Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

einem der ersten heißen Tage des Aprils, als wir vor den Toren der Stadt auf Einlass warteten, nicht ahnend, welche Abenteuer uns erwarteten …«

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Nachwort
    Historische Romane sollen die Vergangenheit abbilden, ein Bild zeichnen, wie es gewesen sein könnte. Aber manchmal dürfen historische Romane auch mehr sein. Geschichten voller Abenteuer, in denen es um Menschen geht. Menschen mit ihren Leidenschaften und ihren charakterlichen Entwicklungen.
    Im vorliegenden Buch mischt sich die Historie mehr als in meinen bisherigen Romanen mit der Fiktion. Der Mythos der verborgenen Stadt hat die Menschheit schon immer begleitet. Der Traum, in eine längst vergessene Welt zu blicken, die sich scheinbar in ihrer Reinheit erhalten hat.
    Für mich war es eine große Herausforderung, diesen Mythos zu beleben und zu beobachten, wie sich Menschen des Mittelalters in einer solchen Welt zurechtfinden. Menschen, für die ihre Religion einen anderen Stellenwert hat als für viele unserer Zeitgenossen. Menschen, die dennoch tolerant sind – denn Toleranz und Freidenker gab es schon immer. Ohne sie wäre kein Fortschritt möglich gewesen.
    Bis auf die Stadt Djeseru-Sutech, die meiner Phantasie entspringt, sind die übrigen Stationen der Reise so genau wie möglich recherchiert und beschrieben.
    Der im Roman erwähnte Friedensvertrag des Königs von Kastilien mit Muhammad Alhamar von 1232 ist historisch belegt. Und dass es im Interesse der verschiedenen Nationen war, Handelsschiffen eine sichere Reise zu gewähren und sie gegen Piraten zu schützen, dürfte damals nicht anders gewesen sein als heute.
    In der Zeit, da diese Geschichte spielt, war der Islam noch deutlich toleranter als das Christentum. Zwar hatten Christen und Juden in muslimischen Ländern nicht die gleichen Rechte wie Muslime und mussten besondere Abgaben entrichten, aber im Allgemeinen lebten sie friedlich nebeneinander. Eheschließungen zwischen Christinnen und Muslimen oder Jüdinnen und Muslimen waren seitens des Islam erlaubt. Der Ehemann war verpflichtet, seiner Frau die ungestörte Ausübung ihres Glaubens zu gestatten, sofern die Kinder islamisch erzogen wurden. Allerdings wurden derartige Eheschließungen seitens der Christen und Juden nur in seltensten Fällen anerkannt.
    Die arabische Welt galt zu jener Zeit auch als Hort des Wissens. Augengläser und Lesesteine, um die Altersweitsichtigkeit zu korrigieren, waren bereits weit verbreitet. Die Zerstreuungslinsen, die Abu al-Uyûn für den kurzsichtigen Bertram entwickelt, wurden allerdings erst ein Jahrhundert später erstmals schriftlich überliefert. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass manche Erfindungen schon gemacht wurden, ehe man sie schriftlich niederlegte, sodass ich mir diese Freiheit genommen habe.
    Die Medizin der alten Ägypter war im Altertum hochgeschätzt. Manche medizinischen Papyri legen den Verdacht nahe, dass die alten Ägypter bereits um die Kraft des Penicillium chrysogenum wussten, jenes Schimmelpilzes, aus dem unser heutiges Penicillin hergestellt wird. Stichverletzungen im Bauchraum, wie Philip sie im Kampf erlitten hat, führen unbehandelt aufgrund der im Darm befindlichen Bakterien zu einer eitrigen Bauchfellentzündung, die ohne Antibiotika fast immer tödlich endet.
    Wie schon in Die Sündenheilerin kommen auch in dieser Geschichte mehrere psychiatrische Störungen vor. So leidet Philips Knappe Bertram im Rahmen einer Anpassungsstörung an übermäßigen Schuldgefühlen, ausgelöst durch seine heimlichen Beobachtungen. Derartige Störungen kommen unter Belastungssituationen recht häufig vor und lassen sich gut behandeln.
    Tenem, der Hohepriester des Seth, der die Stimme des Gottes in sich hört, leidet an einer Schizophrenie. Typisch für die Erkrankung sind akustische Halluzinationen in Form von Stimmen. Spezielle Untersuchungen haben ergeben, dass das Hörzentrum im Gehirn durch ein Botenstoffungleichgewicht erregt wird. Da die Betroffenen wirklich etwas hören, sind sie unkorrigierbar in ihrem Wahn und davon überzeugt, dass ihre Wahrnehmungen der Realität entsprechen. In unserer Zeit kann man diese Erkrankung medikamentös sehr gut behandeln.
    Bei Khalil, dem Schurken dieser Geschichte, liegt eine narzisstisch-sadistische Persönlichkeitsstörung vor, die man in dieser Ausprägung auch als Psychopathie bezeichnet. Diese wird in vielen Fällen bereits im Kindesalter ausgebildet, die Ursachen sind weitestgehend unbekannt. Erziehungsdefizite oder