Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
weiteren Angriff gefasst machen, der auf ihre verletzbarsten Stellen abzielte? Dennoch sah sie zu, wie Thea ihr Kleid auseinanderfaltete. Es war eine schlichte Suckenie, ein Oberkleid ohne Ärmel.
»Das ist annehmbar, wenn du eine passende Cotte dazu hast.«
»Habe ich.« Thea zog ein hellgraues Untergewand hervor, dessen Ärmel mit einer grünen Borte gesäumt waren. Recht ungewöhnlich, befand Lena, aber schicklich.
»Woher hast du diese Kleider?«, fragte sie.
»Die lagen dort, wo auch mein Geld versteckt war.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du oft in Frauenkleidern unterwegs bist.«
»Wozu auch? Sie sind hinderlich bei meinem Handwerk. Es sei denn, es gilt einen Mann auszuhorchen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du dazu überhaupt Kleider brauchst.«
Thea zog die Brauen hoch. »Gräfin Helena, Ihr werdet übermütig und verlasst den Boden der Schicklichkeit.«
»In deiner Gegenwart ist weder das eine noch das andere möglich.«
Thea schwieg. Lena sah ihr deutlich an, dass sie über eine schlagfertige Erwiderung nachdachte, doch anscheinend fielen ihr keine passenden Worte ein.
4. Kapitel
P hilips Stimmung hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Dabei hatte er sich so darauf gefreut, nach den langen Tagen der Reise endlich wieder eine ungestörte Nacht mit Lena verbringen zu können. Ihre Blicke im Bad waren vielversprechend gewesen – er wusste, dass es ihr genauso erging. Das Feuer zwischen ihnen brannte noch immer so heiß wie zu Beginn ihrer Ehe. Und doch konnte er nicht verhindern, dass sich Theas Bild vor sein inneres Auge schob. Dass sich die Erinnerung an ihren sündigen Leib und die leidenschaftlichen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, in seine Seele krallte. So heftig, dass er fast das Gefühl hatte, Lena in Gedanken zu betrügen. Und zu allem Überfluss schien Thea es zu wissen. Die Art, wie sie ihn angesehen hatte, wie sie einfach nach seinem Weinbecher gegriffen hatte. Herausfordernd und verführerisch zugleich. Philip hatte geglaubt, es sei vorbei, aber nun spürte er, dass Thea seine Gefühle noch immer beherrschte.
Zum Glück war es einfacher als gedacht, Lena etwas vorzumachen. Sie glaubte, er sei wütend auf Thea, ahnte nicht, dass er sich selbst für sein verbotenes Verlangen verachtete. Immerhin kam er in ihren Armen zur Ruhe und fand bei ihr die Erfüllung, nach der er sich gesehnt hatte. Vergessen konnte er Thea dennoch nicht, sosehr er sich auch bemühte.
Am nächsten Morgen schien ihm Thea schon vor seiner Kammer aufgelauert zu haben. Sie war erstaunlich schicklich gekleidet, trug eine dunkle Suckenie und darunter eine schlichte Cotte. Gelang Lena doch noch das Wunder, aus Thea eine anständige Frau zu machen? Schon bevor er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, erkannte er, welch abwegige Vorstellung dies war.
»Ich brauche deine Hilfe«, sagte Thea und sah ihn wieder mit diesem unschuldigen Kinderblick an.
»So?« Philip verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich kann mein Pferd nicht mit auf die Reise nehmen, deshalb wollte ich es verkaufen. Aber ich fürchte, die Händler hauen eine schwache Frau wie mich gnadenlos übers Ohr.«
Vermutlich würdest eher du den Händlern die Ohren abhauen, dachte er. »Halt dich an Said, der wird das für dich regeln.«
»Ich verstehe.« Sie lächelte. »Du bist noch allzu erschöpft. Nun, das wundert mich nicht, schließlich war nicht zu überhören, dass du dich letzte Nacht am gräflichen Nachwuchs versucht hast.«
Er wusste, dass sie ihn reizen, ihn zu einer unbedachten Bemerkung verleiten wollte, die sie dann gegen ihn verwenden konnte.
»So etwas soll vorkommen«, entgegnete er gelassen.
Thea blieb vor ihm stehen, hielt seinem Blick stand und wich keinen Zoll zurück. Nun gut, dieses Spiel beherrschte er, er würde nicht nachgeben. Einige Augenblicke verstrichen, bis Thea begriffen hatte, dass sie an diesem Tag nicht gewinnen würde.
»Dann frage ich eben Said«, murmelte sie und ging an ihm vorbei. Natürlich nicht, ohne ihn dabei wie absichtslos zu berühren. Teufelsweib.
Zumindest ließ sie ihn für den Rest des Tages in Ruhe. Dennoch überlegte Philip, wie er sie loswerden konnte, aber ihm fiel keine Lösung ein. Wenn sie erst in Venedig wären, müsste er weiter die Verantwortung für sie übernehmen, ob er wollte oder nicht. Diese Vorstellung beunruhigte ihn ebenso wie sein unerwünschtes Verlangen nach ihr.
Die Windsbraut war eine mächtige Kogge, dennoch war der Raum knapp bemessen. Philip
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