreitausend?»
    «Egal, die haben doch richtig auf Enthauptungen gestanden, die alten Heiden, oder?»
    «Nein!»
    «Ich will damit ja nur …»
    «Das ist ekelhaft!» Jane funkelte sie von der Treppe aus wütend an. «Ich kenne niemanden, der so etwas tun würde.»
    «Na ja, ich auch nicht, also machen wir uns nicht zu viele Gedanken darüber. Ist sowieso unwichtig.»
    «Das sind total sanftmütige Leute.» Jane betrachtete die schlaffe Lichterkette. «Sie meinen einfach nur, wir sollten uns unserer Herkunft bewusst sein.»
    «Das meine ich auch, aber …»
    «Und echt, überall sorgen sie dafür, dass die Städte und Dörfer in alle Richtungen wuchern, machen die Landschaft kaputt, für noch mehr Häuser und Fabrikhallen, die nach ein paar Jahren wieder leerstehen … das ist einfach hirnlos. Und diese Straße zu bauen, ist … als würden sie der Landschaft einen Speer ins Herz rammen.»
    Merrily seufzte.
    «Es ist, als ob kein Mensch mehr richtig nachdenkt», sagte Jane. «Genau wie sie in den Irak gegangen sind und niemand an die Folgen gedacht hat. Da hat auch kein Mensch
nachgedacht

    In Janes Augen schimmerten Tränen.
    Die Zauberlichter blinkten einmal auf, und dann brannten sie alle. Wie Juwelen in Janes Händen. Sie starrte sie an.
    «Gott, das ist genau wie die Schlange.»
    «Wie bitte?»
    «Das ist genau … Hab ich dir das nie erzählt? Ich zeig’s dir, ja?»
    Jane nahm das Ende des Kabels und zog die Lichter hinter sich her, bis zum ersten Treppenabsatz, wo sie einen ihrer Turnschuhe auszog und das Ende des Kabels darumwickelte, damit es dort blieb. Dann kam sie die Treppe wieder herunter und ordnete das Kabel. Alle Birnchen brannten weiter.
    «So war es, verstehst du? Die Theorie lautet, dass die Schlange von ganz oben auf dem Dinedor Hill bis hinunter zum Wye gereicht hat.»
    «Wie weit ist das?»
    «Nicht so weit, wie man denkt. Also verbindet sie das miteinander, was in alter Zeit die beiden wichtigsten Landschaftsmarken waren – den höchsten Hügel und den Fluss. Den bedeutendsten Fluss im Westen von England und Wales, den heiligen Fluss. Und die Windungen der Schlange ahmen die Flussschleifen nach.»
    «Wer sagt das?»
    «Das sagen die Archäologen – die Typen, die für die Rettungsgrabung zuständig sind. Ich habe es von Coops gehört. Sie haben natürlich erst ein kleines Stück von der Schlange freigelegt, aber das ist ihre Theorie. Und diese Leute sagen so etwas erst, wenn es ziemlich sicher ist.»
    «Ich verstehe.»
    «Nein, das glaube ich nicht. Noch nicht. Das Coolste kommt erst noch: Die kleinen Steine enthalten Fragmente von Quarz, der vermutlich in der Gegend hier abgebaut wurde. Und jetzt stell dir diesen Fluss aus Steinen vor – mit hohem Quarzgehalt –, der vom Wye aus über Rotherwas fließt. Stell dir Rotherwas damals vor, als es noch keine Fabriken dort gab, keine Lagerhäuser, nur die offene Landschaft. Also stell dir vor, wie der Fluss aus Quarzgestein den Dinedor Hill herunterfließt. Und jetzt …»
    Jane ging zum Treppenabsatz und schaltete das Licht über der Treppe an.
    «… stell dir den Vollmond vor.»
    Bevor sich ihre Augen an den

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