Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
die Silberdenare hatten ihre Wirkung erzielt.
»Halt’s Maul, alte Vettel, sonst wirst du für dein Gebrüll an den Pranger gestellt!«, rief der Büttel. »Und ihr anderen verschwindet auf der Stelle! Es gibt nichts mehr zu gaffen.«
»Nun, dann komm, Base !«, zischte Philip und zog Thea am Oberarm in die Gaststube. Lena zögerte. Hatte sie ihren Gatten durch ihr eigenmächtiges Handeln verärgert? Zwar war er ihr zu Hilfe geeilt, aber sie wusste, dass er vor Fremden immer zu ihr stehen würde, ganz gleich, was er wirklich dachte.
Philip rief nach dem Schankjungen und befahl ihm, Theas Pferd in den Stall zu bringen. Dann führte er die Räuberin an den Tisch, und auch Lena nahm ihren Platz wieder ein. Sie suchte Philips Blick, doch seine ganze Aufmerksamkeit galt Thea.
»Das ist nicht dein Ernst!«, rief Said, als er Thea sah. Die zog sich mit einem Lächeln einen Stuhl heran.
»So, und nun erzähl uns, was du angestellt hast!«, forderte Philip sie auf. Der Zorn in seiner Stimme war nicht zu überhören, aber Thea ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Lena hatte es nicht anders erwartet. Vermutlich fand die Räuberin Philips Zorn sogar noch unterhaltsam.
»Nichts.« Thea setzte den treuherzigen Blick einer unerfahrenen Jungfer beim Kirchgang auf. »Die Kerle sind zudringlich geworden.«
»Die Kerle, wie du sie nennst, sind städtische Büttel. Sie vertreten das Gesetz in dieser Stadt.«
Thea hob die Schultern. »Wenn du meinst. Bekomme ich auch ein Stück vom Braten und einen Becher Wein?«
»Nur wenn du mir endlich antwortest.«
»Aber das habe ich doch schon getan.« Ein Blick aus unschuldigen Augen traf Philip. »Ich weiß auch nicht, warum die Büttel so hässlich zu mir waren.«
Said machte ein Geräusch, das sowohl ein Niesen als auch ein unterdrücktes Lachen sein konnte.
»Vermutlich war es dumm von mir, dich freizukaufen«, knurrte Philip. »Zwanzig Rutenschläge und der Pranger hätten dir nicht geschadet.«
»Nur hättest du es nicht mit ansehen können, habe ich recht?« Sie griff nach Philips Becher und nahm einen tiefen Schluck.
»Was fangen wir mit ihr an?«, fragte Said auf Arabisch.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Philip in derselben Sprache. »Aber wir können sie schlecht hierlassen, sie wird nur wieder in Schwierigkeiten geraten.«
»Was ganz allein ihre Schuld wäre, nicht unsere.«
»Nur wird es diesmal auf uns zurückfallen, schließlich glauben die Büttel, sie sei Lenas Base. Und ich will meinen Ruf in dieser Stadt nicht verlieren.«
»Bist du mir böse?«, fragte Lena. Die arabischen Worte kamen ihr dank Saids Unterricht in den letzten Monaten erstaunlich leicht über die Lippen, und auch dem kurzen Gespräch hatte sie mühelos folgen können.
Philip schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn du nicht eingeschritten wärst, hätte ich es getan.«
»Redet ihr über mich?«, mischte Thea sich ein. »Das könnt ihr auch gern in einer verständlichen Sprache tun.«
»Also gut. Als Erstes wirst du dich wie eine anständige Frau kleiden, und das Schwert verschwindet.«
»Wenn du es so möchtest. Und als Zweites?«
»Wirst du endlich den Mund halten!«
»Und wenn nicht?«
»Dann wird mir der Wirt behilflich sein, die irrsinnige Base meiner Gattin in seinem Keller einzusperren, damit sie uns nicht länger stört.«
Der drohende Ausdruck in Philips Blick brachte Thea zum Verstummen. Vermutlich hatte sie endlich begriffen, dass er es bitterernst meinte. Immerhin bekam sie doch noch ein Stück vom Braten und einen eigenen Weinbecher. Sie aß so schnell, als habe sie seit Tagen nichts bekommen.
»Warum bist du uns nachgereist?«, fragte Philip schließlich.
»Du wolltest doch, dass ich den Mund halte.«
»Nur wenn du nicht gefragt wirst.«
»Oh, der Herr Graf hat heute seinen strengen Tag!« Sie funkelte ihn spöttisch an.
»Wir nehmen dich nicht mit nach Ägypten, falls du dir das so vorgestellt hast.«
»Das verlange ich auch gar nicht. Allerdings war ich schon bei einem gewissen Wolfram Säckerling, ehe mir diese ungehobelten Kerle über den Weg gelaufen sind. Und habe ihm zwei Silberdenare für eine Überfahrt nach Venedig auf seiner Windsbraut übergeben.«
»Du hast was ?«, brüllte Philip. »Das glaube ich einfach nicht! Woher hattest du das Geld?«
Etliche Köpfe an den Nachbartischen wandten sich zu Philip um. Lena stieß ihn an. »Nicht so laut!«, raunte sie. Er nickte kaum merklich.
»Du hast also doch gestohlen!«
»Nein.« Thea griff unter ihr Gewand
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